Verbraucher interessiert – Gibt es Stevia in Bio Qualität?
Interview mit Petra Helmreich, die in Paraguay lebt und dort den Internetshop YerbaBuena aufbaute.Frau Helmreich, was verbindet Sie mit Stevia?
"Ich lebe seit 2006 in Paraguay und habe hier die südamerikanische Art Matetee zu trinken kennen und lieben gelernt. Matetee und Ka'a He'e, wie Stevia im Indianerdialekt Guarni genannt wird, ergänzen sich geschmacklich wunderbar. Erst als Stevia weltweit bekannt wurde, kam mir 2008 die Idee, das Kraut, das in meiner Nähe in biologischer Qualität angebaut wird, im Internet zu verkaufen. Anfang Dezember 2008 ging ich mit dem YerbaBuena Shop online."
Was bedeutet der Name YerbaBuena?
"YerbaBuena ist eine spanische Wortspielerei und lautet, korrekt übersetzt "Gutes Kraut". Den gleichen Namen trägt hier auch die Hemingway-Minze, die der Geschmacksträger des Spearmint-Kaugummis ist. Auch Mate hat den Namen Yerba.
Weil der Name so bodenständig ist und die Qualität der Ware und des Shops auf den Punkt gebracht wird, ist er passend.
Ich spreche die Landessprache und das ist eine wichtige Voraussetzung bei der Suche nach Steviaprodukten, die eine hohe Qualität haben sollen. Hier in Paraguay ist Stevia sehr bekannt, in vielen Produkten enthalten und hat eine unterschiedliche Qualität. Es unterscheidet sich, weil es teilweise mit Zusatzstoffen, wie Sorbit oder künstlichen Süßstoffen, versetzt ist, in der Qualität und im Preis.
Bei der Produktpalette von Stevita und Stevialine, die ich verkaufe, wird beim Kauf ein Herkunftszertifikat mitgeliefert. Für mich ist wichtig, dass Steviapar S.A. Bioqualität hat und bei dem sehr aufwändigen Extraaktionsprozess, zur Gewinnung des Steviosid, Wasser und keine Chemikalien, eingesetzt wird. Die Firma Steviapar unterhält eigene Steviaplantagen. Darum können wir uns für die Qualität der Produkte, insbesondere Stevia, verbürgen. Einige Auszeichnungen die die Stevita Produkte erhielten, wurden, unter anderem, vom paraguayischen Diabetikerverband, eine regionale Abteilung des internationalen Diabetikerbundes, verliehen. Stevita erhielt auch die Kosher-Zertifizierung.
Im YerbaBuena-Shop - das echte Stevia direkt aus Paraguay
Bei der Auswahl der Produkte die ich in meinem Internetshop YerbaBuena verkaufen will, bin ich sehr sorgsam. Die Kunden von YerbaBuena-Shop kommen momentan überwiegend aus Deutschland, Österreich, der Schweiz, Frankreich und Italien, ein englischsprachiger Shop ist in Arbeit. Auch die Produktpalette wird erweitert.
Ich beziehe mein Stevia-Sortiment von einem offiziell zertifizierten Steviaproduzenten, der ebenso wie wir selbst, auf Nachhaltigkeit achtet. Dazu gehört nicht nur der ökologische Anbau, sondern auch die schonende Weiterverarbeitung auf Wasserbasis und natürlich die soziale Komponente der Mitarbeiter und Kleinbauern in San Pedro."
Wie wird Stevia in Paraguay angebaut und geerntet?
"Stevia ist in Paraguay als Heilkraut bekannt und wird hauptsächlich in San Pedro, Alto Paraná, Concepción, Central und Caaguazú, das liegt im Norden von Paraguay, an der Grenze zu Brasilien, in kleinen Parzellen, angebaut. Der dunkelrote Boden in Paraguay ist sehr fruchtbar und es kann viermal im Jahr, ohne den Einsatz von Maschinen, geerntet werden. Die Campesinos und Händler in Paraguay waren von meiner Idee Stevia für Europa anzubauen angetan.
Die Ernte und Pflege von Stevia ist sehr arbeitsintensiv und sichert vielen hundert Familien das Überleben. Die Vorteile von Stevia aus dem kontrollierten biologischen Anbau, kbA, ist, dass es intensiver anti bakteriell wirkt und keine Nebenwirkungen hat und auch nicht bitter ist. In einem zusätzlichen Artikel wird erklärt, warum Stevia nicht bitter schmecken muss.
Meiner Erfahrung nach lohnt sich der Anbau von Stevia in Paraguay erst ab einer Anbaufläche von einigen hundert Hektar. Um diese wirtschaftliche Größe der Betriebe zu erreichen, müssten viele kleine Campesinos sich zu größeren Anbauflächen zusammen schließen. Das Gewächshaus ist die Kinderstube der Steve-Ableger, die vorher, von Hand von der Pflanze gezwickt wurden. Sie bewurzeln sich dort, wachsen heran und werden dann ins freie Feld gepflanzt.
