Schlaflosigkeit - Folter der Seele

Bei einer Befragung gaben über 80 Prozent der Interviewten an, den Schlaf mit größerer Sehnsucht zu erwarten als das Wachsein. Guter Schlaf verschafft Geborgenheit, Genuss, Erholung und Wärme. Schlaflosigkeit und Wachsein geht meistens einher mit Frust, Hektik, Termindruck und Konflikte. Jegliche Störung des Nachtschlafes wird daher vom Menschen als etwas Unangenehmes, als ein Eingriff in die Intimsphäre bewertet und ruft Stress hervor. Personen, die nicht einschlafen oder nach dem nächtlichen Erwachen nicht wieder einschlafen können, beschreiben diesen Zustand als eine "psychische Qual" oder "Folter der Seele".

Schlaf entspannt Körper und Geist - Traum- und Tief-Schlaf

Das Maß für erholsamen Schlaf ist die Ausgewogenheit der drei Zustände des Menschen: Wachsein, Schlaf und Traumschlaf. Der Schlaf durchläuft periodisch fünf Schlafstadien. Beginnend mit dem Übergang vom Wachzustand ins 1. Schlafstadium, folgt nach wenigen Minuten das 2. Schlafstadium. Wird der Schläfer nicht gestört, erreicht er nach kurzer Verweildauer im 3. Stadium den Tiefschlaf 4. Die Weckschwelle nimmt mit jeder Schlafvertiefung zu. Das Ende eines Schlaf-Zyklus bildet der Traumschlaf 5, bei dem heftige Bewegungen der Augäpfel unter geschlossenen Lidern zu beobachten sind.

Solche Schlafzyklen durchwandert der Schläfer während einer achtstündigen Nacht vier- bis fünfmal. Für die physische Regeneration ist der Tiefschlaf und für die psychische Erholung der Traumschlaf verantwortlich. Beim Letzteren werden Gedächtnis-Inhalte aufbereitet und verarbeitet. Deshalb tauchen auch manchmal in Träumen Handlungen oder Gegenstände auf, die einem seltsam bekannt vorkommen. Beide Schlafzustände laufen in rhythmischer Ausgewogenheit ab und bestimmen die Schlafqualität. Ein längerer Traumschlaf-Entzug führt zu schweren Beeinträchtigungen der geistigen Prozesse, die bereits nach zehn bis zwölf Tagen Neurosen auslösen können. So schnell treten organische Störungen nicht auf, sondern die entwickeln sich über einen Zeitraum von fünf bis zehn Jahren.

Autos oder Flugzeuge als Ursache für Schlafstörungen

Lärm hat in den letzten Jahren für viele Menschen erheblich zugenommen. Mittlerweile fühlen sich über zwei Drittel der Bevölkerung durch Verkehrslärm belästigt. Ob Lärm stört oder nicht, hängt von verschiedenen Faktoren ab: die Intensität (Pegel), Dauer, Zeitpunkt der Einwirkung, Alter oder Genussmittel (Alkohol, Kaffee, Tee). Ältere Menschen zum Beispiel wachen von einem startenden oder landenden Flugzeug eher auf als Jüngere. Werden die Schlafzyklen durch Krach gestört, dann formiert sich der unterbrochene Schlaf von neuem. Bei häufigen Störungen kommt es zu einem zerhackten Schlafverlauf. Der Schlafende wird gezwungen, immer wieder einen neuen Zyklus zu beginnen. Labor-Studien zeigen, daß massive Unterbrechungen des Schlafes innerhalb von wenigen Tagen zu einer nachhaltigen Aufhebung der Schlafstruktur und damit aus dem Gleis geratener individueller biologischer Rhythmen führt. Gleichzeitig sind bei den Betroffenen vermehrt Streßhormone im Blut nachweisbar und mangelndes Konzentrationsvermögen, Schwindel oder Kopfschmerzen zu verzeichnen. Die schlafgestörten Personen benötigen nach Beendigung der Versuche mehrere Tage bis zur völligen Normalisierung ihrer Schlaf-Rhythmen mit guten, erholsamen Schlaf.

