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Merke: Meist sind beide Beine gleichlang, besonders das Linke!

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Vorbemerkungen

Zunächst sollte man sich gegenwärtigen, dass kein Mensch absolut symmetrisch ist. Brüste sind nicht nur unterschiedlich groß, sie befinden sich in ihrer Höhe auch kaum jemals an der gleichen Stelle. Selbiges gilt für die Nieren und die beiden Gesichtshälften sind ebenfalls nicht identisch und setzt sich mit unterschiedlichen Beinlängen fort. In der Fachliteratur werden Unterschiede von 0,5 cm bis 1 cm als normal angesehen. Das bedeutet, dass bei weitem nicht jede unterschiedliche Beinlänge Behandlungsgegenstand ist. Dann muss weiter zwischen zwei grundverschiedenen Formen und letztlich zwischen Mischformen unterschieden werden.

Die echten, anatomischen Beinlängenunterschiede

Profan ausgedrückt entstehen echte Längenunterschiede unweigerlich nach Amputationen. Realer sind dagegen Anomalien, wie sie bereits im Mutterleib durch unterschiedliches Wachstum entstehen können. Weiter gehören Knochenbrüche während der Wachstumsphase, also bei Kindern dazu, bei denen die Wachstumsfugen der Beinknochen verletzt wurden. Die Beine wachsen danach oft unregelmäßig weiter. Diese Form der Beinlängendifferenz mit allen erwähnten Begründungen kommt in der Praxis allerdings verhältnismäßig selten vor. Erfahrungsgemäß sind es weniger als 5% aller Personen, deren Beine unterschiedlich sind und in diesen Fällen ist ein Ausgleich durch Unterlegung, beispielsweise eine Schuheinlage oder die Montage einer dickeren Schuhsohle das geeignete Mittel.

Absatzerhöhungen

Zum Ausgleich werden immer wieder Absatzerhöhungen verordnet. Eine Maßnahme, die durchdacht werden sollte, weil Zustandsverschlechterungen dadurch fast immer vorprogrammiert sind. Um das zu verdeutlichen folgende bildlich-gedankliche Darstellung: Wie wirken sich hochhackige Schuhe auf die Haltung aus? Um nicht "auf die Nase zu fallen", müssen sich die Trägerinnen ein Hohlkreuz zulegen, das - je höher die Absätze - immer ausgeprägter wird. Stellt man sich weiter vor, dass unter einem Fuß ein normaler oder kein Absatz unter dem anderen jedoch ein Stöckelschuh getragen wird, lassen sich die daraus resultierenden Verdrehungen und "Verrenkungen" in der Lendenwirbelsäule unschwer vorstellen. Sinnvoll kann deshalb nur die Unterlegung des ganzen Fußes sein. Bei geringfügigen Unterschieden kann das mit einer Einlegesohle und bei größeren Unterschieden durch Verstärkung der Schuhsole geschehen.

Die Messung der Differenz

Dazu existieren verschiedene Vorgehensweisen. Die praktikabelste und auch am wenigsten aufwendige ist, solange in ihrer Höhe definierte Bretter unter den kürzeren Fuß zu legen, bis beide Beckenoberkanten eine waagerechte Linie bilden. Das ist zwar nicht sonderlich genau aber unter Einbeziehung der Toleranzen - 0,5 bis 1 cm werden als normal angesehen - ausreichend. Daneben existieren weitere Methoden, die einerseits komplizierter durchzuführen sind aber in Bezug auf die Genauigkeit keine Vorteile  bringen. Sollte tatsächlich, in Ausnahmefällen, die Differenz genau dargestellt werden müssen, kommt nur ein Röntgenbild beider Beine in Frage, dass dann ausgemessen wird.

Scheinbaren oder funktionelle Beinlängenunterschiede

Schätzungsweise gehören weit mehr als 90% aller beobachteten Längenunterschiede zur Gruppe der scheinbaren, also funktionellen Beinlängenunterschiede. Optisch sind Unterschiede sichtbar aber tatsächlich haben beide Beine die gleiche Länge. Dieser Effekt ist die Folge einer Beckenkippung. Die nebenstehende Abbildung verdeutlicht die Situation und man sollte sich daran orientieren, wie sich eine Erhöhung auf der kürzerscheinenden rechten Seite auswirken muss.

Beckenschiefstand (Bild: Klaus Radloff)

Jegliche Verlängerung auf der kurz erscheinenden Seite muss zur Verstärkung der Schiefstellung des Beckens führen und beinhaltet deshalb die Gefahr einer Verschlimmerung der bestehenden Beschwerden. Das ist der Grund, warum Erhöhungen meist nur kurze Zeit getragen werden und nach wenigen Wochen oft im Mülleimer landen.

Zusammenfassung

Leider unterscheiden nur wenige Ärzte zwischen den genannten Unterschieden und so werden dann unkritisch, meist ergebnislose Erhöhungen vorgenommen. Deshalb:

Ausgleichende Maßnahmen sind nur bei den seltenen, echten Beinlängenunterschieden sinnvoll und nur dann angezeigt.

Da erfahrungsgemäß mehr als 95% aller sichtbaren Unterschiede der Beinlängen die Folge von Beckenkippungen sind, ist in diesen Fällen jeglicher Längenausgleich kontraindiziert. Schmerzen, die wegen dieser Kippung bestehen, können mit Schuherhöhungen nicht abgebaut werden. Im Gegenteil, da durch sie die Intensität der Kippung verstärkt wird, wird Schmerzgeschehen verstärkt.

Klaus_Radloff, am 18.11.2012
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Bildquelle:
EmbryoScope am Kinderwunschzentrum Ulm (Schwanger werden! Interview mit dem Leiter des Kinderwunschzentrums...)

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