Stevia wird in Paraguay mit einer großen Schere, wie sie in Deutschland zum Hecke schneiden verwendet wird oder einer Machete, in der Nähe der Wurzel, abgeschnitten. Danach wird die Pflanze, in der Sonne, zum trocknen ausgebreitet. Nach dem Trocknen werden die Blätter entweder zu großen Ballen gepresst und zur Weiterverarbeitung transportiert, oder mit der Hand von den Stängeln entfernt und für den Verbraucher abgepackt."
Wird in Paraguay nur mit Stevia gesüßt?
"Die Paraguayer essen gern Süßes. Besonders Limonade, Kuchen, Eis sind als Desserts sehr beliebt. Traditionell wird dieser Hunger nach Süßem in Paraguay mit Stevia gestillt. Stevia ist hier als Heilkraut und im Winter, im wärmenden Matetee, bekannt.
In Paraguay wird auch Zuckerrohr angebaut. Der daraus gewonnene, braune Zucker, hat eine hohe Qualität, stammt überwiegend aus dem organischen Anbau und ist ein Exportprodukt.
Steviaprodukte, die auf der Basis von Steviosid (Steviolglycosid) hergestellt werden, sind hier verhältnismäßig teuer. Um Stevia preisgünstiger verkaufen zu können wird in Deutschland und Europa Stevia mit Haushaltszucker gemischt und verkauft. Diese Praxis ist in Paraguay nicht üblich, aber Steviatropfen werden mit billigem Steviosid, das in Fernost preisgünstig heergestellt wird, versetzt angeboten. Um den bitteren Geschmack zu verbergen werden künstliche Süßstoffe untergemischt.
Steviosid ist hoch konzentriert etwa 300 bis 350 mal süßer als die Blätter von Stevia und kann bei einer zu hohen Dosierung bitter schmecken. In Paraguay wird Steviosid nur zur Weiterverarbeitung zu Steviaprodukten, zum Beispiel Tropfen und Pulver, verwendet."
Was bedeutet die Produktion von Stevia für die Menschen in Paraguay?
"Paraguay ist das Heimatland von Stevia und hier gedeiht, wegen der intensiven Sonneneinstrahlung, weltweit das beste Stevia. Wie es oft mit Heilpflanzen geht, wurde es versäumt Stevia rechtzeitig auf dem Markt zu positionieren. Derzeit kann Paraguay, mit einer Anbaufläche von 2 000 Hektar, aus diesem Grund, nur etwa 15 Prozent der Nachfrage decken und wurde erfolgreich von Steviaprodukten aus Fernost aus dem Geschäft verdrängt. Es kann preisgünstiger angeboten werden, weil es, in großen Mengen in Monokultur angebaut wird. Stevia aus Paraguay ist teurer, dafür aber um ein Vielfaches wertvoller.
Um die Nachfrage decken zu können, müsste, rechnerisch gesehen, mindestens auf einer Fläche von 10.000 Hektar angebaut werden. Ihre Chance Stevia weltweit zu vermarkten wurde erst vor kurzer Zeit von der Regierung in Paraguay erkannte und durch ein Förderprogrammen unterstützt.
Nach meiner Meinung wird sich Stevia auf jeden Fall am Markt durchsetzen, besonders aus kbA, den Zucker ablösen wird sie wahrscheinlich nicht."
Verwenden Sie selbst Stevia?
"Ich selbst verzehre so gut wie keinen Zucker. Aber mein Mann und die Kinder lieben alles was süß schmeckt. Das Müsli am Morgen wird bei uns mit Stevita Pulver gesüßt und in den Tee kommen Stevia Tropfen. Ich persönlich süße den Tee gerne mit einem oder zwei Steviablättern, weil es mir so besser schmeckt. Für die Weihnachtsbäckerei, Desserts und Kuchen nehme ich gerne Stevia, weil es keine Kalorien hat. Hier in Paraguay wird jetzt sogar mit Stevia gesüßtes Eis verkauft. Ich verwende Stevia in Süßspeisen und Kuchen gerne, weil es nicht so aggressiv wie Zucker, sondern eher mild süß, schmeckt. Lecker schmeckt Stevia auch im Kräutertee. Im Kaffee schmeckt es mir persönlich nicht.
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Wissenswertes über Stevia und Lapacho
Ein Pflanzenporträt von Stevia - Einem Süßstoff ohne Kalorien
Beschreibung der Pflanze und wie sie im Garten angebaut werden kann
Gründe warum Stevia erst 2011 in Deutschland erlaubt wurde
Hintergründe und Beweggründe, nach einer Interpretation von Dr. Udo Kienle, der Universität Hohenheim, die eine Markteinführung von Stevia in Deutschland erschwerten.