Minimalismus Manifest (Bild: Mr.Minimalist)

Definition auf Wikipedia

"Einfaches Leben (Simple living), auch Freiwillige Einfachheit (Voluntary Simplicity), Minimalismus oder Downshifting genannt, bezeichnet einen Lebensstil, der sich als Alternative zur konsumorientierten Überflussgesellschaft sieht. Seine Anhänger versuchen, durch Konsumverzicht Alltagszwängen entgegenzuwirken und dadurch ein selbstbestimmteres, erfüllteres Leben zu führen. Gelegentlich wird der Lebensstil auch mit dem Akronym "LOVOS" abgekürzt (engl. "Lifestyle of Voluntary Simplicity") – in Anlehnung an LOHAS ("Lifestyles of Health and Sustainability"), das für einen Lebensstil bewussten und gezielten Konsumierens steht."

Sogar Werbung und Marketing unterscheidet inzwischen zwischen den Anhängern der verschiedenen Gruppen von Minimalisten. Die LOHOS sind nämlich auch für Marketingexperten interessant, weil sie shopping und Konsumgüter ja nicht komplett ablehnen, sondern einfach nur gezielter einkaufen. Die LOVOS stehen ganz einfach für einen sehr vereinfachten Lebensstil. De Minimalisten dagegen versuchen auf möglichst alles im Leben zu verzichten, das sie in ihrer inneren Ruhe stören könnte. Sie entschleunigen in ihr Leben (Downshifting genannt) und konzentrieren sich nur darauf, was sie wirklich zum Leben brauchen, also Nahrung, ein Dach über dem Kopf und soziale Kontakte. Die meisten Minimalisten haben als Ziel, nicht mehr als 100 Gegenstände zu besitzen. Sie glauben fest daran, dass Kaufwahn und Konsum vom wahren Leben ablenken, genauso wie Luxus und das ständige Streben nach Luxus. Durch Verzicht auf unnötige, lebensunwichtige Konsumgüter finden Minimalisten ihren Frieden, ihr bewusstes Selbst, ihre persönliche Freiheit und mehr Lebensqualität. Sie überlegen genau, was sie wirklich zum Leben brauchen, ob der Gegenstand, den sie kaufen, wirklich lebensnotwendig ist, oder ob es ihnen nur von der Werbung eingeredet wurde. Sie sehen keinen Sinn darin, so hart zu arbeiten, um immer mehr zu kaufen und immer mehr zu besitzen, weil sie finden, dass diese Besitztümer und dieses Verhalten sie nur mehr belastet und überhäuft, deswegen klinken sie sich aus dieser Gesellschaft aus. 

Minimalismus selbst ausprobieren

Sind sie neugierig geworden, oder halten sie den Minimalismus einfach für Schwachsinn? Sie können diese Lebensweise einfach ausprobieren, oder vielleicht einfach nur Teile davon adaptieren, probieren sie zum Beispiel:

  • durch ihre Wohnung zu gehen und sich genau zu überlegen, was von diesen Gegenständen sie eigentlich wirklich verwenden oder wann sie die einzelnen Gegenstände eigentlich das letzte Mal überhaupt angefasst haben
  • sich vorzunehmen, jede Woche ein Ding aus ihrer Wohnung, das sie eben eigentlich gar nicht verwenden, zu verschenken oder auch bei Ebay zu verkaufen
  • nur einzukaufen, was auf einer zuhause geschriebenen Liste notiert wurde
  • über einen längeren Zeitraum lange eine Liste zu führen, auf der sie nach und nach alle Gegenstände aufschreiben, die sie im Haus häufig verwenden
  • Regeln beim Einkaufen einzuführen. Wenn Sie zum Beispiel ein Paar Schuhe kaufen, dann nehmen Sie sich vor, ein altes Paar zu verschenken

Und noch ein Extrem: Räumen Sie all Ihre Gegenstände aus der Wohnung in den Keller. Holen Sie nach und nach immer nur die Gegenstände heraus, die Sie wirklich verwenden wollen. Sie werden überrascht sein, wie viele Sachen eigentlich im Keller bleiben.

Unfreiwilliger Minimalismus

Ich selbst bin ganz sicher keine Minimalistin, habe aber sehr wohl in den letzten Jahren, seit ich in Afrika wohne, gelernt, dass es nicht notwendig ist, zu viele Sachen an zu häufen und war oft selbst überrascht, wie wenig ich selbst eigentlich zum Leben brauche, wenn es darauf ankommt. Ein Jahr habe ich, als meine gebaute Schule noch in den Anfängen war, ohne Klo, Wasser und Strom gewohnt, Wasser musste ich von weit her holen und, nachdem ich ja damals schon Artikel geschrieben habe, habe ich ein kleines Solarsystem mit einer Autobatterie gebaut um den Laptop zu betreiben. Durch mehrere Umzüge habe ich auch sehr oft von vorne angefangen und da überlegt man schon genau, was nun zuerst in der Anschaffung am Wichtigsten und eigentlich wirklich notwendig ist. Tatsache ist, auch, wenn wir inzwischen in der Schule alles haben, was man in Europa als selbstverständlich sehen würde, es wohnen Tausende Menschen in der Gegend, die das nicht haben.

