Wie funktioniert Fingerknacksen?

Gelenke sind von einer Bindegewebs-Kapsel umgeben, in der sich Flüssigkeit befindet. Diese Flüssigkeit dient als Gleitmittel bei Bewegungen, außerdem versorgt sie den Gelenkknorpel mit Nährstoffen. Nach der gängigen Theorie entsteht in dieser Flüssigkeit ein Unterdruck, wenn man an den Fingern zieht und die Gelenkskapsel dehnt. In der Gelenksflüssigkeit sind auch Kohlendioxid und andere Gase gelöst und durch den Unterdruck bilden sich Gase. Einen ähnlichen Vorgang kann man übrigens beim Öffnen einer Mineralwasserflasche beobachten. Wenn die Bläschen platzen, entsteht das Knacken. Da es eine Weile dauert, bis wieder Kohlendioxid in der Gelenksflüssigkeit gelöst wird, muss man normalerweise eine Weile warten, bis man wieder knacken kann.

Ein Meister seines Faches!

Ist Fingerknacken gefährlich?

In diesem Punkt gehen die Meinungen auseinander: Fingerknacken zerstöre die Gelenke und die Bänder sagen die einen, es führe gar zu Arthritis. Es schade überhaupt nicht, sagen langjährige Fingerknacker. Der kalifornische Allergologe Donald Unger hat die Fragen mutig im Selbstversuch getestet, nachdem seine Mutter ihm erzählt hatte, dass das Knacken Arthrose verursache: 60 Jahre lang knackte er zwei Mal täglich mit den Fingern seiner linken Hand, die rechte Hand blieb unbehelligt. Das Resultat: Seine Linke erlitt keinen Schaden. Für diese bahnbrechende Leistung erhilet Donald Unger übrigens den Ig-Nobelpreis für Medizin im Jahr 2009. Der Ig-Nobelpreis wird jedes Jahr für besonders originelle wissenschaftliche Arbeiten vergeben.

Die Bücher zum IgNobel-Preis sind in der Regel Englisch. Der bekannte Kriminalbiologe Mark Benecke hat jedoch wichtige Erkenntnisse vom Spaßnobelpreis zusammengefasst und in einem deutschen Buch herausgebracht. Die oben zitierte Studie über das Finger-Knacken ist in diesem Band nicht enthalten, dafür erfahren Sie nicht nur, warum Tätowierte mehr Sex haben, sondern auch in wie viele Fragmente Spaghetti zerbrechen und andere nützliche Dinge.

Die Wissenschaftler Jorge Castellanos und David Axelrod führten die alte und bewährte Tradition des medizinischen Selbstversuchs nicht weiter und untersuchten stattdessen 300 Fingerknacker. Sie verglichen sie mit 226 Nicht-Knackern. In der Knacker-Gruppe traten keine gehäuften Gelenkschäden auf, jedoch geschwollene Hände und Funktionsstörungen. Eine Garantie, dass jahrzehntelanges Knacken keine Folgen hat, gibt es also nicht. Zu Folgen wie zerbrochenen Freundschaften oder zerbrochenem Geschirr gibt es allerdings keine Studien.

Vorsicht!

Es gibt verschiedene Arten des Fingerknackens: Das beabsichtigte, schmerzfreie zur eigenen Erbauung oder zum Ärgern der Nachbarin. Und ein unbeabsichtigtes, schmerzhaftes. Dieses Fingerknacken gehört zum Arzt, hier kann es ein Problem mit den Gelenken geben!

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