Umjubelte Premiere bei den Karl-May-Festspielen in Bad Segeberg

Ein actionreiches Abenteuer

Pferde haben auch nur Nerven. So hatten Kutscher und Reiter am Premierenabend von "Unter Geiern" teilweise ganz schön zu tun, um ihre Tiere in Schach zu halten. Die zeigten sich nämlich von ihrer temperamentvollen Seite.

Dabei gibt es in dem diesjährigen Abenteuer von Winnetou und Old Shatterhand ohnehin schon Action genug. Selbst wenn man sich einfach mal nur entspannen will, begeistert Buffalo Bill (Joshy Peters) mit einer ebenso legendären wie aufsehenerregenden Wild-West-Show, während der eigentümliche Professor Hieronimus Zacharias Schmalfuß (sehr gut Uwe Karpa) an einem Anti-Bammel-Drink arbeitet und sich dabei fast selbst in die Luft sprengt. 

Eigentlich gilt es jedoch, einer skrupellosen Gangsterbande, den Llanogeiern das Handwerk zu legen. Sie versetzen nämlich die Pfähle in den gefährlichen Plains des Llano Estacado, um Reisende in die Irre zu führen. 

Idealbesetzung gefunden

Anders als bei bisherigen Inszenierungen hat man für das diesjährige Karl-May-Abenteuer eine Rund-um-Idealbesetzung gefunden. Und das nicht nur mit Jan Sosniok und Wayne Carpendale, die als Winnetou und Old Shatterhand einmal mehr wunderbar miteinander harmonieren. Es scheint, die Rollen sind wie für die beiden gemacht. Das mag auch daran liegen, dass sie ihren Figuren etwas mehr Temperament einhauchen als es ihre Vorgänger getan haben. Doch nicht nur Sosniok und Carpendale überzeugen im Wilden Westen. Während es bei den Festspielen in Bad Segeberg immer wieder mal an der schauspielerischen Leistung der jungen Damen scheiterte, reitet mit der 27-jährigen Heidrun Fiedler endlich eine junge Frau in die Arena, die ihr Handwerk versteht. Mit viel Charme und Talent überzeugt sie in der Rolle der Mary Helmers. Ihr Spiel hat eine wohltuende Leichtigkeit. Sollte man die Hamburgerin noch häufiger für Bad Segeberg engagieren - es wäre nicht die schlechteste Entscheidung. 

Und was ist mit Gaststar Christian Kohlund? Selten sah man jemanden im Kalkberg-Rund, der sich jeder seiner einzelnen Bewegungen so bewusst ist wie Kohlund. Jede Geste, jedes Zucken der Augenbrauen ist genau gesetzt. Als Schauspielerkind ist er mit dem Theater groß geworden, hat alles von der Pike auf gelernt und ist für die große Bühne wie geschaffen. Großartig wie er den falschen Priester Burton gibt, unschuldige Bibeltexte zitiert und doch dabei in seinen Augen eine versteckte List aufblitzen lässt. Ein wunderbarer Umschwung, wenn er sich dann als der Kopf der gefürchteten Llanogeier-Bande entpuppt und sich von seiner berechnenden Seite zeigt. 

Ein Sommer unter Geiern

"Unter Geiern - Der Geist des Llano Estacado" wird noch bis zum 7. September 2014 jeweils donnerstags bis samstags um 15 und 20 Uhr, sowie sonntags um 15 Uhr gespielt.