War es sinnvoll, den Euro in Griechenland einzuführen?

Pleite, konkurs oder insolvent ist jemand, der seine Verpflichtungen nicht mehr einhalten kann. Normalerweise kann ein Staat gar nicht pleite gehen, denn im Normalfall hat er die sogenannte Geldhoheit. Das bedeutet, er kann die Notenbank anweisen, Geld zu drucken. Das Problem dabei ist aber dann der Wechselkurs im Außenhandel. Ist die Landeswährung schwach, werden alle importierten Güter extrem teuer. Exporte verbilligen sich dazu ungemein. Auch Dienstleistungen sind für Touristen mit harten Devisen dann sehr attraktiv. Solange Griechenland eine eigene Währung hatte, konnte es diese entsprechend seiner Wirtschaftsleistung auf- oder abwerten. Hellas hat keine bedeutenden Bodenschätze, und sein Export beschränkt sich auf landwirtschaftliche Produkte, Textilien und pharmazeutische Erzeugnisse. Auch lässt sich die deutsche Industrie mit Halbwaren und Vorerzeugnissen beliefern. Vor allem Blech, Ferrolegierungen oder Vorprodukte aus Alu und Kupfer. Immerhin kommt das Land auf etwa 10 % Export-Anteil beim sogenannten BIP. Bei uns liegt der Prozentsatz bei 30 %. Also kann man sich schon mal die Frage stellen, wäre es nicht sinnvoller gewesen, die Landeswährung Drachme zu erhalten. Diese hatte ein Verhältnis von 1 € = 340 Drachmen. Für ein Land mit niedrigpreisigen Exportartikeln wie Käse, Wein oder Oliven zumindest von Vorteil.

Verfehlung der Konvergenzkriterien mit 3,07 % Staatsdefizit des BIP


Hätte Griechenland überhaupt die Kriterien für einen Euro-Beitritt erfüllen können? Nein! Nach Berichten der New York Times hatten US-Banken wie Goldman Sachs und JP Morgan verschiedenen Euro-Ländern wie Italien und Griechenland in den letzten zehn Jahren dabei geholfen, das Ausmaß ihrer Staatsverschuldung zu verschleiern. Neu aufgenommene Kredite waren als Währungsswaps verbucht worden, die nicht zur Staatsverschuldung gerechnet wurden. Laut einem Bericht von Bloomberg Business konnte sich die griechische Regierung über solch ein 2001 mit Goldman Sachs abgeschlossenes Geschäft mehr als 2,8 Milliarden Euro leihen. Mit Hilfe fiktiver Währungskurse konnten damit circa zwei Prozent der griechischen Staatsschulden in der Bilanz verborgen werden. Das Geschäft erwies sich jedoch, wohl auch aufgrund seiner Intransparenz bzw. Komplexität, als unvorteilhaft für den griechischen Staat. Geschäfte mit GS sind in der Regel immer nur vorteilhaft für Goldman Sachs. Waren die anderen EU-Länder blind? Oder ist die Macht von GS tatsächlich so groß? Kaum eine Bank ist in den letzten Jahren so zum Symbol für Maßlosigkeit und ausufernde Spekulationen in der Finanzwelt geworden wie Goldman Sachs. Und ihre Macht ist unermesslich. Die EZB wir von einem ehemaligen GS-Mann geleitet. Nach dem Tode des Karsten Rohwedder, bzw. der Ermordung des Treuhand-Chefs am 1. April 1991, folgte eine Bankiers-Tochter namens Birgit Breuel. Diese nahm sich die anglo-amerikanische Bank Goldman Sachs zur Seite. Auch Angela Merkel hat einen Finanzberater, der bei GS gelernt hat. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt. Wer solche Freunde hat, braucht wahrlich keine Feinde mehr. Jedenfalls wurden in der Finanzkrise Wetten gegen Hellas abgeschlossen. Von "unparteiischen" Ratingagenturen Griechenland zum Ramsch-Objekt deklariert. Neue Kredite dann nur noch gegen unbezahlbare Konditionen vergeben. Es kam, wie es kommen musste. Griechenland rief beim IWF um Hilfe. Das muss man sich so vorstellen, als wenn ihr Haus brennt und sie bei Esso, Shell oder BP um Hilfe bitten.

700 Milliarden Vermögen sind eine Waffe, auch gegen Staaten!

Filz, Korruption, Schwarzarbeit und ein Leben auf Pump sind die Hauptursachen des Niedergangs.

