Schuhe oder doch Staubwisch-Roboter?

Ich geb's zu: Als emanzipierter Hausmann (soll heißen: Ich schmeiße den Haushalt ganz ohne fremde Hilfe. Wir haben das 21. Jahrhundert, meine Damen! Schluss mit der Männerbevormundung!) hasse ich das feuchte Aufwischen des Bodens wie Pest, Cholera und Schalke 05 zusammengenommen. Da ich mir die Anschaffung einer Putzhilfe nicht leisten kann und die meisten Frauen Angebote der Marke: "Kommst du noch mit zu mir, den Boden aufwischen?" irgendwie nicht ernst nehmen oder als Euphemismus für durchaus unehrenhafte zwischenmenschliche Aktivitäten missinterpretieren, muss ich diese ekelhafte Arbeit selbst übernehmen.

Oder vielmehr: Musste ich bislang selbst übernehmen, denn inzwischen bin ich Besitzer des Staubwisch-Roboters Braava des bekanntesten Herstellers entsprechender Haushaltsgeräte, nämlich iRobot. Als das Modell iRobot Braava 380 in Aktion war, schlug ich zu, wiewohl der Preis ein ordentliches Loch in die Haushaltskassa riss und im Falle einer Beziehung vielleicht für eine spontane Zwangseinweisung in die Psychiatrie gereicht hätte. Denn: Was, bitte, sollte der Unfug mit einem Staubwisch-Roboter? Da hätte man gut und gerne zwei hübsche Paar Schuhe bekommen, also etwas weitaus Nützlicheres laut weitgehend übereinstimmender Damenauffassung.

Ach ja, und so sieht das Gerät aus. Ich habe das rechte, schwarze genommen, obwohl es teurer ist und auf den ersten Blick wie ein hypermoderner Locher aussieht. Die Gründe für meine Entscheidung erkläre ich gleich. Bleiben SIe dran! Nach nur einem Spot geht es weiter.

Den Ausschlag für das Modell iRobot Braava 380 gegenüber dem 320 gab vor allem die Ladezeit. 4 Stunden Ladezeit sind schon happig, aber das Gerät einen halben (!) Tag lang anstecken zu müssen, wie es beim Braava 320 der Fall sein soll, das war mir dann doch zu Länge. Jawohl, die Länge ist manchmal doch entscheidend!

Der Lieferumfang des überraschend kleinen Kartons umfasste Folgendes: Neben dem Staubwisch-Roboter iRobot Braava selbst ein Cube für die Navigation, je ein Fasertuch zum Trocken- bzw. zum Nasswischen, ein Pad, in das man Wasser einfüllt, einen Aufsatz fürs Trockenwischen, ein Ladekabel und natürlich eine Bedienungsanleitung. Um ein zweites Eingeständnis abzuliefern: Ein bisschen Bammel hatte ich davor, dass die Bedienung des Geräts kompliziert sein könnte. Das Gegenteil war der Fall: Dieser Staubwisch-Roboter ist kinderleicht zu bedienen! Ich beweise es dem geneigten Leser dieses Tests durch eine Bebilderung der Vorgangsweise beim Feuchtwischen.

1. Staubwisch-Roboter laden (benötigt: Steckdose, aktiven Stromkreis)

2. Wasser ins Pad einfüllen (Achtung! Wasser nicht im Lieferumfang enthalten!)

3. Fasertuch zum Feuchtwischen ans Pad festhaften (hält über einen Klettverschluss)

4. Das Pad an den Staubwisch-Roboter anheften - dieses hält via Magnethaftung (oder schwarze Magie, keine Ahnung)

5. Den Cube für die Navigation auf einer erhöhten, ebenen Stelle (ideal: Tische) aufstellen

6. Fleißaufgabe: Boden möglichst von Hindernissen freimachen (Stühle, dicke Teppiche, Alkoholleichen, etc.)

7. Den Staubwisch-Roboter einschalten und die Taste fürs Feuchtwischen drücken - fertig!

Viel Licht beim Staubwisch-Roboter iRobot Braava ...

Das Wischergebnis kann sich sehen lassen, zumal einer der Vorteile des Geräts jener ist, dass es mit seinen knapp 8 Zentimetern Höhe auch dort reinigt, wohin man mit dem Wischmop nur schlecht kommt. Zudem wischt es sauber die Seiten entlang, da das Tuch über die Kante hinausragt. Die Mikrofasertücher sollten bei starker Verschmutzung in der Waschmaschine gereinigt werden (keinen Weichspüler verwenden!). Ansonsten reicht es, sie auszuspülen.

