Bienen in Gefahr

Bienen sind seit einigen Jahren weltweit in größter Gefahr.
Immer mehr Bienenvölker sterben – und nicht nur die Bienen bei den Imkern, sondern insbesondere die Wildbienen.

Schon heute fehlen in Europa rund 7 Milliarden Honigbienen, um alle Agrarpflanzen zu bestäuben. Ein Grund ist unter anderen der verstärkte Energiepflanzenanbau mit Raps (meist für Biosprit). Dieser wird – im Gegensatz zu Weizen – von Bienen bestäubt. Das erfordert mehr Bienen als früher.

In Deutschland kam es im Jahr 2008 zu einem dramatischen Bienensterben. Allein im Oberrheingraben starben 11.5500 Bienenvölker mit 330 Millionen Bienen.

Im Norden Chinas gibt es keine Bienen mehr, weil sie durch Pestizide vertrieben wurden. Arbeiter gewinnen den Pollen von Hand und transportieren ihn 2000 km quer durch China, damit fleissige Menschen in den nördlichen Plantagen damit die Apfelblüten befruchten.

Auch in Kalifornien werden mit Trucks gigantische Bienenvölker über hunderte Kilometer zu den riesigen Mandelplantagen gebracht. Hochgradig Stress für die Tiere! Bienen lieben Blütenvielfalt und die ist bei endlos weiten Monokulturen nicht gegeben.

 

Was tun Bienen für die Menschen?

Unermüdlich fliegen die Bienen von Blüte zu Blüte und ihre Arbeit ist unbezahlbar.

Für Mensch und Natur hat ihr Fleiß einen unschätzbaren Wert: Sie liefern nicht nur wertvollen Honig, sie bestäuben täglich auch Billionen von Blüten, die dann zu Samenkörnern, Schoten, Nüssen oder Früchten reifen. Pflanzen bilden besonders viele Früchte, wenn sie von vielen unterschiedlichen Bestäubern besucht werden – das hat 2014 eine Studie der Uni Göttingen gezeigt, wobei der Besuch der Wildbienen doppelt so effektiv ist.

Bei Erdbeeren ergibt sich durch die Arbeit der Bienen ein Handelswert, der um 54 Prozent höher liegt als bei der Selbstbefruchtung der Pflanzen. Allein für die EU-weit verkauften Erdbeeren wird der Wert der Bestäubung durch Bienen auf jährlich 1 Milliarde Euro geschätzt.

Insgesamt erbringen diese fleißigen Bienen - so hieß es in der Talkshow "Hart aber Fair" am 4.11.17 - europaweit einen Nutzen von 22 Milliarden Euro.

 

Film "More than Honey"

Welche Gründe gibt es für das Bienensterben?

Es gibt mehrere Gründe, die zu dem Massensterben der Bienen führen:

  1. Die Intensivlandwirtschaft / Monokulturen

    Auf riesigen Flächen wird meist nur eine einzige Getreide-, Gemüse-, oder Obstart angebaut, teilweise mit genetisch veränderten Pflanzen und hohem Pestizideinsatz. Dadurch laugen die Böden aus, die Erträge werden geringer, es muss noch mehr gedüngt und gespritzt werden.
    Bienen finden hier kein vielfältiges Blütenangebot mehr. Die früheren Wildblumenwiesen und Pflanzenvielfalt findet man eher noch in den Alpen oder anderen unberührten Naturlandschaften, vielerorts aber überhaupt nicht mehr und damit auch keine Nistplätze und Winterquartiere für Wildbienen mehr.
    Je vielfältiger das Nahrungsangebot, desto widerstandsfähiger sind die Wildbienen.
    Mangelt es daran, verhungern sie.

