Stellen Sie sich vor, es gäbe keine Möglichkeit, Nahrungsmittel durch Kälte, Salz oder Hitze zu konservieren.
So erging es unseren Vorfahren vor vielen tausend Jahren und die tägliche Nahrung musste jeden Tag neu gesammelt werden. Zusätzlich musste für den Winter, wenn es wenig zu sammeln gab, mehr beschafft werden, was bestenfalls durch das Trocknen an der Luft haltbar gemacht werden konnte. Der Speiseplan war damals nicht sehr üppig, es gab Beeren, Wurzeln und Pilze. Der Wald lieferte in unseren Breiten Bucheckern und höchstwahrscheinlich Haselnüsse. Kastanien waren hier noch nicht heimisch, Weizen und Roggen noch nicht kultiviert und die Entdeckung der Kartoffel war noch lange nicht in Sicht. Im Frühjahr wurden eventuell Vogeleier verzehrt und mit etwas Glück fand sich Bienenhonig.
Die Fähigkeit zu sammeln hat bestimmt dazu beigetragen, dass die Menschheit bis heute überlebt hat.
Foto und Vorschaubild Frank Horn

Heute ist die Nahrungsbeschaffung sehr viel einfacher geworden. Schließlich findet man allerorts eine mehr oder weniger gute Einkaufsmöglichkeit. Allerdings gibt es viele Menschen, die dem Angebot skeptisch gegenüberstehen, oft weiß man gar nicht mehr, was in den Lebensmitteln enthalten ist oder ob viele der Produkte überteuert sind.
Abhilfe kann geschaffen werden, indem man selber wieder sammelt. Wer sich gut auskennt, findet essbare Pilze, Wildkräuter oder Beerenobst. Bärlauch, das Modekraut der letzten Jahre, wird von vielen schon seit Jahren gesammelt und nicht für teures Geld im Geschäft gekauft. Leider liegt im Herbst viel Obst auf den Wiesen, das nicht einfach gesammelt werden darf. Das gilt als Diebstahl und oft bleiben Äpfel und Pflaumen dann leider einfach liegen...
Bleiben wir noch ein Weilchen im Supermarkt. Durch pfiffige Marketingstrategien wie Treuepunkte, Klebebilder für Kinder oder Spielzeug in Fast-Food-Tüten wird der Sammlernerv getroffen. Man geht öfter in den Supermarkt, in dem das Objekt der Sammlerbegierde angeboten wird, wechselt die Tankstelle oder isst öfter amerikanisch. Wer Kinder hat, wird verstehen, was ich meine, genau wie Menschen, die ihren Hausrat vermeintlich günstig aufstocken möchten. Wer nicht gut aufpasst, kann unter Umständen mehr sammeln als notwendig oder verkraftbar ist. Möglicherweise werden die Einkäufe auch teurer als üblich...

Die Lust am Sammeln liegt dem Menschen in den Genen ...

Ist der Magen gefüllt, richtet sie die Sammlerlust auf andere Objekte. Gesammelt wird, was eher selten ist oder jemandem besonders wichtig erscheint. Viele haben sich auf Gemälde, Münzen oder Kunstgegenstände spezialisiert. Der Grund dieser Sammlungen ist die Schönheit und Einzigartigkeit. Einige dieser Objekte erfahren mit der Zeit eine immense Wertsteigerung. Gut, dass solche Sammlungen in Museen ausgestellt werden und der Anblick nicht nur den reichen Menschen vorbehalten ist.
Briefmarken sind begehrte Sammlerobjekte und sehr ausgefallene Exemplare können ein großes Vermögen wert sein. Der Wert der "Blauen Mauritius" beläuft sich momentan auf sagenhafte 1,1 Millionen €.

Das gedruckte Wort wird ebenfalls gerne gesammelt.
Wir finden es in Bibliotheken und viele Bücher sind so rar und wertvoll, dass sie besonders sorgfältig behandelt werden müssen. Manche haben einen so brisanten Inhalt, dass sie nur für bestimmte Menschen zugänglich sind.
Natürlich gibt es auch viele private Buchsammlungen und mancher Sammler weiß nicht mehr wohin mit den vielen Werken.

