Hunde im Spital

Hunde werden mittlerweile in den verschiedensten Bereichen als Therapeuten und Helfer für Menschen mit Behinderung eingesetzt. Unter den Schlagwörtern "AAT" (animal assisted therapy, tiergestützte Therapie) und "AAE" (animal assisted education, tiergestützte Pädagogik) werden Hunde und andere Tiere heute in vielen Bereichen der Seniorenarbeit, Ergotherapie und der Arbeit mit kranken oder verhaltensauffälligen Kindern eingesetzt.

Doch Krankenhäuser sind eine letzte Bastion, in die Hunde nur zögerlich vordringen: Passt so ein pelziger Vierbeiner zu den Hygienerichtlinien eines Spitals? Dürfen die das überhaupt?

Therapiehund

Therapiehund (Bild: Amy, Clker)

Die Antwort ist: Sie dürfen. Therapiehunde im Krankenhaus sind natürlich keine wandelnden Flohschleudern, sondern sie werden regelmäßig tierärztlich überprüft, verfügen über vollständige Impfpässe und werden auch sonst so sauber gehalten, dass sie keine Drecktatzen auf dem Fliesenboden hinterlassen. Vom weißen Mantel sind sie dann aber befreit. Gepflegte Therapiehunde sind kein Hygieneproblem.

Was macht der Hund im Krankenhaus?

Therapiehunde arbeiten nun eher nicht im Operationssaal, sondern mehr dort, wo Menschen an Erkrankungen leiden, die mit Verhaltensstörungen oder Beeinträchtigungen von Beziehungen und Gefühlen einhergehen: Der Psychiatrie.

Da Therapiehunde noch nicht so verbreitet sind, gibt es auch noch keine einheitlichen Standards darüber, was Hunde dort machen. Insgesamt zeichnet Therapiehunde jedoch aus, dass sie zusammen mit ihrem Hundeführer eine ganz bestimmte Aufgabe in einem interdisziplinären Behandlungskonzept erfüllen. Das unterscheidet sie zum Beispiel von reinen Besuchshunden, wie sie in Altersheimen häufig sind. Die Hundeführer und Hundeführerinnen kommen meist (in machen Vereinen immer!) selbst aus dem Psychiatriebereich: Sie sind Psychiatrie- krankenschwestern, Sozialarbeiterinnen, Ergotherapeutinnen oder andere Personen mit therapeutischer Vorbildung.

Interessante Links

Therapiehunde Deutschland
Ein umfangreicher Artikel.

"Modellversuch Therapiehund": Konzeption für eine psychiatrische Akutstation des ZfP Südwürttemberg
Ein Konzeptpapier von Klaus Koch, Christine Süß und Ingo Asshauer

Therapiehunde Austria: Bildergalerie
Hier werden Therapiehunde ausgebildet

Therapiehunde Austria: Prüfungsordnung
... was ein Therapiehund alles können muss.

Ein österreichisches Modellprojekt: Hundetherapie in der Psychiatrie
Ein Interview mit Christoph Silberbauer und Valerie Pecher

therapiehunde.ch
Verein Therapiehunde Schweiz

Therapeutische Aufgaben von Therapiehunden können zum Beispiel sein:

  • Aktivieren: Schwer depressive Menschen können manchmal kaum das Bett verlassen, sich jedoch dem Einfluss des Hundetherapeuten nicht entziehen. Aufzustehen, sich anzuziehen und mit Hund und Hundeführer eine Runde an die frische Luft gehen, kann ein großer Schritt sein.
  • Spielen: Mit dem Hund zu spielen, bringt Menschen in Bewegung, setzt Glückshormone frei und stärkt das Selbstwertgefühl. Depressive Leute haben oft das Gefühl, dass sie überflüssig sind und niemand sie mag. Der Hund bringt ihnen Spaß und Respekt entgegen. Je nach Spiel werden auch die motorischen Fähigkeiten gefördert (zum Beispiel Ball werfen bei Menschen nach Hirnschädigungen).
  • Beruhigen: Schon das Erscheinen eines Therapiehundes kann die angespannte Stimmung auf einer Station beruhigen. Er lenkt Aufmerksam auf sich und weckt positive Emotionen. Es gibt auch Studien, dass ein Therapiehund das Stressniveau des Personals senkt. Das wirkt natürlich auf die Patienten zurück.
  • Streicheln lassen: Streicheln kann zum Beispiel unruhig-demente Menschen beruhigen und schöne Erinnerungen wecken. 
  • Aufgaben bewältigen: Mit dem Hund eine kleine Aufgabe bewältigen, wirkt ebenfalls depressiven Gefühlen und Gedanken entgegen ("Ich schaffe nichts mehr." "Niemand hört mir zu.")
  • Kontakt fördern: Viele Menschen sind in der Psychiatrie, weil sie mit anderen Menschen keine guten Erfahrungen gemacht haben. Der Hund geht vorurteilsfrei und unbefangen auf Menschen zu. Oft fällt es zunächst leichter, Kontakt zum Hund zu knüpfen als zu einem anderen Menschen.

Was muss ein Therapiehund können?

Ein Therapiehund muss keine Zirkuskunststücke können, keine Türen öffnen und keine Schlüssel apportieren. Aber er muss nervenstark sein, absolut gehorsam und mit seinem Hundeführer auch in schwierigen Situationen in Kontakt. Er muss mit ungeschickten und ungestümen Bewegungen und Berührungen fremder Menschen zurecht kommen, mit ungewohnten Gerüchen, Geräuschen und Gegenständen. Er muss Menschen aushalten, die laut sind und mit größeren Gruppen von Menschen umgehen können. Unübersichtliche Situationen dürfen ihn nicht aus dem Konzept bringen. Er muss auch mit fremden Menschen spielen und ihre Kommandos befolgen, um dann sofort wieder dem Hundeführer zu gehorchen, wenn dieser eingreift. Das alles ist sehr anstrengend für den Hund und richtige Arbeit. Hoffen wir, dass diese Arbeit in Zukunft besser gewürdigt wird und mehr Vierbeiner in unsere Spitäler Einzug halten.

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