Was passiert im Körper, wenn man pinkeln muss?

Urin entsteht in der Niere aus den in einem Filterungsverfahren abgetrennten Substanzen, welche nicht gebraucht werden. Er besteht aus Salzen, Wasser, diversen Stoffwechselprodukten sowie Giftstoffen. Harn ist also praktisch Abfall in flüssiger Form. Die benötigten Stoffe verbleiben im Körper und gehen ins Blut.

Die Harnfüssigkeit hingegen gelangt über den Harnleiter von der Niere in die Blase. Wenn diese voll ist, melden die Nerven an der Blasenwand dies über die Neuronenbahnen an das Gehirn. Im Hirnstamm steuert ein bestimmtes Neuronennetzwerk, die so genannte Formatio reticularis, die Vorgänge rund um die Blase. Nachdem die Information "Blase ist voll" in diesen Teil des Gehirns gelangt ist, werden wir uns dessen bewusst (und nicht vorher). Der Harndrang wird immer stärker, je mehr die Blase gefüllt ist. Wenn wir nun auf die Toilette gehen, um zu urinieren, wird die Blasenmuskulatur durch den Parasympatikus gereizt. Dadurch spannt dieser sich an. Gleichzeitig öffnet sich der Schließmuskel, und der Pipi fließt durch die Harnröhre hinaus. Der Sympatikus hingegen bewirkt das genaue Gegenteil. Er verhindert, dass ständig unkontrolliert Urin austritt, indem er die Blase entspannt und die Schließmuskeln anspannt. 

Die Füllmenge einer Blase beträgt bei Frauen durchschnittlich 300 bis 400 Milliliter, bei Männern im Regelfall zwischen 400 und 600 Millilitern. Da die Niere bei Menschen je nach Flüssigkeitsaufnahme etwa 1000 bis 1500 Milliliter Urin pro Tag produziert, müssen wir im Durchschnitt mindestens bis zu 6 Mal am Tag pinkeln. Halten Sie übrigens den Urin allzu lange zurück, kann es gefährlich werden! Dann kann nämlich Nierenstau entstehen. Das heißt, der Harn staut sich zurück in die Niere und führt dort zu einer gravierenden Erweiterung dieses Organs. Vor diesem Hintergrund ist es also besser, lieber öfter zur Toilette zu gehen und nicht extrem lange damit zu warten! 

Im frühen Kindesalter haben wir alle gelernt, die Entleerung der Blase zu kontrollieren. Dabei werden die Schließmuskeln automatisch angespannt. Dass diese Anspannung automatisch vonstatten geht, ohne dass wir uns dessen bewusst sein müssen, ist sehr von Vorteil. Andernfalls müssten Sie ja nachts alle paar Stunden aufwachen, um zur Toilette zu laufen. Oder Sie könnten sich auf keine anderen Tätigkeiten konzentrieren, wenn Sie dauernd bewusst daran denken müssten, den Urin zu halten, damit Sie sich nicht in die Hose machen. 

Unter bestimmten Umständen, etwa bei einer Erkrankung oder einer Blasenentzündung, können Menschen ihren Harndrang nicht zurückhalten. Eine Inkontinenz kann verschiedene Ursachen haben. Beispielsweise kann es sein, dass die entsprechenden Muskeln nicht mehr richtig schließen. Oder die Funktion der Blase, den Urin zurückzuhalten, ist beeinträchtigt. Häufig verbleibt bei den Betroffenen auch zu viel Restharn in der Blase, was den Blasendruck erhöht. Aber auch nervliche Störungen, Stress und Durchblutungsstörungen im Gehirn können Inkontinenz verursachen. Ein geschwächter Beckenboden, wie er bei Frauen durch häufiges Gebären oder allgemein durch starkes Übergewicht und schwere körperliche Arbeit aufkommen kann, ist eine weitere mögliche Ursache. Bei Männern kann eine Harninkontinenz auch auf Prostataprobleme zurückzuführen sein. Wenn Sie von Harninkontinenz betroffen sind, konsultieren Sie bitte Ihren Facharzt. Er weiß, was in dem jeweiligen Fall zu tun ist, um dieses Problem zu behandeln.

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Aber wie erklärt sich nun die vergleichsweise klügere Entscheidungsfindung bei Harndrang?

Beide Prozesse - die Kontrolle der Blase und das Fällen einer Entscheidung zwischen den angebotenen Alternativen - laufen unabhängig voneinander ab. Im Gehirn sorgen völlig unterschiedliche Bereiche für den reibungslosen Ablauf dieser Prozesse. 

Während der Formatio reticularis, wie weiter oben erklärt, seinen Sitz im ziemlich weit unten befindlichen Hirnstamm hat, sind beim Treffen von Entscheidungen zwei Hirnareale im präfrontalen Kortex maßgeblich beteiligt: Der dorsolaterale Präfrontalkortex und der ventromediale Präfrontalkortex

Die Wissenschaftler von der Universität im niederländischen Enschede, die das Experiment durchgeführt haben, vermuten, dass der getrennte Ablauf beider Prozesse im Hirn sich vorteilhaft auf die Entscheidungsfindung auswirkt. So konnten die Probanden in Ruhe überlegen, wofür sie sich entscheiden, weil die Kontrolle des Harndrangs automatisch parallel ablief. 

In dem Versuch entschieden sich die Menschen aus der Gruppe mit dem höheren Blasendruck für das Angebot, wo es mehr Geld für ein längeres Zurückhalten des Urins gab. Damit haben sie das Geld allerdings als höher gewertet als ihre eigene Gesundheit, für die eine solche Verhaltensweise noch langfristiger gesehen Konsequenzen haben könnte.

Mir persönlich wäre jedenfalls die Gesundheit meiner Niere wichtiger als ein paar Euro mehr oder weniger! Insofern wurde das Experiment zu Recht mit dem Anti-Nobelpreis "ausgezeichnet" (der auch Ig-Nobelpreis genannt wird - Ig steht dabei für ignoble, dem englischen Wort für unwürdig, schändlich).

Die Entscheidung der Versuchspersonen scheint oberflächlich betrachtet clever. Am genialsten ist es meiner Ansicht nach jedoch, wenn man nicht nur einen gegebenen materiellen Anreiz berücksichtigt, sondern verschiedene - insbesondere die übergeordneten - Aspekte bedenkt. Denn was hat man von dem Geld, wenn die Gesundheit am Ende schlimmstenfalls im Eimer ist? Oder wie sehen Sie das?

Hinweis zum Schluss

Ich bin keine Fachfrau. Die hier enthaltenen Informationen habe ich im Internet recherchiert und um meine persönliche Meinung zu den Ergebnissen der hier thematisierten Studie ergänzt. Bei Problemen mit dem Wasserlassen oder fachlichen Fragen dazu wenden Sie sich bitte an den Arzt ihres Vertrauens. 

Bildquelle: Pixabay

Die_Utopische, am 01.02.2013
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Bildquelle:
johannes flörsch (So findest du die Sternschnuppen der Perseiden)

Autor seit 13 Jahren
104 Seiten
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