Über: Fest der Finsternis von Ulf Torreck
Was für ein Thriller - verstümmelte Leichen, Intrigen und Verschwörungen im finsteren Paris von 1805Entdeckt auf der Buchmesse in Leipzig
Der Klappentext hätte mich nicht zum Lesen bewegt. Ulf Torreck selbst machte mich neugierig auf die Geschichte. Ich traf den Autor während der Leipziger Buchmesse 2017 bei einem Bloggertreffen der Verlagsgruppe Random House, als er sein Buch in den Händen hielt. Da ich für ein Reisemagazin nach Empfehlungen für Urlaubslektüre suchte, fragte ich, welchen Reisenden er das Buch ins Urlaubsgepäck legen würde. Er überlegte kurz und fasste zusammen - geschichtlich interessierten Krimfreunden, die einen Thriller verkraften und nach Frankreich, vielleicht sogar nach Paris fahren. Dann skizzierte er mit knappen Sätzen den Inhalt und machte es spannend genug, dass ich um ein Rezensionsexemplar bat.
Buchautor Ulf Torreck (Bild: K. Heidelberger)
Leichen, Intrigen, Liebe und Loyalität
Die Story hat alles, was ein Thriller braucht – Leichen, Loyalität, Liebe und Intrigen sowie Helden und Schurken, wobei die Grenzen fließend sind. Einst real existierende Personen agieren mit erfundenen Charakteren. Deutliche Worte schildern Grausamkeiten, manchmal ist die Spannung kaum auszuhalten, kaum scheint des Rätsels Lösung nah, kommt es noch schlimmer. Satan und Voodoo kommen ins Spiel, doch bevor das Geschehen völlig mysteriös und unrealistisch wird, deutet die Spur wieder auf von Menschen gemachte Verbrechen.
Schauplatz: Paris im Jahr 1805
Seitenweise trat für mich die eigentliche Mordgeschichte jedoch in den Hintergrund. Mich faszinierten die Schilderungen der Pariser Verhältnisse und der Beziehungen der Charaktere untereinander. Ulf Torrecks geschriebene Worte erzeugten, Bilder, Gerüche und Geräusche in meinem Kopf. Ich roch den "zähen Brei von Abfällen und Mix" in den Straßen und Gassen von Paris. Ich sah, wie der kleine, rundliche Marquise de Sade neben dem hochgewachsenen schlanken Kommissar Marais daher stolzierte. Ich konnte das Bellen der Bluthunde des Kopfgeldjägers Nicolas Bonnechance hören und spürte wie es zwischen der jungen Silhouette und Marais knisterte. Nebenbei habe ich etwas über das Sozialgefüge im Pariser Rotlichtmilieu erfahren und mein Schulwissen über Jakobinerherrschaft und Guillotine ist jetzt mit Bildern von Schmetterlingen im Konvent von Picpus hinterlegt.
Fazit:
Zarte, empfindsame Gemüter finden sicher ein anderes Buch. Wer mit deutlichen Worten beschriebene schauerliche Szenen verträgt und Krimis im historischen Gewand mag, sollte sich das Fest der Finsternis nicht entgehen lassen. Ich werde die 672 Seiten sicher noch ein drittes Mal lesen.
Sehr kurze Zusammenfassung: Die Geschichte spielt im liederlichen, intriganten und schmutzigen Paris von 1805. Dort werden verstümmelte Leichen junger Mädchen gefunden. Der in die Provinz versetzte Kommissar Marais wird nach Paris zurück beordert und mit der Aufklärung der Mordserie beauftragt. Mächtige Widersacher, Verschwörungen und seltsame Geschehnisse erschweren die Mörderjagd. Doch er bekommt Hilfe aus allen Schichten der Gesellschaft. Schließlich wird der unglaubliche Fall geklärt und den Schuldigen auf einzigartige Weise das Handwerk gelegt.
Fest der Finsternis ist am 13. Februar 2017 im Heyne Hardcore Verlag erschienen. Es ist eine Paperback Ausgabe mit 672 Seiten in handlicher Größe.
Der Autor Ulf Torreck hat für den Thriller mehrere Jahre recherchiert und sich intensiv mit den dunklen Seiten des Menschen befasst. - So steht es in der Kurzvita des Verlages. Anders wäre so eine detaillierte, packende Geschichte in historischem Umfeld sicher gar nicht schreibbar.
Bildquelle:
Kerstin Schuster
(Das Mädchen vom Siebenstern – spannendes Kinderbuch von Mario Licht...)
johannes flörsch
(Rezension Wolf von Niebelschütz: Kinder der Finsternis)
Karin Scherbart
(Asterix bei den Pikten – Rezension)