Du Wolle Trocknerbälle?

Um diese Behauptung zu überprüfen, griff ich ganz tief in mein Politiker-Phrasenschwein (für jede Floskel von wegen "soziale Gerechtigkeit" und "neo-liberal" ausgerechnet in einem Hochsteuerland mit ausufernder Bürokratie wird ein Euro fällig – mein Bankkonto wird die nächste Wahl garantiert nicht überleben) und kaufte sechs Trocknerbälle des Herstellers i-gruv. Die Lebendwollspender grasen in Neuseeland, was sich natürlich anbietet, stellen doch Schafe neben Peter Jackson, dem Herrn der Bauchringe, Kiwis und Lorde – eine Art Hybridsängerin, die man offenbar aus den Resten von "Nirvana" und einer menstruierenden Alanis Morissette erschaffen hat – den berühmtesten Exportartikel der sympathischen Inselgruppe dar. Die Trocknerbälle langten wenige Tage nach der Bestellung ein – schnellbrütende Schafe? -, sodass ich sie gleich einem Härtetest unterziehen konnte. Wobei "Härte"test in diesem Zusammenhang keine glückliche Wortwahl ist, denn die Wäsche sollte ja nicht hart, sondern weich aus dem Trockner kommen.

Angepriesen werden die optisch an Schneebälle erinnernden Wollprodukte als Geschenk für frisch gebackene Eltern. Weder besitze ich einen Brotbackautomaten, noch hege ich den Wunsch nach Elternschaft, weshalb ich mich aufs Wesentlich konzentrierte: Mich selbst. Und welch‘ Zufall: Gleichzeitig mit den Trocknerbällen ward‘ auch eine neue Bettdecke eingetroffen! Zwar nicht aus Daunen, aber trotzdem ein Fall für die Erstreinigung und insbesondere –trocknung. Schließlich will ich mein Bett nicht in ein Feuchtgebiet (Anmerkung am Rande: Heute ist es doch wohl jedem peinlich, dem Hype erlegen zu sein, oder? Seien Sie beruhigt: In ein paar Jahre wird auch keiner mehr zugeben, 50 Shades Of Hay (deutscher Titel: "Wieso liegt'n da Stroh rum?") gelesen zu haben) verwandeln, auch wenn es den Stechmücken ganz recht so wäre.

Diese junge Dame hat nicht nur Stroh am Kopf, sondern auch Holz vor ... äh, lassen wir das lieber ... (Bild: https://pixabay.com)

Trocknerbälle nie mitwaschen!

Gemäß Anleitung, die in Kurzform auf dem Stoffbeutelchen abgedruckt steht, als auch ausführlicher im PDF-Format vom Hersteller zur Verfügung gestellt wird, wusch ich die Decke zunächst, ehe ich vor dem Trockenvorgang vier Trocknerbälle beifügte. Keinesfalls darf man die Bällchen bereits beim Waschgang einlegen, da sie sich mit dem Wasser vollsaugen und die Trommel beschädigen könnten. Hätte es sich um eine Daunendecke gehandelt, wäre ich mit Däunchen drehen beschäftigt gewesen.

Stattdessen zählte ich Schafe und kam nicht weit, da der Trockenvorgang überraschend schnell beendet war. Gut, das war ja nur eine einzige Bettdecke. Also wiederholte ich den Test einen Tag später mit einer vollen Ladung Wäsche (zwar nicht meine, aber die Nachbarn benötigen echt mal neue Klamotten) den Test, und siehe da: Wie versprochen benötigte der Trockenvorgang erneut weitaus kürzer als üblich.

i-gruvs Trocknerbälle sind ihre Wolle wert!

