Ein Mann will als männlich angesehen werden - Andere Männer sollen seine Männlichkeit anerkennen

Die Psychologen Jennifer Bosson und Joseph Vandello von der University of South Florida beschäftigten sich intensiv mit der Frage, was Männlichkeit eigentlich ausmacht. Ihre empirische Studie belegt, dass ein Mann sich dann männlich fühlt, wenn seine Umwelt ihn als solchen wahrnimmt. Dabei ist es aber wichtig, wer genau ihn als maskulin anerkennt. Und dies brauchen nicht die Frauen sein, obwohl es doch gerade bei ihnen wichtig wäre, dass sie die Männlichkeit des potentiellen Fortpflanzungspartners erkennen. Doch aus Sicht des Mannes ist es viel wichtiger, dass seine Geschlechtsgenossen seine Männlichkeit bemerken und würdigen. Nur dann fühlt er sich wirklich in seiner Männlichkeit bestätigt. Dies mag etwas mit dem Gefühl der Gruppenzugehörigkeit zu tun haben. Nur wirkliche Männer gehören in die Gruppe der Männer. Und nur, wenn die anderen Gruppenmitglieder ihn als solchen akzeptieren, ist ein Mann ein Mann.

Muss ein Mann Muskeln haben?

Close-up of a Young Man Working Out with Dumbbells (Bild: 3698370)

Wie stellt sich Männlichkeit dar?

Bosson und Vandello stellten fest, dass Männer vor allem auf soziale Aspekte achten. Ein männlicher Homo Sapiens muss demnach einen guten Job und ein solides bis sehr gutes Gehalt haben. Natürlich muss er auch in der Lage sein, die eigene Familie zu versorgen. Männer, die diese Aspekte erfüllen, werden automatisch von ihren Geschlechtsgenossen als männlich wahrgenommen. Reine Muskelkraft oder ein männliches Erscheinungsbilden reichen also nicht aus, um in die Gruppe der wahren Männer aufgenommen zu werden.

Doch soziale Aspekte sind sehr zerbrechlich

In der heutigen Zeit sind soziale Mustern ständigen und kurzfristigen Änderungen unterworfen. Arbeitete man vor 50 Jahren noch sein Leben lang in einer Firma, weist der Lebenslauf heutiger Männer sehr viel mehr Brüche auf. Im Idealfall handelt es sich um Firmenwechsel mit Aufstiegspositionen. Doch auch Arbeitslosigkeit ist ein aktuelles Thema. Der Verlust des Arbeitsplatzes kann ebenso zum Verlust der maskulinen Ausstrahlung führen, wie Scheidungen oder Erkrankungen. Sekundär ist dabei der Grund, der zu diesem Verlust geführt hat. Für Männer ist es primär wichtig, dass sie durch ihre Arbeitslosigkeit oder Erkrankung nicht mehr in die Gruppe der "Männlichen" gehören. Wenn dann die Partnerin dazu übergeht die Rolle des Familienversorgers zu übernehmen, ist dies für Männer oft doppelt schlimm, da sie glauben, damit jeden Respekt ihrer Geschlechtsgenossen zu verlieren. Denn Mann weiß instinktiv: In den Augen anderer Männer verliert er dadurch an Status.

Männlichkeit wird nicht verdient, sondern erkämpft - Und das immer und immer wieder

Die sozialen Aspekte, durch die Männer ihre Männlichkeit definieren, laufen also immer Gefahr, verloren zu werden. Dazu kommt noch, dass der Mann sich die einzelnen Aspekte seiner Männlichkeit auch noch hart erarbeiten und ständig neu beweisen muss. Selbst wenn er also nie arbeitslos wird, nie krank ist und sich auch nie scheiden lässt, reicht das für den Beweis seiner Männlichkeit nicht aus. Vielmehr muss er sich kontinuierlich verbessern, um zu zeigen, dass er etwas erreichen kann. Also bitte die Karriereleiter immer weiter rauf klettern. Nicht nur gesund, sondern auch fit bleiben. Nicht nur verheiratet, sondern auch glücklich bleiben. So hat Mann also eine doppelte Last zu tragen: Zu verhindern, das Erreichte zu verlieren und gleichzeitig immer noch mehr zu erreichen.

 

 

Quellen

Amerikanische Studie

Veröffentlichung

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