  2. Chemische Insektizide

    Zu den umstrittenen und als gefährlich geltenden Insektiziden gelten auch die sogenannten Neonikotinoide, die die letzten Jahre verstärkt eingesetzt werden.
    Sie schaden nicht nur den Bienen, sondern auch den Hummeln, Wildbienen, Schmetterlingen, Nachtfaltern.
    Mit den Nervengiften behandelt die Agrarindustrie die Samenkörner von beispielsweise Mais, Raps und Weizen gegen Insektenfraß (Maiswurzelbohrer, Fruchtfliege und Drahtwurm).
    Das Gift gelangt über die Blätter zum Pollen, in den Nektar und später in den Bienenrüssel. Große Mengen beziehungsweise Giftcocktails können tödlich sein, aber auch niedrige Dosen sind gefährlich.
    Honigbienen finden nach dem Sammelflug nicht zu ihrem Bienenstock zurück und verlieren die Fähigkeit zur Futtersuche und verlernen ihr Kommunikationsverhalten (sie "tanzen" nicht mehr).

    In den USA ist die Hälfte der Wildbienenarten verschwunden. In Deutschland befindet sich jede zweite Art auf der Roten Liste. Bienen nehmen die Gifte oft auch über das Wasser auf, denn die Pflanzen sondern Tröpfchen ab. Doch diese Tröpfchen enthalten das Gift.

    Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hatte 2013 eine Risikobewertung der Neonikotinoide erstellt und sah schon seinerzeit "hohe akute Risiken für Honigbienen". Ab Dezember 2013 wurden durch die EU die Pestizide von Bayer und Syngenta für zwei Jahre verboten, der Einsatz von Fipronil von BASF wurde stark eingeschränkt.
    Ein Neubewertungsauftrag der EU an die EFSA ist in Auftrag gegeben worden.

    Grund für das Bienensterben 2008 war seinerzeit das Insektizid Chlotianidin ("Poncho" ) von BayerCrop Science. Insgesamt wurden damals die Zulassungen von acht Saatgutbehandlungsmitteln vom Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) in Deutschland zurückgenommen.

    Die Spritzmittel sind für Honigbienen hochgiftig, die tödliche Dosis für beispielsweise aufgenommenes Imidacloprid und Clothianidin sind extrem gering (etwa 5 bzw. 4 Nanogramm pro Individuum). Das macht es sehr schwierig, die Vergiftung der Bienen durch die Spritzmittel in der Praxis nachzuweisen. Studien bestätigen, dass Neonicotinoide auch die Singvögel gefährden, und zwar indirekt.

    Doch die Chemiekonzerne wollen weiter Kasse machen. Zwei Milliarden Euro bringen ihnen allein die Neonikotinoide pro Jahr ein. Um die Verbote zu kippen, haben Bayer, BASF und Syngenta gegen die EU mehrere Klagen eingereicht. Und mit fragwürdigen PR-Kampagnen versuchen die Firmen die Öffentlichkeit zu täuschen.

  3. Parasiten (die Varoa- und Nosema-Milbe)

    Eine große Bedrohung für Honigbienen ist die Varroamilbe. Die blutsaugende Milbenart hinterläßt Wunden, in denen Viren und Bakterien gedeihen. Sie überträgt Krankheitserreger wie den Nosema-Pilz. Dieser nistet sich im Darm der Bienen ein und stört dort die Nahrungsaufnahme.

    Ausgerechnet der Agrar-Multi Monsanto plant, der Varroa-Milbe mit einer "Waffe" zu Leibe zu rücken – und zwar mit einer neuen Technik, der RNA-Inteferenztechnik. Dabei soll Ribonukleinsäure (RNA)-Moleküle die Milben an der Vermehrung hindern.

  4. Der Klimawandel

    Zum einen können die Bienen bei längeren Kälteperioden ihre Stöcke nicht verlassen und die Brut schwer wärmen, zum anderen schaffen Hitze und Klimaerwärmung günstige Lebensbedingungen für Parasiten und Pathogene (Krankheitserreger).

  5. Imkernachwuchs

    Es sind Imker, die für das Überleben der Honigbienenvölker in Deutschland sorgen, aber überall fehlt es an Nachwuchs. Ein Berufsimker ist im Durchschnitt 60 Jahre alt. In letzter Zeit tut sich jedoch wieder etwas: Immer mehr Menschen machen die Imkerei zu ihrem Hobby, wollen etwas dazu beitragen, dass diese wichtigen Tiere erhalten bleiben. Doch mit der Imkerei alleine ist es nicht getan. Bienen brauchen, wie schon erwähnt, eine buntes Umfeld. Je vielfältiger das Pflanzen-und Blütenangebot ist - ohne Chemieeinsatz - umso besser für die Tiere.

