War was? - Der satirische Wochenrückblick 13/2012: April, April
Auch im April macht die Regierung was sie willAh, der 1. April! Zeit für allerlei Aprilscherze! Manche lustig, manche weniger lustig. Welcher Variante wollen wir uns widmen?
Vorratsdatenspeicherung abgelehnt
Die österreichische Bundesregierung etwa beschloss, auf die Umsetzung einer EU-Richtlinie zur Umsetzung der umstrittenen Vorratsdatenspeicherung zu verzichten. Damit sollten Provider verpflichtet werden, Kommunikationsdaten ihrer Kunden zu speichern und ein halbes Jahr lang zu archivieren. Wie der österreichische Bundeskanzler im Rahmen einer Pressekonferenz ungewohnt mutig erklärte, sei die Privatsphäre der unbescholtenen Bürgerinnen und Bürger ein Anliegen der Bundesregierung und mit dem Grundgesetz nicht vereinbar.
April, April! Natürlich wurde die Richtlinie abgesegnet und ist per 1. April in Kraft getreten. Einige unverbesserliche Querulanten haben Bedenken, sind aber glücklicherweise in der Minderheit und können deshalb als Spinner erachtet werden.
Die Mitschuld des Opfers
In Berlin werden zwei junge Männer von zwei Schlägertypen angepöbelt und geschlagen, schließlich wie Tiere gejagt, bis einer der beiden Gejagten von einem Auto erfasst und getötet wird. Die beiden Schuldigen werden zu lebenslanger Haft verurteilt, um die Gesellschaft vor ihnen zu schützen. Im Gefängnis werden sie harte Arbeit verrichten müssen, um dem Steuerzahler nicht auf der Tasche zu liegen.
April, April! Die beiden Täter erhalten zwei Jahre bzw. vier Monate Haft. Natürlich auf Bewährung - man möchte solchen Prunkstücken der Gesellschaft
die bislang ohne Beruf und ohne Job eher ziellos durchs Leben gingenschließlich nicht die Zukunft verbauen oder sie an der Ausübung ihres Rechts auf freie Entfaltung auf Kosten anderer hindern. Noch dazu, da man dem Opfer eine gewisse Eigenschuld schwer absprechen kann.
Im Urteil war von einer Kurzschlussreaktion des Opfers die Rede. "Es war eine Flucht Hals über Kopf", sagte der Richter. Es sei zu einer "Verkettung unglücklichster Umstände" gekommen. "Wenn er etwas langsamer gelaufen wäre oder diagonal, wäre es nicht passiert."Sollten Sie, werter Leser, abends von Schlägertypen angepöbel, angegriffen und verfolgt werden, ist dies keine Ausrede, der Straßenverkehrsordnung nicht unbedingt Folge zu leisten. Weisen Sie Ihre Verfolger darauf hin, Ihnen genügend Zeit zu geben, den jeweiligen Schutzweg aufzuschen und die Fußgängerampel benutzen zu dürfen. Wir wollen ja nicht, dass Ihnen etwas passiert und Sie deshalb verhindert sind, Ihre Steuern zu bezahlen, um bedauernswerte Kapitalismus- und Gesellschaftsopfer wie oben angeführt alimentieren zu können. Zwecks Vermeidung von Komplikationen und Missverständnissen ist ohnehin anzuraten, potenziellen Schlägern ihre Geldbörse und ihre Bankomatkarte mit deutlich erkennbar aufgemaltem Geheimcode zu übergeben. Eigentlich ist es sogar Ihre Pflicht, da ja eindeutig ist, dass Sie ein ausbeuterischer Kapitalist und die Schlägertypen chancenlose Ausgebeutete in einer sozial erkalteten Welt sind. Halten Sie mich nicht für herzlos, aber irgendwie kann ich für Sie nun keine Sympathien mehr aufbringen...
Zur Auflockerung: Einer der US-Präsidentschaftskandidaten der Republikaner, Rick Santorum, bezeichnet Präsident Obama um ein Haar als... ja, als was eigentlich? Keinesfalls möchten wir ihm unterstellen, zwischen Sekunde 6 un 7 das böse Wort "Nigger" auch nur angedacht zu haben! Bestimmt wollte er ihn mit einem der zahlreichen anderen englischen Wörter, die mit "Nig" beginnen, respektvoll titulieren.
Kultur der Distanzierung
Während sich die FDP aus Protest gegen Kapitalismus, Globalisierung und Ausbeutung mehr oder weniger freiwillig aus den Landtagen zurückzieht, wittert in Österreich die FPÖ Morgenlandluft und setzt statt auf platte Sprüche und "Wir sind dagegen!"-Kindereien auf erstaunlich profunde Konzepte und originäre Ideen, wie man beispielsweise die Probleme im Bereich der Integration angehen könnte.
April, April! Die Innsbrucker FPÖ blamiert sich mit der Plakatserie "Heimatliebe statt Marokkaner-Diebe", die inzwischen wieder entfernt wurden. Wie der Spitzenkandidat der FPÖ Innsbruck erklärte, wollte er lediglich auf Versäumnisse der Politik aufmerksam machen:
"Ich bin in ein Eck gestellt worden, in dem ich nicht sein will" [er] habe "niemals die Absicht gehabt, irgendjemanden zu beleidigen"Zudem distanzierte er sich vom Inhalt und den Formulierungen auf den umstrittenen Plakaten. Nun nach Ansicht des Artikelautors hat sich der gute Mann ganz von alleine in ein Eck gestellt, ob er nun wollte oder nicht. Was die Distanzierungen betrifft: Da lässt jemand sein Konterfei auf ein Plakat drucken, das mit einem markigen Spruch versehen ist, und Tage später distanziert er sich davon? Wie kömmt's? Spontane Einsicht? Oder wurde er - passend zu unserer Opfergesellschaft, in der eigentlich jeder nur ein erbarmungswürdiges Opfer äußerer Umstände ist - gegen seinen Willen auf dem Plakat abgebildet?
Dies sind natürlich nur Vermutungen, von denen ich mich in aller Schärfe und Deutlichkeit distanziere!
Quelle der Bilder: Pixabay
Frauenparadies Uganda
Was tut sich so in Sachen Gleichberechtigung, wo das frauenfeindliche Österreich laut dem Gender Gap Report von 2011 hinter fortschrittlichen Staaten wie Uganda und Mosambik liegt? Da lässt Frauenministerin Heinisch-Hosek leider die Zügel schleifen und erklärt, dass Frauenförderung in Unternehmen eine Angelegenheit der Unternehmer selbst sei.
April, April! Künftig sollen Unternehmen mit mehr als 100 MitarbeiterInnen gesetzlich zur Erstellung von Frauenförderplänen verpflichtet werden. Bei Verstößen seien Sanktionen denkbar - und ich lehne mich ganz weit aus dem Fenster und vermute nicht, dass damit ein zweitägiges Fernsehverbot für die Unternehmer gemeint ist. Positiv zu vermerken:
"Österreich würde mit der gesetzlichen Einführung eine Vorreiterrolle einnehmen"Persönlich finde ich diese Einstellung vorbildlich! Es gibt noch viele Bereiche, in denen Österreich oder Deutschland Vorreiterrollen einnehmen könnten. Allerdings beinhalten meine Vorstellungen aus welchen Gründen auch immer mindestens drei attraktive Blondinen. Ist das jetzt eigentlich sexistisch oder frauenfördernd?
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Karin Scherbart
(Sudoku einfach lösen - Varianten für Anfänger, Fortgeschrittene und...)