Als das Brot dumm wurde.

Die Älteren unter uns kennen die Redewendung noch nicht sehr lange. In unserer Jugend gab es durchaus andere Sprüche in der Verbindung mit dumm, die von dumm wie Bohnenstroh bis zu 10 Meter Feldweg reichten.

Wie kann ein Gegenstand dumm sein? Das Bohnenstroh wurde z.B. früher von armen Leuten zur Polsterung ihrer Betten genutzt. Getreidestroh konnten sie sich nicht leisten. Es hieß dann, wer leeres Stroh drescht, ist nicht gescheit, da es sinnlos ist. Vielleicht ist es eine Ableitung von dieser Redewendung?

Wenn der Hochmut unter der Guillotine endet.

Die junge Marie Antoinette, Gattin von Ludwig XVI., soll einmal über ihre Untertanen den abfälligen Ausspruch getätigt haben: "Was, die Leute haben kein Brot? Warum essen sie denn keinen Kuchen?" Dumm war hier jedoch nicht das Brot oder die bitterarmen Menschen, sondern der Adel. Für Marie Antoinette endete das böse. Sie wurde auf der Place de la Concorde in Paris hingerichtet.

Von Ost nach West

Andere Erklärungen führen den Ausspruch auf einen Krimi aus dem Jahr 2004 zurück. Am 23. April lief in der ARD Polizeiruf 110 aus Mecklenburg-Vorpommern mit dem schönen Titel "Dumm wie Brot". Die Sendung hatte hohe Einschaltquoten und die Redewendung erreichte auch den Wortschatz der Westdeutschen, die ihn sich schnell vereinnahmten.

In Ostdeutschland gab es diese Formulierung schon früher. So bedeutete die Phrase "Dumm wie ein Konsumbrot" Ähnliches. Das Brot vom Konsum war schlechter und billiger als das vom Bäcker.

Vom dummen Esel zum dummen Salz und Brot.

Warum aber war die feste Wendung schon länger bekannt? Laut den Sprachforschern bedeutete das althochdeutsche Wort thumb früher so viel wie stumm und taub, im übertragenen Sinne aber auch einfältig und unvernünftig. Daher bekamen unsere armen gutmütigen Haustiere wie Esel, Schafe oder Kühe die verleumdende Bezeichnung, womit wir ihnen nicht gerecht werden.

Martin Luther wiederum, ja - derjenige, der seine Thesen an die Schlosstüre von Wittenberg genagelt haben soll, soll in einer Bibelübersetzung gesagt haben: "Ihr seid das Salz der Erde. Wo nun das Salz dumm wird, womit soll man salzen? Es ist hinfort zu nichts nütze, denn das man es hinausschütte und lasse es die Leute zertreten." (MT. V.13). Angesprochen waren hier die Jünger Jesu. Vom dummen Salz war es dann nicht mehr weit zum dummen Brot.

Nicht das Brot ist dumm, sondern wir!

Was wirklich dumm an unserem Brot ist:- die Qualität unseres geschätzten Nahrungsmittels lässt immer mehr nach. Was nützen uns über 300 Brotsorten, wenn sie immer gleich schmecken. Hoch industrialisiert, mit künstlichen Aromen und Farbstoffen vermengt, erreichen sie uns aus großen Brotfabriken. Sie sehen oft hübsch aus, schmecken aber fast alle gleich. Da gibt es chemische Stoffe für eine schöne Kruste und Farbe, Enzyme wie Amylase, Zuckerkulör usw. Die Bäckereien erhalten große Säcke mit Fertigmischungen, die nur noch angerührt werden müssen. Welcher Bäcker backt heute noch traditionell mit Sauerteig?

Die guten Bäckereien sterben langsam aus. So manch einer findet keine richtige Bäckerei mehr in seiner Nähe, die schmackhaftes, gesundes Brot herstellt. Die nachfolgende Sendung des ZDF verfolgt den Weg unseres Brotes bis zu seiner Industrialisierung:-

Was soll ich tun?

Bleiben Sie kritisch! Informieren Sie sich und fragen Sie in Ihrer Bäckerei nach, was im Brot enthalten ist. Suchen Sie nach einer guten Biobäckerei, die ohne diese chemischen Zutaten auskommt. Das Brot ist vielleicht etwas teurer aber gesunder. Biobrot ist mit dem grünen Bio-Siegel (nach EG-Öko-Verordnung) gekennzeichnet.

Alternativ können Sie Ihr Brot auch selbst backen. Da wissen Sie, was enthalten ist. Es ist nicht so schwer. Folgen Sie dem folgenden Rezept.

Anleitung Sauerteigbrot backen

Werbegag oder Wunsch nach Verbesserung?

Das ZDF suchte gemeinsam mit dem Fernsehkoch Johann Lafer "Deutschlands besten Bäcker". In einer Serie, die am Mitte September 2014 startete, traten mehrere Bäcker gegeneinander an. Es sollen sich von 13.500 Bäckereien 1500 für die Sendung beworben haben. Eine vierköpfige Jury, bestehend aus der Chef-Pâtissière Eveline Wild, dem Bäckermeister Bernd Kütscher, der Chefjurorin des "Konditoren Weltverbandes" Sabine Baumgarten sowie dem Kapitän der Bäcker-Nationalmannschaft Jochen Baier kürtedie Besten.

Es traten in jeder Folge drei Bäckereien an, die Spezialitäten ihrer Region backen. Laut Herrn Lafer stand die handwerkliche Backkunst statt industrieller Fertigung im Vordergrund. Die deutschen Bäcker werben mit dieser Aktion um eine Aufnahme ihrer Brotkultur in die UNESCO-Liste des immateriellen Weltkulturerbes.

Es wäre schön, wenn ein Umdenken bei unserem Brot stattfinden würde und die Handwerkskunst wieder mehr geschätzt würde. Nur so hätte das deutsche Brot einen UNESCO-Titel überhaupt verdient.

Reisefieber, am 02.09.2014
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