Ein hübscher Bienenstock....

Wie wird Honig gewonnen und was tut Honig Gutes für den Menschen?

In einem Bienenstock geht es äußerst geschäftig zu und auf den ersten Blick wirkt die Bienenwelt unübersichtlich, doch das Insektenvolk ist besser organisiert als so manche menschliche Nation. Keine Bewegung, kein Gang geschieht ungeplant und jede Biene hat hier ihre klar definierte Aufgabe.

Die Arbeiterinnen füttern die Königin, bessern Waben mit Wachs aus, bewachen den Stock vor Eindringlingen oder fliegen täglich bis zu 80 km, um Nektar zu sammeln.

Die Arbeiterinnen eines einzigen Bienestockes besuchen etwa 200.000 Blüten pro Tag. Für 1 Liter Honig müssen sie die dreifache Menge an Nektar sammeln und fliegen 3-5 Millionen Blüten an.
Die Reisegeschwindigkeit der Bienen liegt bei 25 km/h und Bienen fliegen bis zu 6 km von ihrem Stock weg. Den Nektar übergeben sie an ihre "Kolleginnen" im Bienenstock, die ihn mit Enzymen anreichern und in die Wabenzellen einlagern. Dort kann der Blütensaft dann zu Honig ausreifen.

Die Drohnen, männliche Bienen, sind nur für die Befruchtung der Königin zuständig.

Und die Königin selbst legt ein Ei nach dem anderen, pro Saison etwa 200.000 und garantiert damit ihrem Volk das Überleben. Manche Bienenzüchter / Imker verkaufen ihre Königinnen in die ganze Welt

Seit etwa 100 Millionen Jahren soll es Bienen geben. Honig und Wachs werden schon seit 6.000 Jahren als Heilstoffe genutzt und auch heute noch schwören Heilpraktiker und Ärzte auf die Apitherapie. In den USA und in Osteuropa (wo es viel mehr Imker gibt als bei uns) sind Apitherapiezentren entstanden, die sich allein auf diese Heilprodukte spezialisieren.

Der Arzt Dr. Stefan Stangaciu hat nach eigenen Angaben in Bukarest bislang etwa 20.000 Menschen mit Bienenprodukten behandelt und dabei offenbar erstaunliche Ergebnisse erzielt.

Das Wort Honig stammt von einem alten indogermanischen Begriff ab, der "Goldfarbenes" bezeichnet. Honig wird von den Bienen aus Blütennektar gewonnen und als haltbare Nahrungsreserve in speziellen Waben im Nest eingelagert. Er besteht aus 200 verschiedenen Stoffen.

Honig ist nicht nur zum Süßen gut, er enthält neben verschiedenen natürlichen Zuckerarten auch Mineralstoffe, Vitamine, stoffwechselfördernde Enzyme, ein das Nervensystem sowie die Herztätigkeit unterstützendes Hormon und antibakterielle Stoffe. Letztere tragen dazu bei, dass Wunden schneller heilen und Entzündungen abklingen. (Schürfwunden einfach mit Honig bestreichen).

Je nach Blüten hat ein Honig unterschiedliche Wirkungen, wie zum Beispiel

Tannenhonig - gut gegen Bronchitis,
Lavendelhonig – bei Verbrennungen
Rapshonig – beruhigende Wirkung.

Allergiker sollten am besten Honig aus der Region essen, laut Imker-Empfehlung. Am besten sowieso direkt bei einem lokalen Imker kaufen. Regionale Natur ist so am besten zu schützen.



 

Weitere Geschenke der Bienen für unsere Gesundheit

Propolis (Harz der Bäume, mit dem die Bienen ihre Waben kitten und Bakterien+ Pilze abwehren). Die Bäume haben Harz produziert um ihre eigenen "Wunden" zu heilen, also kann es auch für Menschen hilfreich sein.

