Wirbelsäule oder Niere? - Die Symptome

Um es vorwegzunehmen, aus den Beschwerden lässt die Ursache nicht ableiten. 

Seit etwa 20 Jahren bemerke ich in meiner physiotherapeutischen Praxis annähernd täglich Probleme der Lendenwirbelsäule, der Kreuzbeinregion und der Hüft- und Kniegelenke, die sich auch mit ausgeklügelten physiotherapeutischen Behandlungsmethoden nicht nennenswert beeinflussen lassen. Nach Auffassung der alten chinesischen Medizin lassen sich derartige Beschwerden mit Erkrankungen der Nieren erklären.

Eine Hypothese, die es mir wert war, nachgegangen zu werden. Folglich wurde deshalb der Urin dieser Patienten untersucht und es zeigte sich, dass etwa die Hälfte der Personen mit diesen Beschwerden Urinwerte aufwies, die erheblich von der Norm abwichen. Die Prüfung des Urins erfolgte mit einfachen Teststäbchen, deren Ergebnisse anschließend von einem professionellen Labor fast immer bestätigt und durch Details ergänzt wurden.

Um das zu verdeutlichen hier ein Fallbeispiel: 
Die inzwischen etwa 60 Jahre alte Patientin erlitt in ihrer Jugend einen massiven Autounfall,  durch den sie viele Wochen, unansprechbar ins Koma fiel. Danach erholte sie sich von den Verletzungen und war Jahrzehnte zwar in einigen Bewegungen unbeweglich eingeschränkt aber ansonsten völlig beschwerdefrei. Und dann geschah es, massivste Beschwerden traten plötzlich auf. Notärzte gaben sich einander die "Klinke in die Hand", injizierten mit kaum spürbaren Auswirkungen große Mengen an "Diclofenac & Co". Bei einem Aufenthalt in einer orthopädischen Spezialklinik wurde ihr die operative Versteifung der Lendenwirbelsäule vorgeschlagen. Bei einer Schmerzattacke während eines Urlaubs wurde ihr Urin untersucht und es zeigten sich dabei starke Blutbeimischungen, die sich dann als die Folge ihrer bis dahin nicht erkannten Nierensteine herausstellten. Nach der Zertrümmerung der Steine wurde sie dauerhaft beschwerdefrei.

Schmerzen der Lendenwirbelsäule sind nur eine Erscheinung, die auf das Harnwegssystemals Verursacher hindeuten können. Dazu kommen weiter Schmerzen in der Leistenbeuge, die dann fälschlicherweise auf das Vorliegen eines Eingeweidebruchs untersucht werden und Beinträchtigungen der Hüft- und Kniegelenke bis hin zu starker Arthrosebildung.

Weiter treten u. a. bei Affektionen der Harnblase aber auch der Unterleibsorgane, Schmerzzustände des Kreuzbeins und entzündliche Veränderungen der Iliosakralgelenke, den Gelenken zwischen dem Kreuzbein und den Darmbeinschaufeln, auf. 

Die erste Urinuntersuchung beim Hausarzt

"Hellhörig" sollten alle die werden, die unter den o. g. orthopädischen Beschwerden leiden und bereits früher unter Erkrankungen der Nieren und Harnwege litten. Besonders mit solchen Vorerfahrungen sollten, bevor eine orthopädische Behandlung begonnen wird, die Harnorgane auf neuerliche Erkrankungen untersucht werden. Das lässt sich, um einen ersten Überblick zu erhalten, sehr einfach vom Hausarzt erledigen: Ein Teststäbchen wird in den Urin getaucht und nach kurzer Zeit kann aus den dort entstehenden farblichen Veränderungen auf eine urologische Krankheit geschlossen werden. Das Ergebnis dieses Tests ist zwar verglichen mit der Untersuchung des Urins in einem Labor nicht völlig genau, genügt jedoch um einen ersten Überblick zu erhalten, völlig.