Ein heikler Punkt ist die Lärmentwicklung. Viele Saugroboter erzeugen einen Lärm wie … nun ja, wie ein Staubsauger eben! Dieser Aspekt fällt beim Staubwisch-Roboter iRobot Braava weg. Lediglich das mechanische Surren der Antriebsräder ist zu vernehmen.

Laut Hersteller – und die lügen bekanntlich nie! – kann das Gerät im Nassmodus bis zu 2,5 Stunden wischen. Je nach Wohnungsgröße sollte man tatsächlich viel Zeit und Geduld einplanen und den Staubwisch-Roboter nebenher laufen (bzw. rollen) lassen. Für eine schnelle Reinigung ist nach wie vor der Wischmop die ideale Lösung. Außerdem muss bei größeren Wohnungen das Wasser nachgefüllt werden.

... aber auch Schatten

Wo viel Licht, ist auch Schatten, und die Nachteile des iRobot Braava sollen nicht ausgeklammert werden. Neben dem happigen Preis fällt ausgerechnet die leichte Bauweise des Geräts (keine zwei Kilo) gewissermaßen ins Gewicht. Hartnäckige Verunreinigungen kann es wegen des fehlenden Drucks naturgemäß nicht beseitigen. Somit empfiehlt es sich, beispielsweise eingetrocknete Kaffeeflecken am Boden händisch zu reinigen und dem Staubwisch-Roboter den Feinschliff erledigen zu lassen.

Wie bei leider den meisten Haushaltsgeräten hält eine Akkuladung nicht lange. Deshalb sollte man ihn nach jedem längeren Reinigungsvorgang aufladen, was bei leerem Akku ca. 4 Stunden dauert. Nicht nur der Staubwisch-Roboter selbst, auch das Zubehör ist teuer. Unverständlich ist, weshalb der für die Navigation nötige Cube mit Batterien gespeist werden muss und nicht via Akku seine Energie erhält. Anders als ein Saugroboter besitzt der iRobot Braava keine Ladestation, zu der er automatisch zurückkehrt, sobald der Akku leer ist. Allerdings bereitet es keine Mühe, das leichte und recht handliche Gerät hochzuheben und ans Ladekabel anzuhängen.

Fazit des Tests: Lohnt sich ein Staubwisch-Roboter?

Diese Frage lässt sich auf pekuniäre Weise beantworten: Falls der recht hohe Preis das Gerät kein Problem darstellt, kann man unbesehen zugreifen. Wie bereits gesagt handelt es sich um ein nützliches Helferlein und nicht um spektakuläres Multifunktionsgerät. Für den täglichen oder wöchentlichen Gebrauch ist es einfach superpraktisch, den Staubwisch-Roboter die Wohnung durchwischen zu lassen, während man ein paar Stunden lang die Wohnung verlässt und sich darauf freuen kann, bei der Rückkehr einen geputzten Boden vorzufinden.

Spielt hingegen jeder Euro in der Haushaltskasse eine entscheidende Rolle, sollte man vom Kauf absehen, da der iRobot Braava nichts besser oder schneller als ein/e tüchtige/r Hausfrau/-Mann (sehen Sie, wie toll ich gendern kann?) erledigen kann. Meine persönliche Note dazu: Ich möchte ihn keinesfalls mehr missen, nachdem der Staubwisch-Roboter den Test mit Bravour bestanden hat.

Vor- und Nachteile des Staubwisch-Roboters

Vorteile:

+ nützliches Teil im Haushalt

+ reinigt leichte Verschmutzungen gründlich, inbesondere an schwer zugänglichen Stellen

+ extrem einfache Handhabung

+ superleise

 

Nachteile:

- sehr teuer

- starke Verschmutzungen können wegen des fehlenden Drucks nicht beseitigt werden

- Akku hält nur wenige Stunden

Tipps zur Benutzung des iRobot Braava

+ Spritzen Sie etwas Wasser auf unempfindliche Stellen (Fliesenböden). Dadurch erhält der Staubwisch-Roboter mehr Flüssigkeit zum Wischen.

+ Verwenden Sie warmes (kein heißes oder gar kochendes!) Wasser, wenn der Boden rascher trocknen soll.

+ Laden Sie ihn nach jedem kompletten Wischvorgang auf, um ihn beim nächsten Mal wieder sofort einsetzen zu können.

+ Richten Sie den Cube so aus, dass er in die Richtung des Geräts zeigt. Dadurch kann er schneller eine Verbindung aufbauen.

+ Bereiten Sie eine freie Putzfläche vor: Stühle auf den Tisch, Vorleger weg, etc.

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