Das ZDF startete eine Konkurrenz-Sendung

Die Sendung wurde Kult, mit dem Ergebnis, dass das Zweite Deutsche Fernsehen (ZDF), in der rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt zu Hause, nicht ruhen und rasten konnte. Zehn Jahre später, 1965, strahlte das ZDF eine Konkurrenzveranstaltung unter dem Titel "Mainz bleibt Mainz" aus. Zwar ist nichts ernsthafter und unerbittlicher als der Karneval, aber in diesem Konkurrenzkampf zwischen ARD und ZDF kam es 1973 doch zum Kompromiß unter dem Titel der Gemeinschaftssendung "Mainz bleibt Mainz, wie es singt und lacht". Organisatoren dieser fernsehgenen Fastnachts-Sitzung sind der Mainzer Carneval Verein (MCV), der Mainzer Carneval Club (MCC) sowie inzwischen auch der Karneval-Club Kastel (KCK) und der Gonsenheimer Carneval-Verein (GCV).

Vom Bajazz bis zu Prinz Bibi

Daß die "frohe Runde" gebildeter Mitmenschen schon Ende der 1950er Jahre diese Sendung goutierte, mochte am Anspruch und Zuschnitt der sich hier widerspiegelnden Mainzer Fastnacht gelegen haben: Es war und ist in der Tendenz noch heute ein politisch-polarisierender Karneval. In der Bütt ging es vor allem in den ersten Jahrzehnten heiß und hoch her. Der "Bajazz" des Willi Scheu, im Hauptberuf Zahnarzt, spielte beispielsweise häufig einen ziemlich rechtslastigen Part, Herbert Bonewitz als "Prinz Bibi" war das politisch virtuose Gegenstück, und Jürgen Dietz als "Bote vom Bundestag" hielt der Bundespolitik einen Zerrspiegel vor – der in Wahrheit gar keiner war.

Es gab viel für Ohr und Herz

Natürlich gab und gibt es dazu viel fürs Ohr und fürs Herz. Ernst Neger mit seinem "Heile, heile Gänsche", das "Meenzer Meedche" Margit Sponheimer - "Am Rosenmontag bin ich geboren" - sorgten zusammen mit den Mainzer Hofsängern – "Sassa" oder "So ein Tag…" - für Stimmung. Oder für Missstimmung; beispielsweise, als die Hofsänger im Jahr 2008 von der Fernsehsendung ausgespart blieben.

Unvergessen: Sitzungspräsident Rolf Braun

In den Hochzeiten dieser Sendung – als das Diktat der übertragenden Fernsehanstalten noch nicht so dominant war – da dominierte einer, den sie den "närrischen Botschafter der Mainzer Fastnacht nannten". Das war Rolf Braun, über 25 Jahre hinweg, bis 1989, Sitzungspräsident. Bevor er nicht sein berühmtes "Wolle mer'n eroilosse?" in den Saal gerufen hatte, traute sich kein Büttenredner, die Bühne zu betreten. Braun mit der schwarzen Hornbrille als Markenzeichen, war nicht nur Sitzungspräsident, sondern zugleich ein wortgewaltiger Büttenredner.

Vielleicht gehörte in jenen Jahren eines zum anderen: Im Hauptberuf war Braun Referent für Öffentlichkeitsarbeit in der Mainzer Staatskanzlei, engagiert vom damaligen Ministerpräsidenten Helmut Kohl. Und der, hieß es immer wieder, habe ihn oft zu sich gerufen; zur Aufmunterung im harten politischen Geschäft. So war Braun ein Angelpunkt im politischen Mainzer Karneval: Nahe bei Kohl und zugleich eng befreundet mit dem legendären sozialdemokratischen Mainzer Oberbürgermeister Jockel Fuchs.

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