Die kulturelle Blüte in der Jungsteinzeit (Neolithikum)

Die kulturelle Blüte in der Jungsteinzeit war das Resultat der sogenannten neolithischen Revolution beim Übergang von der Mittel- zur Jungsteinzeit um 10 000 v. Chr., d.h., der Ablösung der Lebensform der steinzeitlichen Jäger und Sammler durch die Lebensform der Ackerbauern und Viehzüchter, wobei im Zuge dieser Revolution auch die Entwicklung von Werkzeugen große Fortschritte machte und die ersten Städte gegründet wurden. Es entstanden also neben Stammes- auch Stadtkulturen. So entstand um 10.200 v. Chr. die Steinzeitstadt Halan Cemi. Weitere Beispiele sind die 7.300 ebenfalls in der heutigen Türkei gegründete Stadt Catal Hüyük, die mehr als tausend Jahre von mehr als 10.000 Menschen bewohnt wurde, und das 9.000 Jahre alte Jericho in Palästina.

Ein anderes Beispiel für die damals in Anatolien bereits existierende Baukunst ist die monumentale Tempelanlage Göbekli Tepe, die noch älter ist, nämlich 12.000 Jahre. Erwähnen möchte ich hier auch die Minoische Hochkultur auf Kreta, die von ihrem jungsteinzeitlichen Beginn bis zu ihrem Untergang 1600 v. Chr. die längste Lebensdauer aufzuweisen hat. Und zwar gab es hier nach neuen Erkenntnissen der Archäologie Städte mit weit verzweigten, gepflasterten Straßen, großen Wohnpalästen und einer "modernen" technischen Infrastruktur. So verfügten alle Stadtzentren über Kanalisation und sanitäre Anlagen einschließlich Toiletten mit Wasserspülung. Die Häfen an der Südküste hatten möglicherweise 100.000 Einwohner. Die Häuser der Minoer genügten höchsten ästhetischen Ansprüchen, waren aber auch von viel "Grün" umgeben.

In der Jungsteinzeit gab es also ein kulturelles Spektrum, das von den Stammeskulturen bis zu den Stadtkulturen, die sich vorzugsweise an den großen Strömen entwickelten, reichte, und sowohl die Stadt- als auch die Stammeskulturen wiesen eine erstaunliche Vielfalt sozialer Beziehungen und Gebilde auf. Die Stammeskulturen waren also nicht "primitiver" als die Stadtkulturen.

Palast von Knossos auf Kreta (Bild: davestem/pixabay.com)

Amphoren in Knossos (Bild: metschers/pixabay.com)

Die weltweite Verbreitung der neolithischen Kultur

Ausgangspunkt der neolithischen Revolution war offensichtlich eine Region, die Steppengebiete in Jordanien, Israel, Libanon, Syrien und der Türkei umfasste, die aufgrund der damaligen Eiszeit noch ohne künstliche Bewässerung landwirtschaftlich nutzbar waren. Hier wurden also aufgrund der damaligen klimatischen Gegebenheiten Ackerbau und Viehzucht möglich, und auf dieser Basis entwickelte sich die neolithische Kultur.

Von der Stadtkultur Kretas (Seefahrer) und den anatolischen Kulturen, die sich bald bis zum Schwarzen Meer erstreckten (Fluss- und Seefahrer), ausgehend, sind dann im Verlauf der Jahrtausende der Jungsteinzeit Südeuropa (Mittelmeerküste), Westeuropa (Atlantikküste bis England, Irland, Dänemark) sowie Ost- und Mitteleuropa (Donau und ihre Nebenflüsse) besiedelt worden. Ähnlich wurden von den Zentren früher Stadtkultur in Ostasien aus die großen Gebiete des indischen Subkontinents, die Gebiete Indochinas entlang der großen Ströme einschließlich Indonesiens und die China vorgelagerten Länder Korea und Japan besiedelt. In späten Phasen der Jungsteinzeit wurde die neolithische Kultur über die Weite des Pazifik (Ozeanien) getragen und gelangte auf dieser Route bis zur Westküste Süd- und Mittelamerikas. Als Folge entstanden die Prä-Inka-Kulturen und die Prä-Azteken-Kulturen.

Der mögliche Betrag der Atlanter

Bleibt der Umstand – auf den auch unser Autorenkollege Merlin explizit hinweist (https://pagewizz.com/stammen-die-proto-kelten-aus-atlantis-34505/) - dass die neolithische Revolution nicht, wie von der herkömmlichen Geschichtsschreibung behauptet wird, erst vor 8.000 Jahren in Nordafrika begonnen haben kann, da es, wie gezeigt, monumentale Bauten und Städte gibt, die wesentlich älter sind. Es liegt also nahe, dass die neolithische Revolution samt der kulturellen Höchstleistungen, die sie hervorgebracht hat, zeitlich wesentlich früher angesetzt werden muss. Merlin hält es für sehr wahrscheinlich, dass die steinzeitlichen Jäger und Sammler bei ihrer rasanten kulturellen Weiterentwicklung tatkräftig von den Angehörigen einer prähistorischen Hochkultur unterstützt worden sind, nämlich von Angehörigen bzw. Abkömmlingen der Atlanter, die aus ihrem untergehenden Land geflüchtet waren. Möglicherweise haben sich auch, wie Merlin annimmt, die verschiedenen Bevölkerungsgruppen miteinander vermischt.

