Von Universal zu MTV - Berlins neue Mediencity
Hier liegt die Zukunft der Medienstadt Berlin : im alten Osthafen treffen sich internationale Medienunternehmen.Faszinierend, aber nicht unumstritten : Berlins neuer Medienstandort
1913 entstand hier einer der modernsten Flußhäfen Europas - mit eigener Bahnanbindung und modernster Technik. Sogar die Speicher waren vom Feinsten : da hier Ausflugsschiffe ihre Bahnen zogen, mußten die Hafengebäude in elegantem Stil errichtet werden. Die Stadt Berlin wurde jahrzehntelang über den Osthafen versorgt, Tonnen von Baumaterial für die imposanten Bauten der Hauptstadt wurden hier abgeladen.
Nach 1945 geriet der Hafen ins Grenzgebiet - und blieb dennoch der bedeutendste Flußhafen Ost-Berlins. Nach 1990 verschwanden die Grenzkontrollanlagen vom Übergang Oberbaumbrücke.
Dem Betrachter öffnete sich eine phantastische Bucht, die Gebäude auf den Seiten schaute man sich lieber nicht an : graue, verfallene Hafenbauten, beeindruckend höchstens noch die Skyline der Innenstadt Berlins im Hintergrund. Als man dann von Plänen hörte, dass die BEHALA, die Berliner Hafen- und Lagerfirma, den Hafen aufgeben möchte, entstand die Idee, es anderen Städten (London zum Beispiel) gleichzutun.
Den Anfang machte dann Universal Music, die in das historische "Eierkühlhaus" zogen, ein Gebäude im Stil der 1920er Jahre mit interessanter Fassadengestaltung. Schon das rekonstruierte Gebäude (in DDR-Zeiten hatte man die Fassade mit häßlichen Plastik-Verkleidungseleenten verschandelt) gewann mehrere Preise. Dann folgte (bei noch laufendem Hafenbetrieb) 2004 MTV, das auch immer mehr Besucher in das Viertel zug. Später kam VIVA in einem Neubau und der Mode-Outlet "Labels". In den letzten Jahren entstand die "Fernsehwerft" - eine Firma, die Fernsehproduktionen in allen Stufen des Produktionsprozesses erstellt und das Designerhotel "nhow", das sicherlich noch Furore machen wird.
Auch auf der anderen Seite des Flusses, wo sich der durchwachsene "Wrangelkiez" Kreuzbergs befindet, sollten Medieneinrichtungen entstehen. Leider hat die aktuelle Sozialstruktur der Bewohner dieses Viertels wenig mit Medieneinrichtungen und ihren Arbeitsplätzen gemein.
Widerstand regte sich in Berlin-Kreuzberg gegen eine Kommerzialisierung der Gegend, unter dem Titel "Mediaspree versenken" wurden verschiedene spektakuläre Aktionen veranstaltet. Vor ein paar Jahren gab es in Berlin-Kreuzberg sogar eine Volksabstimmung zum Thema, die leider wenig Resonanz fand.
Bei der weiteren Entwicklung des Gebietes sollte behutsam vorgegangen werden, da die Anwohner die 1990 neugewonnene Freiheit nicht einfach wieder aufgeben wollen.
Ein Besuch der Gegend lohnt sich immer : schließlich liegt sie in den attraktiven Bezirken Kreuzberg und Friedrichshain, weitere Attraktionen z.B. die O2 World und die Eastside Gallery befinden sich in der Nähe.
Kunst im Medienviertel Osthafen
Bildquelle:
a.sansone
(Die Kuh am Wanderweg - ein Problem?)