Es enthält viele Mineralien und Vitamine und wird therapeutisch vor allem für Atemwegserkrankungen, Mittelohr-, Stirn-und Nebenhöhlenentzündungen sowie Erkrankungen von Mund, Rachen, Zahnfleisch und Augen eingesetzt.

Gelée Royale ist der Saft, mit dem Bienen-Arbeiterinnen ihre Königin und Königinnen-Larven füttern. Er wird in Drüsen am Körper der Arbeiterinnen produziert. Therapeutisch wird er eingesetzt von Bluterkrankungen über klimakterische Beschwerden bis hin zu Diabetes.

Bienenwachs wird nicht nur für Kerzen eingesetzt, sondern auch für Kosmetika (Salben, Lippenstifte, Cremes). Es enthält viele Vitamine sowie Proteine. Therapeutisch wird es unter anderem bei Akne, Hautinfektionen und Hühneraugen eingesetzt. Der Grundstoff wird in Form kleiner Schuppen aus den Wachsdrüsen am Bauch ausgeschwitzt.

Pollen sind eine meist mehlartige Masse, die in den Staubgefäßen von Samenpflanzen produziert wird. Bienen sammeln sie in "Körbchen" an den Hinterbeinen. Der größte Teil wird direkt nach der Rückkehr in den Stock zur Ernährung der Brut verteilt, der Rest als Eiweißquelle eingelagert.

Pollen enthalten neben Eiweiss auch ungesättigte Fettsäuren sowie sehr viele Aminosäuren. Therapeutisch werden sie eingesetzt zur Behandlung von Impotenz und Unfruchtbarkeit (der Pollen bei der Pflanze ist sozusagen das männliche Geschlechtsorgan der Blüte). In ihm steckt deshalb die ganze Fortpflanzungskraft der Natur, Weiterhin bei Appetitlosigkeit, Depressionen, zu hohem Cholesterinspiegel und zur Stressvorsorge.


Bienengift
ist eine Mischung aus sauren und basischen Sekreten. Die Biene sammelt es in ihrer Giftblase. Es wird per Giftstachel unter die Haut gespritzt. Dort ruft es eine lokale Entzündung hervor, die schmerzhaft, aber ungefährlich ist. Im Halsbereich oder bei Insektengiftallergie kann der Stich allerdings tödlich sein!

Therapeutisch wird Bienengift gegen Rheuma eingesetzt. Zudem zur Herzinfarkt- und Tumor-Prophylaxe sowie zum Blutaufbau und zur Blutverdünnung

Die deutsche Heilmittelverordnung macht es Imkern unmöglich, ihre Produkte als "Heilmittel" zu bezeichnen. Propolis aus dem Ausland erhält man in der Apotheke und Pollen gibt es in gut sortierten Bioläden oder im Versandhandel.

Was kann jeder Einzelne für die Bienen tun?

  1. Biologisch einkaufen
    Dadurch wird die ökologischen Landwirtschaft, ohne chemische Düngung und Spritzmittel, die Artenvielfalt und eine artgerechte Tierhaltung gefördert (Bisher in Deutschland leider nur
    ca, 5,5 Prozent der Gesamtagrarfläche)

  2. Stadtnatur fördern
    Bienenstöcke findet man inzwischen in vielen Großstädten, auf den Dächern von Gebäuden, im heimischen Garten

  3. Gärtnern ohne Gifte

  4. Insektenhotels aufstellen

Was fordern Greenpeace, Imker, der Nabu und andere Naturschutzorganisationen?

Gefordert wird ein radikaler Wechsel in der Agrarpolitik, doch Agrarindustrie und chemische Industrie schaffen es bisher noch, mit allen Kräften dagegenzuhalten und sich durchzusetzen - wie zuletzt bei der erneuten Zulassung des Totalherbizids Glyphosat in der EU für weitere 5 Jahre.

Film-Empfehlungen, Tipps und Links

Website "Deutschland summt!"
(Eine Initiative der Stiftung Mensch & Umwelt von Dr. Corinna Hölzer – mehrfach ausgezeichnet)
Diverse Youtube-Filme zu "Bienen

Kreuzberger Bienen (gute Info-Seite zu Bienen)

FAO-Statistiken zu Bienenpopulationen weltweit

 

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