Wie war nun aber – und das ist für mich die eigentlich spannende Frage - das Zusammenleben der Menschen während dieser Epoche der Menschheitsgeschichte organisiert, da ja das Zusammentreffen von prähistorischen Jägern und Sammlern mit den Angehörigen einer prähistorischen Hochkultur offensichtlich friedlich verlaufen ist?

Gab es in der Steinzeit ein Matriarchat?

Inzwischen sind immer mehr Archäologen und Urgeschichtsforscher verschiedenster Fachrichtungen davon überzeugt, dass es in der gesamten, ca. 2 Millionen Jahre dauernden Geschichte der Menschheit einschließlich der Epoche, die als Steinzeit bezeichnet wird, eine Sozialordnung gab, die als matriarchalisch charakterisiert werden kann. Und zwar kann das Matriarchat als eine Gesellschaftsordnung definiert werden, in der alle sozialen und rechtlichen Beziehungen über die Abstammung von der mütterlichen Linie und damit matrilinear organisiert sind, und Frauen eine zentrale Rolle in Gesellschaft und Religion spielen.

Das bedeutet jedoch keineswegs, dass hier die Männer ausgegrenzt und diskriminiert wurden, sondern Männer wurden in den matriarchalisch organisierten Gesellschaften in allen Bereichen des sozialen Lebens geachtet und kulturell wie gesellschaftlich beteiligt. Denn grundlegende Prinzipien des Matriarchats sind Herrschaftslosigkeit und ein strikter wechselseitiger Austausch von Geben und Nehmen. Es gab also keine Anhäufung von persönlichem Besitz, was keine Hierarchie und keine Klassen und folglich auch keine Feindseligkeit aufkommen ließ.

Das heißt: Das Matriarchat war eine friedliche egalitäre Gesellschaft, in der die Frauen schöpferisch und kulturprägend tätig waren, ohne zu herrschen. Konkret kam dies zum Ausdruck in dem Bemühen, bei allen wichtigen Angelegenheiten in unzähligen "Palavern" einen allgemeinen Konsens herbeizuführen, diese also "basisdemokratisch" zu regeln und damit auch möglichen Dissens "im Keim zu ersticken". Gab es doch einmal Probleme und Konflikte, wurden diese offensichtlich mit Intelligenz und Kreativität und nicht mit Aggression und Gewalt gelöst.

Die starke Position der Frau beruhte auf ihrer Verehrung als Erzeugerin neuen Lebens. Das Weibliche wurde als heilig empfunden und in Form der "Großen Muttergöttin" verehrt. Archäologen haben Spuren der Anbetung der Großen Göttin bis zu den neolithischen Gemeinschaften aus der Zeit um 7000 Jahren zurückverfolgt, teilweise sogar bis zu jungsteinzeitlichen Kulturen aus der Zeit um 25.000. Je weiter man also in die Urgeschichte zurückgeht, desto offensichtlicher wird der verschüttete matriarchale Ursprung der Menschheitsgeschichte. Folglich müssen auch die Atlanter, die nach Ansicht unseres Autorenkollegen Merlin in der Steinzeit eine wichtige Rolle gespielt haben, eine matriarchale Kultur gehabt haben.

Die patriarchalische Revolution

Ca. 5.000 v.Chr. setzte ein kultureller Wandel ein, der katastrophale Folgen mit sich brachte, unter denen die Menschheit bis heute leidet, nämlich der Umsturz des Mutterrechts und die Ersetzung des Matriarchats durch das Patriarchat.

Was die Ursache dieser desaströsen Entwicklung anbetrifft, gibt es verschiedene Theorien. So wird zum einen angenommen, dass es zu einem schleichenden Bewusstseinswandel und einer damit einhergehenden Veränderung wichtiger Wertvorstellungen gekommen ist. Das heißt: Die sesshaft gewordenen Bauern hätten ein zunehmendes Interesse an Landbesitz und an Kontrolle über die Natur und die weibliche Schöpfung entwickelt. In den größeren Städten hätten die Männer zunehmend an Einfluss gewonnen und feudale Strukturen mit Fürsten und Königen etabliert, was auf religiöser Ebene zur Entstehung des Bildes eines männlichen monotheistischen Gottes geführt habe.

Zum anderen halten es die Urgeschichtsforscher für möglich, dass aufgrund massiver Klimaveränderungen die einstmals fruchtbaren Gebiete in Nordafrika ausgetrocknet sind und dadurch eine Erosion der matriarchalen Ordnung eingeleitet worden ist. Das heißt: Die nach dem Austrocknen der fruchtbaren Gebiete einsetzenden Hungernöte führten zu einem Kampf ums Überleben, in dem letztlich die Stärksten eine tonangebende Rolle spielten – und das waren überwiegend Männer. Zumindest forderten diese ein größeres Mitspracherecht.

