Von Betrügern, einem manipulierten Ticket und einem friedlichen Fussballfest
Je höher die Nachfrage, desto lohnender ist das Geschäft und der Gewinn steigt. Betrüger nutzen diesen Fakt aus und verkaufen online für viel Geld falsche Eintrittskarten. Den Schaden hat der Käufer.Wie Online-Betrüger Fussballfans brutal ausnehmen
Es scheint so einfach. Nur wenige Mouseklicks genügen und das Ticket für das Fussballspiel ist per E-Ticket bestellt. Bezahlt wird per Paypal und dem Besuch im Stadion steht nichts mehr im Wege. Doch woher wissen Sie, dass der Anbieter seriös ist? Mir jedenfalls ging es heute so. Das Ticket für das heutige Fussballspiel in der Alten Försterei war manipuliert und ungültig. Nun hatte ich dafür, das Spiel war offiziell ausverkauft, mehr als nur die 16,00 Euro normalen Eintrittspreis bezahlt. Wie mir im Ticketoffice vom 1. FC Union Berlin gesagt wurde, verkauft der Anbieter, die viagogo AG, regelmäßig Tickets des Berliner Fussballclubs, obwohl es überhaupt keine Geschäftsbeziehung gibt. Der 1.FC Union Berlin sperrt diese Tickets, um sich vor diesem unseriösen Anbieter zu schützen. Per Stempel und Unterschrift wurde mir dies heute bestätigt.
Der Dumme ist der Fussballfan, der vor dem Stadion steht und keinen Einlass bekommt. Nun hat die viagoga AG auch noch einen ausgeprägten Sinn für Humor. Bekam ich doch heute Vormittag noch eine email der viagogo AG, in der sie mir viel Spass wünschten. Nur, liebe Betrüger, Spass sieht anders aus. Der Weg führte mich erst ein mal komplett um das Stadion herum zum Ticketservice der Unioner. Dort hieß es anstehen, das Problem klären, Enttäuschung pur und ein neues, offizielles Ticket für viel Geld erwerben.
Vor der viagogo AG kann ich nur warnen.
Zum Glück habe ich mit Paypal bezahlt, so dass der Käuferschutz greift. Wie diese Story ausgeht, darüber werde ich hier weiter berichten.
Dramatik, Spannung und Emotionen pur
Nach einer Zigarette zum Entspannen und einem Bier, um den Ärger herunterzuspülen, war ich endlich im Stadion. Leider nur auf einem Sitzplatz, denn: der echte Unioner steht. Egal, ich war froh, überhaupt noch eine Karte bekommen zu haben. Die Show konnte beginnen.
Fussball live im Stadion ist immer etwas Besonderes. Allein das Einlaufen der Mannschaften, das Verlesen der Mannschaftsaufstellung und das vieltausendfache "Fussballgott" von den Rängen, es ist Gänsehaut pur. Ertönt dann noch die Union-Hymne mit der Stimme von Nina Hagen, bebt die Alte Försterei das erste Mal.
Das Spiel jedoch plätscherte in den ersten 30 Minuten eher unaufgeregt dahin, mit mehr Chancen für die Hamburger. Doch dann, kurz vor der Pause, St. Pauli führte schon mit 1:0, schlugen die Eisernen zwei mal eiskalt zu. 2:0, Zejnullahu und Thiel drehten das Spiel. Nach dem Seitenwechsel sah ich das, wofür der ganze Ärger und die Aufregung sich endlich gelohnt hat, ein rassiges Fussballspiel. Die Hamburger glichen aus, gingen gar in Führung, Pfostentreffer auf beiden Seiten und am Ende, in der 93.Minute, schob Kessel den Ball zum glücklichen Unentschieden ins Tor.
Auf den Sitzplätzen saßen Unioner und Paulianer friedlich und in Eintracht beim Bier zusammen und genossen das Spiel. Kein Hass aufeinander, kein Pyrotechnik, keine unschönen Szenen und ein ruhiger Nachmittag auch für die Polizei. So soll Fussball sein.
Union gegen St. Pauli, das Spiel hielt, was es versprach. Dramatik und Emotionen pur, klasse Spielzüge, manchmal auch bei Union, und viele Tore. So ging ich nach dem Spiel doch noch zufrieden nach Hause.
Als der Pulk der Unioner unter der S-Bahn Brücke durchzog und die Punkteteilung wie einen Sieg feierte, dachte ich an früher. In den 80-ern zogen die Väter der heutigen jungen Unioner unter dieser Brücke durch und trafen in der Hämmerlingstrasse auf Mannschaftswagen der Polizei. Einige dieser Väter verbrachten die kommenden Stunden auf einer Polizeiwache, nur weil sie Unioner waren. Wie friedlich und schön war es dagegen heute, obwohl die Polizei immer noch stark vertreten war. Nur die grünen L50-LKW zum Abtransport der Union-Fans, die fehlten glücklicherweise.
Doch gültige Eintrittskarten hatten sie alle, das Internet war noch nicht erfunden und Betrüger wie die viagogo AG gab es damals auch nicht. Der Gegner war auch nicht St. Pauli, sonst Wismut Aue oder Sachsen Leipzig. Nur zusammen in einem Block saßen die Fans damals nie. So ändern sich die Zeiten.
EISERN UNION
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Bild: FIFA-Logo zur WM 2023
(DFB-Frauen: Fußball WM 2023 Down Under)