Mit dem eben erwähnten Stäbchentest können bereits viele aber nicht alle Erkrankungen der Harnorgane erkannt werden. Zu weiteren Erkenntnissen verhilft u. a. die Bestimmung des "Kreatinwertes". Das kann mit einer Blutuntersuchung und neuerdings ebenfalls mit einem speziellen Stäbchentest erfolgen.

Anmerkung: An nicht allzu intensive Entzündungen der Harnwege scheint sich der Körper zu gewöhnen. Der ansonsten charakteristische brennende Schmerz beim Wasserlassen tritt nach einiger Zeit nicht unbedingt immer auf. Einige Ärzte orientieren sich daran und behaupten unzutreffend, dass ohne Brennerei, trotz eindeutiger Veränderung des entsprechenden Feldes des Teststäbchens, kein Behandlungsgrund besteht. Das trifft erfahrungsgemäß nicht zu. Wehren Sie sich und bestehen Sie auf Behandlung oder auf die Überweisung zu einem Urologen!

Urintest - selbst durchgeführt

Nicht jeder hat die Zeit und die Nerven sich beim Hausarzt mit seinen Wünschen und Vermutungen durchzusetzen und deshalb bietet es sich an, die oben erwähnten Teste selbst durchzuführen. Dazu kommt, dass oft der Urintest mal positiv und ein anderes Mal negativ ausfallen kann. Natürlich ist er immer dann negativ, wenn er vom Arzt durchgeführt wird. Mit den heutigen Techniken ist es durchaus möglich, das selbst zu erledigen und die Qualität der Stäbchen unterscheidet sich nicht von der beim Arzt. Die Kosten dafür halten sich in Grenzen.

Glucosewerte weisen auf Störungen der Bauchspeicheldrüse (Zucker) hin. 
Nitrite weisen auf eine bakterielle Infektion hin. 
Leukozyten kommen bei Entzündungen vor. 
Blut  findet man hauptsächlich bei Steinen. 
Proteine können auf Nierenschädigungen hinweisen, sind aber erst dann zu werten, wenn sie wiederholt auftreten.

 

Der Heimtest ist positiv - und nun?

Angenommen, lediglich das Feld für Leukozyten hat sich etwas verfärbt. Das ist ein Hinweis auf eine - mehr oder weniger starke Entzündung (Erkältung) der Harnwege. Hierbei helfen oft Hausmittel, wie beispielsweise der Rat möglichst viel zu trinken, um die Erreger auszuschwemmen. Der gute alte Nierentee aber auch aber auch Cranberry-Tabletten können hilfreich sein. Durch wiederholte Kontrollen können Sie sich den Heilungsprozess verdeutlichen und ggfls. bei einem Misserfolg den Hausarzt aufsuchen. Bei allen anderen positiv veränderten Anzeichen empfiehlt sich die Hausapotheke weniger. Hier ist der Arzt Ihr Ansprechpartner.

Alles in Allem ist das keinesfalls Grund zur Panik, denn Sie haben nun Hinweise, mit denen Sie Ihren Arzt überzeugen können. Sie wissen dann aber auch sicher, dass Sie mit Ihren Beschwerden, die sich nun als harnwegsbedingt herausgestellt haben, bei Orthopäden an der falschen Adresse sind.

Ich wünsche gute Besserung!

Zusätzliche Anmerkung

Um Missverständnisse zu vermeiden, hier die Anmerkung, dass die vorgestellten Testmethoden sich ergänzen. Mit dem "Combur 5 Test" können akute und chronische Entzündungen der Harnwegsorgane nachgewiesen werden, während der "Atlas Home Test Nieren" wichtige Aussagen über Erkrankungen dieser Organe ermöglicht, die nicht Folge von Entzündungen sind. Beide Tests ergänzen sich somit. Der "Combur 5 Test" wird deshalb eher der Test für den häufigeren Gebrauch sein. 

Klaus_Radloff, am 19.10.2012
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