Sie leben minimalistisch, wissen es aber nicht. Ich glaube sogar behaupten zu können, dass sie bei Weitem weniger als 100 Gegenstände in ihren Hütten haben. Trotzdem sind sie glücklich. Selten habe ich zufriedenere Menschen gesehen, denn ich höre eigentlich nie, dass die Leute im Dorf sich über irgendetwas beschweren. Deswegen verwirrt mich das inzwischen so, wenn ich nach Europa fliege. Es fängt schon mit den Touristen am Flughafen an. In jedem Satz beschweren sie sich direkt oder indirekt über irgendetwas, was für mich nicht mehr wirklich nachvollziehbar ist. Natürlich beschwere auch ich mich. Wenn die Schule nicht läuft, wenn ich mich über meine Arbeiter ärgere oder anderes, aber was ich nicht mehr verstehe, ist zum Beispiel das ständige Raunzen der Europäer. Momentan beschwert sich jeder über den Schnee und die Kälte. Diese Leute sind dann auch die ersten, die sich über die Hitze im Sommer aufregen. So etwas würde man bei den Minimalisten in Afrika nicht hören. Bei uns hat es dieses Jahr zuerst zu wenig geregnet und dann zu viel, viele haben ihre Ernte verloren, aber ich höre sie nicht von sich aus beschweren, außer man spricht das Thema halt irgendwie an.

Es ist nicht so, dass die Leute hier alle komplett arm sind und sich nichts leisten könnten, aber sie vermissen nichts, also wozu sollten sie Geld für etwas ausgeben, was sie bisher nicht hatten? Als ich letztes Jahr meinen Shop hatte, verkaufte ich ein paar Dinge, die die Leute in der Gegend nicht kannten, zum Beispiel Damenbinden oder Klopapier. Werbung funktioniert auch hier. Gekauft haben sie es, aber nur genau einmal, um es auszuprobieren. Einige Leute haben Solarsysteme von mir gekauft, aber den meisten war das nicht so wichtig. Leisten könnten sie es sich. Wenn sie eine der vielen Kühe verkaufen, dann geht sich schon ein kleines System aus, trotzdem ist das Interesse nicht wirklich da, weil sie auch ohne Solar bis jetzt gut ausgekommen sind und es nicht vermissen. Sambische Arbeiter aus dem Dorf treiben mich manchmal in den Wahnsinn, wenn sie für die Schule arbeiten. Sie kommen, arbeiten zwei Tage, dann bekommen sie etwas Geld und sind erst einmal verschwunden, egal, ob der Job fertig ist oder nicht. Das Geld ist in einer Stunde ausgegeben, für Essen. Und solange genug Nahrung im Haus ist, solange ist alles ok, da muss man nicht wieder arbeiten gehen, an die Zukunft wird nicht gedacht. Vielleicht sind die Menschen hier sogar manchmal zu minimalistisch, obwohl sie es gar nicht wissen.

Einige Zahlen zum Nachdenken - aus verschiedenen Quellen zusammen getragen

  • In Deutschland (rund 82 Millionen Einwohner) werden pro Kopf pro Jahr im Durchschnitt etwa 80 Kilogramm Lebensmittel einfach weggeworfen, weil sie verdorben oder zu viel sind oder einfach nicht schmecken

870 Millionen Menschen weltweit haben nicht genug zu essen und sind unterernährt. 2,6 Millionen Kinder unter 5 Jahren sterben jährlich an Unterernährung.

  • Ein Deutscher verbraucht im Durchschnitt 390 000 Liter Wasser im Jahr, trinkt aber nur etwa 900 Liter pro Jahr.

1,2 Milliarden Menschen weltweit haben keinen Zugang zu sauberen Trinkwasser. Alle 8 Sekunden stirbt ein Kind an den Folgen von ständigem Konsum von schmutzigem Wasser.

  • In deutschen Haushalten sind etwa 117,89 Millionen Fernseher vorhanden.

1,4 Milliarden Menschen weltweit haben keinen Strom. Über 100 Millionen Menschen sind obdachlos. Mindestens 600 Millionen Menschen leben in Unterkünften, die lebensgefährlich und gesundheitsschädlich sind.

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Autor seit 12 Jahren
405 Seiten
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