Achtung! Ihr Auftritt bitte . . .

Elegant stolziert sie mit hoch erhobenem Schwanz auf langen Beinen daher, gehüllt in ein Fell, dessen Flauschigkeit nicht mehr steigerbar ist. Kommt dann noch ein selbstbewusster Blick hinzu, fällen Unwissende leicht vorschnell das Urteil einer tierischen Diva, selbstverständlich unfähig, jemals eine Maus fangen zu können.

Selbstbewusst, wie eine Türkische Angorakatze ist, wird ihr das schnuppe sein. Wer sich wirklich für sie interessiert, wird überrascht feststellen, dass der erste Eindruck gerade bei dieser Katzenrasse täuscht. Ihr souveräner Auftritt entspringt nicht Arroganz, sondern purer Neugier. Ersteres wäre zu menschlich gedacht. Auch eine noch so vornehm wirkende Katze ist – ein Tier.

Ein robuster Wirbelwind

Anders, als ihre exquisite Optik zunächst vermuten lässt, sind türkische Angorakatzen ausgesprochen robust. Sie verfügen über eine enorme Sprungkraft, schaffen es mit einem Satz auf hohe Schränke und scheinen dabei zu fliegen. Selbst gewagte Sprungkombinationen absolvieren sie mit faszinierender Präzision. Interessante Nischen und Vertiefungen kundschaften sie gerne aus und scheuen hierbei keinen Dreck. Diese Katzen haben sich trotz ihres domestiziert wirkenden Aussehens einen überaus entwickelten Instinkt erhalten. Sie sind sehr wohl in der Lage, sich ihre Mäuse selbst zu fangen und auch sonst im Bedarfsfall "draußen" zurechtzukommen, wobei ein hilfreiches sicheres Gespür für drohende Gefahren existiert. Da kann mancher Haustiger mit Freigang einpacken.

Ihr Charakter ist aufmerksam und zugewandt. Türkische Angorakatzen binden sich eng an ihre Menschen. Fast immer halten sie sich in der Nähe auf. Ihr ganzes Leben lang bleiben diese Katzen lebendig und verspielt. Die meisten von ihnen sind sehr verschmust. Kommen Spiel und andere Zuwendungsbekundungen mal zu kurz, machen sie deutlich darauf aufmerksam. Sie brauchen allerdings nicht ständige Beschäftigung durch ihre menschlichen Mitbewohner, nur ganz ohne – das geht nicht. Sonst können sie sich nämlich gut mit Fellmäusen oder kleinen Bällen amüsieren, sehen aus dem Fenster oder beobachten ausdauernd ihren Halter bei seinen verschiedenen Verrichtungen. Hinter ihrer Neugier steht eine erstaunliche Intelligenz. Es fällt auf, wie schnell sie aus Situationen lernen oder mit welchen fantasievollen Aktionen sie etwas zu erreichen versuchen. Dabei setzen sie gern ihre Stimme in vielfältigen Lauten ein. Langweilig sind türkische Angorakatzen nie. Sie sind außerdem gutmütig und so ideale Katzen für Familien mit Kindern oder Neulinge in der Katzenhaltung. Die "mondäne Diva" ist in Wahrheit ein richtiger Strolch und einfach nur liebenswert.

Eine alte Rasse außerhalb vom Rampenlicht

Türkische Angorakatzen haben mit den berühmteren Perserkatzen nur ein langes weiches Fell gemeinsam. Von gelegentlichen Einkreuzungen beim Züchten abgesehen sind beides eigenständige Rassen geblieben. Es hat den Angorakatzen gut getan, isoliert zu bleiben, sodass sich vieles ihrer Ursprünglichkeit erhalten konnte. Diese Rasse basiert auf einer einst aufgetretenen Mutation des für langen Haarwuchs verantwortlichen Gens. Weitere Genuntersuchungen erbrachten, dass die türkische Angorakatze die weltweit älteste Langhaarrasse der Rassekatzen ist. So stammen also die Perserkatzen von ihr ab. Bereits im 15. Jahrhundert waren türkische Angorakatzen in der Türkei bekannt. "Angora" ist der alte Name der türkischen Hauptstadt "Ankara". Noch heute ist diese Katzenrasse in der Türkei präsent und beliebt. Die "Ankara kedisi", wie sie dort heißt, wurde sogar zur Nationalkatze ernannt.

Die schlank gebauten, muskulösen Angorakatzen zählen zu den Halblanghaarkatzen. Im Gegensatz zu Perserkatzen besitzen sie außerdem keine Unterwolle, sodass sie ihr Fell gut selbst pflegen können. Ein Halter braucht hier nur selten etwas zu richten, darf aber gern als Geste der Zuwendung seinem Liebling dennoch das Fell kämmen oder bürsten. Das Fell fühlt sich extrem weich an. Umgekehrt fühlt sich irgendwann für Angorakatzenhalter das Fell von Kurzhaarkatzen deutlich härter an. Der Kopf einer türkischen Angorakatze ist nicht rund und mit flacher Nase wie bei einer Perserkatze, sondern zeigt ein ausgeprägtes keilförmiges Profil. Die Augen sind mandelförmig in leicht schräger Stellung. Die fast immer recht großen Ohren laufen auf ihren oberen Spitzen in kleine Haarpinselchen aus. Im Halsbereich verdichtet sich das Fell vieler Angorakatzen zu einer angedeuteten "Löwenmähne" und an den Hinterbeinen tragen sie sogenannte "Höschen" aus ebenfalls verdichtetem und etwas längerem Fell. Zwischen den Fußballen befinden sich ein paar weitere Haarbüschel.

Türkische Angorakatzen gibt es in vielen Farben. Sie können weiß sein, rot, schwarz, getigert, dreifarbig oder häufig auch schwarz-weiß, rot-weiß oder weiß mit Tigermusterung. Bei komplett weißen Katzen besteht häufig ab Geburt Taubheit oder Schwerhörigkeit, bedingt durch einen gemeinsam mit einem Chromosom verknüpften Erbgang von Hörvermögen und Fellfarbe. Dies betrifft übrigens alle Katzen und hat mit der Rasse selbst nichts zu tun. Die Augenfarben weisen viele Varianten auf: Grün, Blau, Orange oder Hellbraun. Durchaus nicht unerwünscht sind dabei auch manchmal auftretende unterschiedliche Augenfarben wie links in Blau und rechts in Orange. In der Türkei heißt es sogar, Kemal Atatürk werde eines Tages als türkische Angorakatze wiedergeboren – mit einem blauen und einem orangefarbenen Auge.

Textdompteuse, am 09.08.2011
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