Seit etlichen Jahren gibt es einen regelrechten Esoterik-Boom. Viele Menschen sind auf der Suche nach neuen spirituellen Erfahrungen. Manche landen bei "gefragten" Schamanen, die auch viel öffentliche Werbung betreiben. Doch wer ein wenig recherchiert, wird häufig auf Ungereimtheiten stoßen. Das muss nicht unbedingt heißen, dass die Anbieter gar nichts von der Materie verstehen: Schließlich gibt es ja auch in Europa Jahrhunderte alte esoterische Traditionen und spirituelles Wissen, das im Verborgenen bis heute überlebt hat. - Vorsicht ist allerdings bei folgenden Angaben geboten: 

  • Wenn jemand behauptet, er oder sie wäre von einem indianischen Schamanen adoptiert oder eingeweiht worden. - Dann bitte unbedingt nachfragen, von welchen Stamm und sich im Internet bei den indigenen Stämmen direkt erkundigen (Es gibt inzwischen Zusammenschlüsse indigener Stämme, die über allfälligen Betrug aufklären. - Auch aus moralischer Sicht ist es sicher fairer, wenn man direkt mit indigenen Stämmen zusammenarbeitet und dorthin sein Geld trägt, wenn man als "Westler" schon die originalen Traditionen kennen lernen möchte. Es ist "ihre" Kultur, man sollte dem auch Respekt zollen und nicht mutwillig "Kulturraub" betreiben. )

  • Schamanisches Familienstellen angeboten wird

    Das gibt es in der schamanischen Tradition nicht. Es ist eine westliche esoterische Tradition. In Österreich beispielsweise ist Familienstellen überhaupt nur Psychologen erlaubt, weil man davon ausgeht, dass dabei auch alte Traumata berührt werden könnten. Jemand der nicht ausgebildet ist, könne damit nicht umgehen, so die Argumentation der Fachleute in Österreich. 

  • Wenn überteuerte Seminare zur Ausbildung von Schamanen angeboten werden. Der echte Schamanen-Weg in den traditionellen Kulturen ist eine lange, oft lebenslange Angelegenheit. Im Wochenendseminar wird man einige Techniken kennenlernen können. Zum Schamanen nach indigener Tradition wird man deshalb noch lange nicht.

  • akademische Titel aus Titelmühlen (also gekaufte akademische Grade bei nicht staatlich anerkannten Universitäten)

In der Ethnologie – also Völkerkunde – gibt es allerdings sehr interessante Wissenschaftler, die lange Jahre in den Kulturen selbst recherchiert haben und so zumindest ein wenig Einblick in die Traditionen geben können. Einer der bekanntesten dieser Ethnologen ist Michael Harner, USA. Er war tatsächlich lange Jahre immer wieder bei indigenen Stämmen und kannte auch den sibirischen Schamanismus. Seiner Einschätzung nach gibt es in allen Traditionen ähnliche Muster.

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Er verarbeitete seine Kenntnisse und gründete den "Core Schamanismus". "Die Foundation for shamanic studies" bietet dazu auch halbwegs kostengünstige Seminare an. Ich persönlich habe einmal vor Jahren so ein Seminar besucht. Es war durchaus spannend und man lernte die Trommelntechniken kennen und auch wie man mit einem "Krafttier" arbeitet. Als Krafttier werden sogenannte "Spirits" also "Geistwesen" bezeichnet, die den Menschen beschützen, ihm Kraft verleihen und ihm Zeiten der Unsicherheit helfen. Auch bei Krankheiten kann man sein Krafttier zu Hilfe rufen. - Letztendlich habe ich dort aber nur eine Dame kennengelernt, wo ich sagen würde, das hat etwas mit tieferen spirituellen Kenntnissen zu tun.

Seelenrückholung - Ein praktisches Beispiel

Allerdings gab es auch ein wunderschönes Ritual zur "Seelenrückholung" wie es Sandra Ingerman (eine ehemalige Harner Studentin und Psychologin) sehr schön beschrieb. In dem von mir besuchten Seminar saßen die Teilnehmer am Boden und hielten sich an den Händen. Sie formten unter Anleitung der Vortragenden ein "Boot". Vorab wurden Teilnehmer gebeten, die wirklich etwas "Dringendes" heilen möchten, dem Seminarleiter das Anliegen ins Ohr zu flüstern. Er spielte quasi den Kapitän, der die Gruppe an jenen Ort führen sollte, an dem der "Seelenanteil" wieder zu finden sind. In der Mitte lag die junge Frau, die "geheilt" werden wollte. Niemand von den Teilnehmern wusste was ihr genau fehlte. Das war dem Oberschamanen vorbehalten, ihm hatte sie es ins Ohr geflüstert. 

Ich persönlich fand das gut, denn es ersparte "Peinlichkeiten". Die junge Frau musste sich nicht outen vor allen. Die "Co-Schmanin" trommelte gemeinsam mit zwei weiteren Teilnehmern und der Rest spielte die Ruder-Mannschaft. Das gesamte "Ritual" spielte sich in einem dunklen Seminarraum ab. Lediglich ein paar Kerzen brannten. Durch das Trommeln kamen wir alle in einen sehr tiefen Rhythmus und eine Art Trance-Zustand. Die "Losung" lautete, wir geben alle das Beste und helfen der jungen Frau. Ich kann nur sagen es entstand so etwas wie tiefes Mitgefühl und Verbundenheit. Am Schluss fand der Oberschamane den Seelenteil und gab ihn ihr zurück. Das macht man nach der Harner-Technik mit "Einhauchen" und Klopfen am Rücken. - Wie auch immer, die junge Frau machte einen wirklich befreiten Eindruck.

Aus spiritueller Sicht kann einem die Seele oder ein Seelenanteil natürlich nie wirklich abhanden kommen. Denn die Seele gilt in allen spirituellen Traditionen als unsterblich. Ich interpretiere es eher so, dass etwas tief Seelisches (das möglicherweise auch über die Psyche hinausgeht), verletzt werden kann. Im Schamanischen versucht man das wieder "heil" oder ganz zu machen. Auf jeden Fall war das oben beschriebene Ritual tief bewegend und wenn es jemandem hilft, sich eine langwierige Psychotherapie zu ersparen oder sich zumindest für eine gewisse Zeit lang wieder wohl zu fühlen, finde ich das okay. Dann ist es auch egal, ob jemand aus einer indigenen Kultur stammt oder nicht.

Persönlich denke ich auch, dass die junge Frau einfach durch das Mitgefühl, die Liebe und die gesammelte Konzentration der Gruppe auf ihre Heilung, den tollen Effekt hatte. Die Geborgenheit in einer Gemeinschaft zu erfahren und zu empfinden, kann wirklich sehr heilsam sein.

 

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