Inzwischen spricht allerdings Vieles dafür, dass das Matriarchat durch den Einfall indoeuropäisch-arischer Kriegerhorden, die ursprünglich aus der südrussischen Steppe kamen, den endgültigen Todesstoß erhielt. Das heißt: Ca. 5.000 v.Chr. begannen patriarchale Indoeuropäer, Alt-Europa, Mesopotamien und Ägypten mit Krieg zu überziehen, um diese Gebiete unter ihre Herrschaft zu bringen. Die gewaltsamen Eroberungen der Indoeuropäer/Arier verursachten also den brutalen gesellschaftlichen, politischen und religiösen Umsturz vom Matriarchat ins Patriarchat.

Dass überhaupt bei den Indoeuropäern/Ariern ein Patriarchat entstanden war, ist darauf zurückzuführen, dass die indoeuropäisch/arischen Rinderzüchter die Rolle der Stiere bei der Zeugung neuen Lebens entdeckt und daraus folgerichtig auf ihren eigenen Anteil bei der Zeugung von Nachwuchs geschlossen hatten. Die Herrschaft der Väter wurzelt folglich darin, dass die Vaterschaft als solche überhaupt erkannt worden war. Bis dahin hatten ja alleine die Frauen als Schöpferinnen des Lebens gegolten.

Krieg und Prostitution als Produkte des Patriarchats

Entgegen weit verbreiteten Fehleinschätzungen kam folglich erst mit der Entstehung des Patriarchats der Krieg in die Welt. Das heißt: Auch im Matriarchat hatte es gewaltsame Konflikte gegeben, aber organisierte Massenmorde – und Krieg ist nichts anderes – gibt es erst seit Bestehen eines weltweiten Patriarchats. Kriege hat es also keineswegs "immer schon gegeben". Ein wichtiges Indiz dafür, dass es tatsächlich einmal eine Welt ohne Krieg gegeben hat, ist der Umstand, dass die neolithischen Siedlungen und Städte nicht durch Mauern oder Verteidigungsanlagen geschützt waren. Auch Prostitution ist mitnichten "das älteste Gewerbe der Welt", sondern die Versklavung von Frauen – und Prostitution ist nichts anderes – ist ebenfalls eine "Frucht" des Patriarchats.

Das Ende des in der Bibel beschriebenen Paradieses?

Die Überlegungen zur historischen Niederlage des Matriarchats und dessen Ersetzung durch das Patriarchat könnten auch eine andere Deutung der biblischen Geschichte von der Vertreibung des Menschen aus dem Paradies ermöglichen. So könnte man annehmen, dass der biblische Garten Eden im matriarchalen Mesopotamien lag. Und in diesem Zusammenhang läge die Schlussfolgerung nahe, dass die Menschen das irdische Paradies nicht dadurch verloren haben, dass – wie es in der Bibel geschildert wird - Adam und Eva gegen Gott sündigten und deshalb aus dem Paradies vertrieben wurden, sondern dass es die Invasion indoeuropäischer Kriegerhorden war, die das Ende des irdischen Paradieses bewirkte.

Schlussfolgerungen

Angesichts der Schreckensmeldungen über Kriege und Gewalt, die uns tagtäglich erreichen, ist es kaum vorstellbar: Aber - wie mittlerweile zahlreiche archäologische Befunde belegen - hat der Mensch tatsächlich über Hundertausende von Jahren mit seinen Mitmenschen in Frieden gelebt, hat es also in diesem langen Zeitraum keine Kriege gegeben, und das auch noch zu einer Zeit, als sich Hochkulturen entwickelten, die Städte bauten und bereits über eine Schrift verfügten.

Des Rätsels Lösung: Während dieses Zeitraums, der den überwiegenden Teil der Menschheitsgeschichte ausmacht, lebten die Menschen in einem Matriarchat. Männer und Frauen waren hier gleichberechtigt und galten als gleich wichtig. Aber das vorherrschende Weltbild basierte auf dem schöpferisch Weiblichen, dem das Männliche diente. Dementsprechend regelten die Frauen das menschliche Zusammenleben, allerdings ohne dabei Macht auszuüben, also ohne den anderen ihren Willen aufzuzwingen.

Viele globale Probleme, die uns gegenwärtig plagen, könnten folglich gelöst oder zumindest einer Lösung nähergebracht werden, wenn wir versuchen würden, unser Zusammenleben ebenso human und zivilisiert zu gestalten, wie es den Steinzeitmenschen mit ihrer matriarchalen Kultur gelungen war.

Quellen:

http://rette-sich-wer-kann.com/artikelserie/fruehe-humane-sozialsysteme/

http://www.wissen.de/chronik-der-frauen-frauen-schufen-neolithische-revolution-ackerbau-und-matriarchat

http://www.doriswolf.com/wp/?page_id=17

http://www.doriswolf.com/wp/?page_id=1225

http://www.berndsenf.de/pdf/DasMatriarchat.pdf

Bildnachweis:

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