Teil 6 - "Wir alle spielten Theater - und nun?"
Essay: Studienleistung im Bachelor-Studiengang Sozialwissenschaften an der Universität Hannover über die Rollentheorie von Erving Goffman: Wir alle spielen Theater. Die Selbstdarstellung im Alltag. Modul: Einführung in die Sozialpsychologie.
Universität: Leibniz Universität Hannover (LUH)
Studiengang: Sozialwissenschaften
Abschluss: Bachelor of Arts (BA)
Modul: Einführung in die Sozialpsychologie
Seminar: Subjekttheoretische Sozialisationstheorien im Vergleich
Art: Essay als Studienleistung
I N H A L T - Lesen Sie auch die anderen Teile
Voranmerkungen
Über den Grund, diesen Essay zu verfassen
Teil 1 - "Wir alle spielten Theater - und nun?"
Teil 2 - "Wir alle spielten Theater - und nun?"
Teil 3 - "Wir alle spielten Theater - und nun?"
Teil 4 - "Wir alle spielten Theater - und nun?"
Teil 6
Der Gedanke an Internetchats ist in diesem Zusammenhang trügerisch: Am anderen Ende der Leitung sitzt ebenfalls ein Mensch, der auf die Interaktion reagieren kann, der als Publikum und Interaktionspartner dient.
Technischem Fortschritt ist ebenfalls zu erdanken, dass man sich im öffentlichen Raum nahezu jeder größeren Stadt kaum bewegen kann, ohne dabei von Videokameras aufgenommen zu werden. Interessant ist hier, inwieweit die Menschen im Alltag diese Gegenwart der Kameras bewusst wahrnehmen, bzw. ihr Spiel aufrechterhalten, obwohl kein Mensch in Fleisch und Blut anwesend ist.
Ich empfand es als anregend, gedanklich einmal durchzuspielen, ob und auf welche Weise Goffmans Werk auf Grund des technischen Fortschritts einer Überarbeitung unterzogen werden sollte. Die Reflexion Goffmans Gedanken in Bezug auf eine veränderte Wirklichkeit hat mir sein Werk noch greifbarer werden lassen. Abschließend möchte ich dem Leser überlassen, ob er sich eine Fernsehanalogie wünscht oder ob ihm Goffmans Werk ausreicht. Mir ist deutlich geworden, dass das Fernsehen zwar eine größere Anzahl an Zuschauern erreicht, durch die zwischengeschaltete Technik und den Zeitversatz zwischen Rollenspiel und Konsum des Rollenspiels die Konstruktion der Rolle eher verschleiert. Um zu verstehen, wie Menschen im Alltag eine Rolle spielen, bietet die Theateranalogie das klarere und verständlichere Bild.
Nachdenklich stimmt mich im Gegensatz zu dieser Feststellung die These, dass sich Menschen im Alltag ständig wie Filmschauspieler benehmen, weil sie ihr Verhalten auf Grund der ständigen Präsenz von Überwachungskameras verändern. Der Gehalt dieser These bleibt zu untersuchen.
Vielleicht überwiegen die Ähnlichkeiten zwischen Fernsehen und Theater unter der Perspektive der Rollentheorie so sehr, dass eine Neuformulierung Goffmans Werkes an Erbsenzählerei und Zeitverschwendung grenzen würde. Um mit Goffmans Worten zu schließen: "Die ganze Welt ist wie eine Bühne, wir stolzieren und ärgern uns ja ein Stündchen auf ihr herum, und dann ist unsere Zeit um."