Zuallererst...

Jeder Autor kennt das: ein brennendes Verlangen, eine Geschichte zu Papier zu bringen, die einen beschäftigt oder interessiert. In erster Linie sollte ein Autor - sofern er es sich erlauben kann - für sich selbst und zu der eigenen Befriedigung schreiben. Die Grundidee eines Buches wird häufig intuitiv geboren. Das bedeutet, man stolpert über etwas, das einem keine Ruhe mehr lässt, im Kopf Purzelbäume schlägt und einem den Schlaf raubt, solange man es nicht in geschriebene Worte fasst.

Die Möglichkeiten, sich inspirieren zu lassen, sind vielfältig; im Zeitalter der digitalen Medien sowieso. Entweder "googelt" man nach bereits vorhandenen Interessen, um sein Wissen darüber zu vertiefen, oder man stößt in den Nachrichten oder alten Büchern auf eine fesselnde Begebenheit, wie z. B. einen mysteriösen, nie aufgeklärten Mordfall oder ein Haus, in dem es angeblich spukt, und schon läuft die schriftstellerische Phantasie auf Hochtouren. Andere - wie ich - finden die Quelle ihrer Inspiration vornehmlich beim Ansehen von Filmen.  Ein fotografisches Gedächtnis und die Liebe zum Detail sind dabei von Vorteil.

Recherche für einen Roman...

Man kommt als Schriftsteller nicht drum herum: die Recherche. Ich selbst mache sie ganz gerne, seit mein Haushalt über einen Online-Zugang verfügt. Wikipedia gehört zu meinen treuesten Verbündeten. Oft springe ich dann von einem Link zum nächsten und vergesse völlig den Zweck meiner eigentlichen Aufgabe. Schwamm drüber, denn vielleicht kann ich die überflüssigen Informationen später noch in meinen Roman einbauen, und außerdem habe ich so nebenbei mein Allgemeinwissen erweitert. Auch Fleißarbeit kann nützlich sein und Spaß machen.

Lesen gehört selbstverständlich auch dazu. Von anderen Autoren kann man viel lernen über Handlungsbogen und Spannung in einer Geschichte. Man sollte nie so vermessen sein zu glauben, nur das eigene Werk sei das einzig Wahre. Wobei gesundes Selbstvertrauen im Schriftstellermetier bestimmt kein Fehler ist.

Mein Debütroman - Historisch, schaurig geheimnisvoll und 400 Seiten stark.
Das Bildnis des Grafen ~ Christine Wirth

Das Bildnis des Grafen ~ Christine Wirth

Umgebung und Charaktere im Roman...

Keine Angst davor, sich mit angeblichen Nebensächlichkeiten aufzuhalten! Falls sie später stören oder der Handlung nicht dienlich sind, kann man sie immer noch streichen. Das seitenlange Beschreiben einer Blumenwiese kann zwar ermüdend sein, doch viele Leser/innen lieben es, durch verliebte Details in die Geschichte hineingezogen zu werden, indem man sie durch plastisches Beschreiben der jeweiligen Zeit, eines Zimmers oder der damals vorherrschenden Mode in eine andere Welt führt. Überraschend auch, wenn ein Gegenstand wie z. B. ein Schmuckstück oder ein Brief anfangs keinerlei Bedeutung zu haben scheint und sich gegen Ende als der Schlüssel zum Geschehen erweist. Es gibt genügend Leser, die die kunstvolle Enthüllung eines Geheimnis zu schätzen wissen und nicht auf Ka-Boom und Schnelligkeit aus sind.

Auch beim Ausarbeiten der Charaktere hat jeder Autor individuelle Ideen. Der eine verfremdet seine Familie oder Nachbarn (was mir persönlich zu brisant wäre - was, wenn sich derjenige wieder erkennt?), der andere erfindet völlig neue Personen, und visuell und cineastisch geprägte Zeitgenossen leihen sich ihre Protagonisten ungeniert aus dem Show-Business.

Die letzte Variante gehört zu meiner bevorzugten, wobei mir die Schauspieler/Filmstars wenigstens ein bisschen sympathisch sein müssen, da ich meine Figuren ungern als eindeutig Gut und eindeutig Böse festlege.

Ich beobachte die Schauspieler und ihre Gesten, beschreibe ihr Aussehen, nehme ihre Manirismen wahr und adaptiere sie mehr oder weniger ausgeprägt für meine Geschichte. Auf diese Weise kann ich auch der unbedeutendesten Nebenfigur Charakter und Tiefe verleihen. Bestsellerautorin Cornelia Funke hat für ihre Tintenherz-Romane den US-Schauspieler Brendan Fraser "verbraten", und er nahm sogar eben jene Rolle in der Verfilmung des Buches an. Was für eine Ehre!

Die Geschichte des Romans ist einigermaßen ausgereift...

... wie geht es weiter? Diese Überlegung macht jeder Schriftsteller auf seine eigene Art. Ich muss gestehen, dass ich der "impulsive Typ" bin: wenn die Geschichte vage in meinem Kopf schwirrt, lege ich los. Und zwar ohne mich groß um Stil, Rechtschreibung und Grammatik zu kümmern. Mir kommt mein fotografisches Gedächtnis zugute und die visuelle Fähigkeit, jede Szene, die ich beschreibe, als Kopfkino ablaufen lassen zu können. Im besten Fall (ja, das habe ich wirklich schon erlebt!) fügt sich eine Begebenheit in die andere und führt zu einem logischen Schluss. Das fertige Manuskript korrigiere ich noch einmal, lasse es beim Buchbinder in eine äußerlich ansprechende Form bringen und lege es in die Schublade, oder - wenn ich es wirklich gut und lesenswert finde - ziehe Testleser zu Rate, die meist gerne ihre Zeit für mich opfern und nicht mit Lob, aber auch konstruktiver Kritik keinesfalls sparen. Dann ist es Zeit, sich Verbesserungsvorschläge anzuhören und evtl. Abschnitte zu streichen. Auch wenn das Autorenherz dabei blutet - meist haben meine "Opfer" Recht mit ihrer Meinung. Weniger ist ja oft mehr. Und wenn meine Geschichte für Gesprächsstoff sorgt und Freunde und auch fremde Leute mit mir darüber diskutieren möchten, ist es das zweitschönste Gefühl auf der Welt...

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