Bulimie - Ursachen von Essstörungen - Auslöser für gestörtes Essverhalten

Viele unterschiedliche Faktoren entscheiden darüber, ob jemand eine Essstörung entwickelt oder nicht. Es gibt also nicht den "typischen" Konflikt beziehungsweise die "typische" Persönlichkeit, welche für die Entstehung einer Bulimie verantwortlich ist. Es lassen sich in Familien auch keine "typischen" Muster erkennen, die man aus medizinischer Sicht als hauptverantwortliche Ursache nennen könnte. Dennoch gibt es für die Entstehung der so genannten "Bulimia nervosa" einige Risikofaktoren. Interessanterweise gibt es für die Bulimie ganz ähnliche Faktoren wie für die Magersucht:

Das Schlankheitsideal unserer Zeit

Schlankheit wird in unserer Gesellschaft, vor allem bei jungen Frauen und Mädchen (aber vermehrt auch bei jungen Männern), mit Schönheit, Erfolg und Anerkennung gleichgesetzt. Der Wunsch, möglichst schlank zu sein, entsteht häufig aus dem Vergleich mit Gleichaltrigen. Manchmal sind es auch bösartige Sprüche und daraus resultierendes Mobbing im Bezug auf das Gewicht, welches das Bedürfnis, schlanker zu sein, extrem verstärkt oder auch erst entstehen lässt. Was auch immer die Gründe sind, sobald das Schlankheitsideal überproportional wichtig wird, ist ein hohes Risiko gegeben, das eigene Essverhalten so massiv zu verändern, dass dies fast automatisch zu Mangelerscheinungen und in der Folge zu ernsthaften Essstörungen führt.

Restriktives Essen ist der Eingang in den Teufelskreis der Bulimie

Diäten, Fastenkuren und kontrolliertes Essen gehören fast schon zum Alltag in unserer modernen Gesellschaft. Kaum ein Frauen-Magazin verzichtet auf regelmäßig wiederkehrende Tipps für eine "schlanke" Ernährung. Diäten oder Fastenkuren sind aber stets restriktives Essverhalten. Bereits nach kurzer Zeit kommt es zu massiven Veränderungen des Stoffwechsels und auch anderer, körperlicher Funktionen. Das Risiko für die Entwicklung von Mangelerscheinungen und dauerhaften Essstörungen steigt bereits nach kurzer Zeit stark an. Es gilt: Jede Diät kann der Anfang einer bulimischen Erkrankung sein.

Angst vor dem Dicksein

Die Furcht vor zu hohem Gewicht ist einer der größten Risikofaktoren im Bezug auf Bulimie. Bei dieser Angst geht es nicht mehr in erster Linie um ein Ideal, das angestrebt wird, sondern um pure Panik vor der Gewichtszunahme. Alle Speisen, die dick machen könnten, werden radikal vermieden. Schon der Gedanke an solche dickmachenden Speisen kann extreme Angstzustände hervorrufen. Kalorien gewinnen einen hohen Stellenwert und werden zu einem Mittel, die Angst vor dem Dicksein in den Griff zu bekommen. Damit diese Angstzustände erst gar nicht erst auftreten, beginnen Betroffene, immer weniger zu essen. Leider löst nicht nur das Gewicht solche Angstzustände aus, sondern auch die vom Gewicht bestimmte Figur und bestimmte Problemzonen am Körper. Als Folge wird noch restriktiver gegessen, sehr oft auch das gerade Gegessene erbrochen, exzessiv Sport getrieben und nicht selten zu Abführmitteln gegriffen. Einziges Ziel ist es, Gewicht zu verlieren.

Familiäre Faktoren als Auslöser für Bulimie

Die typisch "bulimische" Familie gibt es nicht. Kinder aus wohl behüteten Familien können ebenso an Bulimie erkranken wie Kinder aus Konflikt-Familien. Dennoch ist es sehr auffällig, dass viele Bulimie-Kranke aus Familien der Mittel- und Oberschicht kommen. Dies kann einerseits daran liegen, dass vor allem in solchen Familien sehr viel Wert auf das äußere Erscheinungsbild gelegt und dem allgegenwärtigen Schönheitsideal gehuldigt wird, andererseits liegt es eventuell an der Tatsache, dass Bulimie eine relativ "teure" Erkrankung ist, da die bei Essanfällen zugeführten Lebensmittel meist nicht billig sind.

Bulimie als Folge äußerer und innerer Belastungen

Immer wieder entsteht eine Bulimie-Erkrankung als Folge von massiven Veränderungen im vertrauten Umfeld oder aufgrund traumatischer Erlebnisse (z. B. durch Verlust einer wichtigen Bezugsperson, durch Missbrauch oder Misshandlung). Versucht die betroffene Person, die daraus resultierenden psychischen Belastungen durch das kontrollieren des Essverhaltens wieder abzubauen, spricht man von einer Bulimie-Erkrankung. Für die Ess-Brech-Sucht scheinen typischerweise vor allem psychische Probleme wie beispielsweise Stimmungsschwankungen, Depressionen, innere Unruhezustände, Anspannungen und Leistungsdruck Auslöser zu sein, da solche Irritationen durch Essanfälle und durch Erbrechen zumindest für kurze Zeit unterdrückt werden können.

Persönlichkeitsbedingte Bulimie-Gefährdung

Manche Menschen sind durch ihre geistig-seelische Konstitution eher für eine Bulimie-Erkrankung empfänglich, als andere Personen. Diese seelische Verletzlichkeit, welche sich vor allem durch psychische Labilität oder Irritierbarkeit zeigt, kann entweder ein Teil der Persönlichkeit oder auch biologisch bedingt sein. Bei einer großen Zahl von Bulimie-Kranken ist zu Beginn der Essstörung zudem eine verstärkte Affinität zu Übergewicht zu beobachten, auf welche die betroffene Person dann mit Diäten und restriktivem Essverhalten antwortet.

Vorbilder verleiten zu krankhaftem Essverhalten

Leider gibt es neuerdings immer häufiger Aussagen von Betroffenen, die bestätigen, dass sie ihr krankhaftes Essverhalten vor allem von Vorbildern in den Medien, sehr oft auch durch Hinweise und Tipps von Bekannten oder Freunden übernommen haben. Die Betroffenen möchten so sein, wie ihre Vorbilder und tun einfach alles, um die gleiche Wirkung zu erzielen. Genießen bei gleichzeitiger Schlankheit ist das Motto. Dass dabei die Gesundheit auf der Strecke bleibt, wird den Nacheiferern allerdings nicht vermittelt.

Aufmerksamkeit hilft, Bulimie früh zu erkennen

Um eine Bulimie-Erkrankung bei Mädchen, jungen Frauen oder auch jungen Männern frühzeitig zu erkennen und entsprechend handeln zu können, ist vor allem Aufmerksamkeit des Umfeldes notwendig. Sobald es Anzeichen im Verhalten einer Person gibt, die darauf hindeuten, dass eine bulimische Erkrankung vorliegt, sollte man reagieren, sich Rat holen eventuell einen Hinweis an die Eltern geben. Denn Bulimie bleibt in der Familie oft lange unentdeckt, da Betroffene immer neue Mittel und Wege zur Verschleierung ihres krankhaften Verhaltens finden.

Bitte beachten Sie, dass dieser Artikel generell fachlichen Rat - zum Beispiel durch einen Arzt - nicht ersetzen kann.

Autor seit 12 Jahren
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