Kurzum: i-gruvs Trocknerbälle aus Schafwolle funktionieren entweder tatsächlich, oder mein Waschtrockner manipuliert die Zeit. Mit beiderlei kann ich leben. Auch das Versprechen, dass die Wäsche weich aus der Maschine kommt, kann ich bestätigen. Quasi das i-Tüpfelchen auf dem i von i-gruv ist es, vor dem Trockenvorgang auf jedes der Bällchen maximal drei Tropfen ätherischen Öls zu träufeln. Die Wäsche wird nicht nur weicher, sie riecht auch besser. Ob Babykleidung davon besser riecht, vermag ich weder zu sagen, noch möchte ich es je herausfinden. Die Befürchtung, die Wollbällchen würden sich einfach auflösen oder fröhliche Fusel-Fusionen mit dem Lieblingshemd eingehen, kann man vergessen: Da fuselt höchstens minimal was, und das, was fuselt, findet sich im Trocknersieb wieder, das man ohnehin von Zeit zu Zeit reinigen sollte.

Die Trocknerbälle selbst müssen übrigens nicht separat in den Trockner: An der Luft trocknen sie in Windeseile, wobei man sie nach einem Trockenvorgang selbst mit Restfeuchtigkeit versehen gleich wieder einsetzen kann. Manche Leute servieren bekanntlich Tennisbälle in den Trockner. Ein Doppelfehler, wie ich aus Erfahrung behaupten möchte: Erstens hielten die Dinger nicht allzu lange und zweitens gaben sie einen penetrant gummiartigen Geruch von sich. Vielleicht lag es auch am Schweiß von Boris Becker, ich weiß es nicht, und auch das will ich so genau gar nicht wissen. Was ich weiß ist, dass diese Trocknerbälle selbst nach mehrmaligem Gebrauch wie neu aussehen. Andererseits sind sie für ein Tennisspiel vermutlich weniger geeignet als ein zünftiger Tennisball. Einigen wir uns gütlich darauf: Trocknerbälle in den Trockner, Tennisbälle auf den Tennisplatz. Der liebe Gott wird sich schon was dabei gedacht haben, weshalb er Schafe zylinderförmig und nicht kreisrund erschuf.

"Versteckt euch! Da kommt ...

"Versteckt euch! Da kommt Schafrichter Wolli Pocher!" (Bild: https://pixabay.com/)

Alles Gute kommt von Jute

Aufbewahren kann man die Bälle im Jutesäckchen, das mit einer Kordel versehen ist. Persönlich finde ich es sympathisch, dass das umweltfreundliche Konzept konsequent durchgezogen wird und die Ware nicht wie mittlerweile üblich in zehn Lagen Zellophan verschweißt geliefert wird. Das freut das Klima, was wiederum die Schafe freut, die mehr zum Fressen vorfinden, um die nötige Wolle zu liefern. So ein Schaf muss ja auch was verdienen, um sich nach der Schur eine Daunendecke kaufen zu können. Neuseeländische Nächte sind rau – so rau, dass nach der Rechtschreibreform das h am Schluss erfroren ist.

Fazit: Vor einigen Jahren testete ich ein paar Trocknerbälle aus Kunststoff, die sich als völlig nutzlos erwiesen. Im Gegensatz hierzu kann ich die Produkte von i-gruv empfehlen. Ob die Trocknerzeit um 40% weniger beträgt, kann ich nicht verlässlich bestätigen. Dass der Trockner erheblich weniger Zeit benötigt, hingegen vollauf. Mag der Preis für ein paar Wollbällchen anfangs noch schrecken, sollte man über längere Sicht hinweg den Kaufpreis aber locker wieder einsparen. Wie lange die Dinger halten, wird sich in meinem Fall erst weisen. Nachdem bislang aber null Verschlusserscheinungen zu beobachten (bzw. nicht zu beobachten) sind, gehe ich von ihrer Langlebigkeit aus. Selbige wünsche ich auch unseren gewollten Freunden, den Schafen in Neuseeland. Auf dass ihr sanftes Blöken das enervierende Quäken von Lorde übertönen und ich wieder das Schaf der Gerechten finden möge!

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