Aber auch andere Objekte werden gerne gesammelt und erfreuen das Herz ihrer Besitzer. Die Palette ist sehr groß. Sie reicht von Bierdeckeln über Kronkorken bis hin zu Modelleisenbahnen, Gartenzwergen und Puppensammlungen. Nicht zu vergessen das Spielzeug aus den Überraschungseiern. Letztere sind ein Kultobjekt und es existieren sogar Tauschbörsen. Gesammelt werden können auch alte Kaffeemühlen, Porzellan, Wollreste und alte Werbeplakate. Nicht zu vergessen sind Schallplatten, CDs, DVDs und die dazugehörigen Autogrammkarten. Bei Karten fällt mir gerade noch ein, dass ich einmal einen deutschen Kinderarzt in Mexikocity kennenlernte. Der Eingangsflur seiner Praxis war mit Eintrittskarten der Bayreuther Wagner-Festspiele so gut bestückt, dass ich nicht mehr erkennen konnte, ob eine Tapete darunter war.
Die Liste lässt sich bestimmt endlos fortsetzen, da Sammlerobjekte sehr individuell sind und sich die Geschmäcker sehr stark unterscheiden. Was dem einen schön erscheint, kann dem anderen albern und kitschig vorkommen.
Es soll schon Anschläge auf unbedarfte Gartenzwerge gegeben haben...

Die traurigen Samlungen - Wohlstandsmüll und Sammlungen aus seelischer Not heraus

© pixelio/Peter Ries

Manche Menschen sammeln den "Wohlstandsmüll" ein. Den einen geht es gut, anderen schlecht oder noch schlechter.
In der heutigen Zeit, in der die Schere zwischen Armut und Reichtum immer größer wird, gibt es Menschen, die das sammeln, was andere wegwerfen. In Frankfurt habe ich schon einiges gesehen. Abgelegte Kleidungstücke und entsorgte Spielsachen werden aus den Mülltonnen gefischt. Manchmal auch Nahrungsmittel...
Ein sehr lukrativer Verdienst ist das Leergut. Einige Menschen haben sich darauf spezialisiert, achtlos weggeworfenes Leergut zu sammeln. Sie gehören mancherorts zum gewohnten Stadtbild. Sie bessern die damit ihre Rente auf, oder Kinder finanzieren so eine Süßigkeit, die sonst nicht "drin" wäre.. Es gibt auch das Gerücht, jemand habe durch beharrliches Sammeln einen Kleinwagen finanziert...
Foto © pixelio/Peter Ries

Eine Sammlung kann auch erdrücken. Oft wird gesammelt, weil eine innere Leere besteht.
Manchmal sammelt jemand aus Gründen, die er selbst nicht genau durchschaut. Es werden Unsummen für die Sammlungen ausgegeben und die Anzahl der Objekte kann so groß sein, dass der Lebensraum beschnitten wird. Ich habe einmal gehört, dass eine Frau ständig die Packungen von Margarine und Eispackungen gesammelt hat. Sie wusch sie gründlich aus und stellte sie in einen Schrank. Die Zahl lag zum Schluss weit über 500 Packungen. Sie musste sammeln, weil sie meinte, sie irgendwann wieder zu brauchen. Es fiel auch nicht weiter auf, da sie ein Zimmer übrig hatte und die Verpackungen dort unterbringen konnte. Warum sie das tat, wusste sie selber nicht.

Ein anderer Fall sind die sogenannten Messies. Sie können einfach nichts wegwerfen und neigen dazu, alles zu sammeln, was gesammelt werden kann. Irgendwann herrscht so ein Chaos, dass sie sich erdrückt fühlen und der Lage nicht mehr Herr werden. Dieses Phänomen hat bestimmt sehr tiefe seelische Hintergründe und hat nichts mit Faulheit zu tun. In extremen Fällen erreicht eine Sammlung den Grad einer Vermüllung. Meiner Erfahrung nach macht es keinen Sinn, radikal auszuräumen, da dies nur eine Oberflächlichkeit ist.

Sammlungen, die man nicht sehen kann - Eindrücke und Erfahrungen

Ein Mensch sammelt im Laufe seines Lebens einiges an Eindrücken und Erfahrungen. Beides kann einen Menschen prägen. Im guten und im schlechten Sinne. Ein Teil eines Lebens besteht darin, das Beste aus Erfahrungen und Eindrücken zu sammeln. Dadurch kann man sich weiter entwickeln. Es ist auch ein Bestreben, manches davon weiter zu geben. Oft ist dies schwer, weil es schwer zu vermitteln ist. Wäre es einfach, wäre es möglicherweise besser um die Menschheit bestellt.

Durch eine Weiterentwicklung kann es auch geschehen, dass eine Sammlung von Gegenständen an Wichtigkeit verliert und aufgelöst wird.

 

Bleibt die Frage, ob es eine Weiterentwicklung oder die Begierde auf ein neues Sammelobjekt ist.

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