Krank durch Lärm

In einer Studie wurden über tausend Menschen in einem Abstand von elf Jahren zu Lebensstil, Stressfaktoren, Belastungen am Arbeitsplatz und in der Familie sowie zu gesundheitlichen Beschwerden und Krankheiten befragt. Ergebnisse: Durchgängig zeigten sich erhöhte Risiken am Herz-Kreislaufsystem oder Magen-Darm-Trakt zu erkranken, wenn Lärmpegel in der Wohnung und bei der Arbeit erhöht waren.

Eine andere Untersuchung befasste sich mit dem Zusammenhang zwischen Straßenverkehrs-Lärm in Wohnungsnähe und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Menschen, die an lauten Straßen wohnen, haben ein um 20 Prozent höheres Herzinfarktrisiko als Menschen, die in leiseren Gebieten leben. Wird der Schlaf zusätzlich oft oder immer durch vorbeifahrende Laster unterbrochen, so steigt das Herzinfarktrisiko sogar um 40 Prozent an. Wer zum Beispiel in der Umgebung des Amsterdamer Flughafens wohnt, muß mit einer Herzkrankheit oder einem Bluthochdruck rechnen. In der deutschen Tiefflug-Lärmstudie zeigte sich keinerlei Tendenz einer erhöhten Erkrankungshäufigkeit. Kein Wunder, denn es wurden nur Tieffluggebiete ohne Nachtflugbetrieb untersucht.

Alternative: Krank oder umziehen

Wissenschaftler des Bundesinstituts für gesundheitlichen Verbraucherschutz und Veterinärmedizin (bgvv) fassten zusammen: Nach den vorliegenden Erkenntnissen ist davon auszugehen, dass anhaltender nächtlicher Umweltlärm Streßreaktionen hervorruft bzw. verstärkt. Bereits bei 16 nächtlichen Überflügen mit einem Pegel von 55 dB(A) ist bei "älteren" Flughafenanwohnern mit einer verstärkten Ausschüttung von Streßhormonen zu rechnen. Für diese Personengruppe bestehen bei langfristiger Fluglärmbelastung gesundheitliche Gefahren. Vermeidbar wären diese, wenn in der zweiten Nachthälfte (von 1.00 bis 6.00 Uhr morgens) keine Flugzeuge mehr starten oder landen würden. Sprechen schwerwiegende Gründe dagegen, muß der maximale Lärmpegel unter 55 dB(A) liegen, denn bei etwa 60 dB(A) wacht man auf. Bislang sind dies nur fromme Empfehlungen und Forderungen auf dem Papier. Die Wirklichkeit sieht häufig anders aus. Der Einzelne muß sich selbst entscheiden: Bei geschlossenem Fenster schlafen, Ohropax in die Ohren stopfen, wohnen bleiben und eventuell krank werden oder umziehen in eine ruhigere Gegend.

Was ist Dezibel?

dB - Dezibel, Einheit für Geräuschpegel

Frequenz - Schwingungszahlen der Schallwellen

dB(A) - Da hohe Schallfrequenzen lauter empfunden werden als tiefe Frequenzen, wurden zur Bewertung eines Geräusches spezielle Bewertungkurven aufgestellt und als dB(A) angegeben.

Zimmerlautstärke oder Presslufthammer bis zur Schmerzgrenze - Beispiele für Geräuschpegel in Dezibel

Gehen auf weichem Teppich 20, Leises Gespräch 40, Radio Zimmerlautstärke 60, Auto sieben Meter entfernt 80, Presslufthammer sieben Meter entfernt 90,Schmerzgrenze 130, Düsenflugzeug 140, Düsenflugzeug mit Überschall 160,Tödlich 180

Autor seit 11 Jahren
36 Seiten
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