Natürlich kann man die Schuld nicht grundsätzlich bei anderen suchen. Jeder ist seines Glückes Schmied. 1981 kam der Sozialist Andreas Papandreou an die Macht. Anfangs gegen eine Mitgliedschaft in der EG erkannte er schnell die Vorzüge der lukrative Geldquelle. Vor allem mit den Überweisungen aus Brüssel finanzierte Papandreou in den 80er-Jahren seine sozialen Wohltaten mit immer neuen Krediten. Griechenland erhielt zwischen 1981 und 2013 rund 72 Milliarden Euro aus dem EU-Strukturfonds. Löhne und Sozialleistungen stiegen kräftig in seiner Regierungszeit. Griechische Rentnerinnen und Rentner werden in einem Rentensystem versorgt, welches sich Athen ohne zusätzliche Schulden nicht leisten kann. Der Grieche an sich ist ein sympathisches, südländisches Schlitzohr. Da boomt die Schattenwirtschaft. Jeder vierte Euro wird schwarz erwirtschaftet. Das ist ein europäischer Spitzenwert. Geschätzt gehen dem griechischen Staat so jährlich mehr als 30 Milliarden Euro Steuereinnahmen flöten. Steuern zahlt der Hellene eh nur ungern. Die Steuermoral ist eine der großen Krankheiten des Landes. Im Gegenteil ist die Steuerhinterziehung ein Volkssport der Griechen. Aber auch die Korruption ist allgegenwärtig. Oft kommt man nur mit "Fakelaki", ein "Umschläglein" voller Geldscheine weiter. 13,5 Prozent der Griechen haben in einer Umfrage offen eingeräumt, Fakelaki zu zahlen. Ob beim Arzt, beim Amt oder beim Handwerker, ohne Schmiergeld läuft da kaum was. Vetternwirtschaft ist das mächtigste Problem! Die Einstellungspolitik im öffentlichen Sektor mittels der Partei- oder Günstlingsnetze bleibt der größte Skandal der modernen griechischen Geschichte. Die Familien Papandreou, Karamanlis und Mitsotakis regierten in Griechenland, von einer siebenjährigen Militärregierung unterbrochen, seit dem Ende des 2. Weltkriegs. Sie haben Griechenland mit einem dicht geknüpften Netz von Patronage und Vetternwirtschaft überzogen.

Filz in den staatlichen Strukturen lähmt selbigen natürlich aufs Äußerste.

IWF ist für einen Zahlungsverzicht (Schuldenerlass), aber nur bei anderen Geldgebern und Gläubigern.

Wer mehr ausgibt als er einnimmt, kommt früher oder später in die Bredouille!

Viele Leute und Staaten sind verschuldet. Es ist aber ein Unterschied, wofür man das Geld ausgibt. Japan hat z. B. ein höheres Staatsdefizit als Griechenland. Aber denen traut man zu, damit fertig zu werden. Und die Hellenen haben nicht investiert, sondern auf Pump konsumiert. Natürlich auch zur Freude der deutschen Industrie. So lieferten wir in den letzten 15 Jahren für 2,5 Milliarden Euro Rüstungsgüter in den Süden. Traditionell sind die Griechen mit ihrem Nachbarn Türkei nicht gerade befreundet. 1974 löste beispielsweise der von der Athener Militärjunta inszenierte Putsch gegen Makarios die türkische Invasion auf Zypern aus. Zwei NATO-Länder befanden sich mehr oder weniger im Krieg miteinander. Deshalb ist der Verteidigungshaushalt auch extrem hoch. Bei etlichen Rüstungsgeschäften sollen auch Schmiergelder geflossen sein. Wen würde das wundern? Auch sonst hat Griechenland über seine Verhältnissen gelebt. Die Olympischen Spiele 2004 waren sehr kostspielig. Übrig geblieben sind teure Ruinen, die kaum noch genutzt werden. Also keine Nachhaltigkeit in der Ausgaben-Politik. Abschließend kann man sagen, zu den hausgemachten Problemen kamen die Einflüsse von außen. Die vielen helfenden Freunde (Profiteure, Schmarotzer, Aasgeier) taten ihr Übriges dazu, die Krise zu verstärken. Hilfsgelder für Griechenland werden meist postwendend an ehemalige Geldgeber zur Schuldentilgung weitergeleitet. Diese hatten vorher von horrenden Zinsen profitiert. Die Geldmarkt-Haie hatten Blut geleckt. Ein Risiko war kaum vorhanden. Denn der deutsche Michel steht ja dank Angela Merkels Finanzberater von Goldman Sachs für Ausfälle gerade. Banken sind immerhin systemrelevant, Menschen nur zur Wahlzeit.

Der Dumme ist natürlich wie immer der kleine Mann, bzw. kleine Grieche/in, von der Straße. Der/die zahlt wie üblich mal wieder die Zeche. Die Kinderarmut ist stark gestiegen. Weite Teile der Bevölkerung können sich die Wohnung kaum noch leisten. Die Jugendarbeitslosigkeit ist seit Jahren enorm hoch. Wer arbeitslos wird, der bleibt es meist für lange Zeit. Und gleichzeitig gewähren Staat und Sozialsysteme weiterhin jenen Privilegien, die nur selten darauf angewiesen sind.

Wie immer! Politik von OBEN für OBEN!

 

Autor seit 12 Jahren
315 Seiten
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