Pflanzen für eine Saison oder Sorten die vermehrungsfähig sind?

Pepperoni auf der Fensterbank, Monika HermelingSpätestens im Frühjahr machen sich Gärtner Gedanken darüber, was und in welcher Qualität sie in ihrem Garten anbauen wollen. Obwohl die Gemüseregale in den Supermarkt-Regalen vor appetitlich liegenden Tomaten, Bohnen, Radieschen und Kürbisse ganzjährig überquellen, ist inzwischen die Welt der Gemüsesorten laut Welternährungsorganisation FAO weniger bunt.

Jetzt, im Jahr 2021, gibt es demnach nur noch ein Viertel der Gemüsesorten, die dem Verbraucher im Jahr 1900 zur Verfügung standen. Zu der Zeit gab es in jeder Gegend von Deutschland regional an das Klima und den Boden angepasste Gemüsesorten.

Heutzutage stehen in den Gartenfachgeschäften nur eine Handvoll Gemüsesaaten zur Auswahl. Diese sind Hybridsorten, deren Trägerpflanzen durch künstliche Selbstbefruchtung reinerbig gemacht werden. Wenn sie dann untereinander gekreuzt werden, entsteht Hybridsaatgut.

Deren Pflanzen und Früchte sind ertragreicher und gleichen sich in ihrer Farbe und Form. Sie sind, praktisch für den Handel, zur gleichen Zeit erntereif. Für Privathaushalte ist das eher nachteilig, weil zur Erntezeit große Mengen an Früchten und Gemüse verarbeitet werden müssen.

Selbst im Ökolandbau sind etwa 70 Prozent der Gemüsearten Hybridsorten. Der Vorteil liegt auf der Hand: Es lockt ein hoher Ernteertrag zur gleichen Zeit. Manchmal gibt es, wie inzwischen für Brokkoli, Kohlrabi, Rettich und Chinakohl keine Alternativen.

Für Landwirte und Gärtner erweist sich diese Saat als finanziell nachteilig, weil sie in jedem Jahr neu gekauft werden müssen. Sie vermehren sich nicht oder nur unzureichend.

Foto: Peperoni auf der Fensterbank, Monika Hermeling

Titelbild: Paprika, auf der Fensterbank, Monika Hermeling

Was für sortenfestes, biologisches Saatgut spricht

Den Hybridsorten gegenüber stehen die samenfesten, nachbaufähigen Sorten, die heutzutage nur noch selten meist im Biohandel zu finden sind. Saatgut aus dem Ökohandel wurde ohne Einsatz von Pestiziden auf ökologisch bewirtschafteten Äckern gewonnen. Es ist samenfest, das bedeutet, dass nur aus diesem selber neuer Samen gezogen werden kann.

Von vielen Pflanzen aus biologischem Saatgut gibt es Früh- und Spätsorten. So kann die Ernte den eigenen Bedürfnissen optimal angepasst werden.

Damit die Ernte von Gemüse aus Biosaatgut in jedem Fall gelingt, ist es von Vorteil, regionales Pflanzgut zu kaufen. Viele Biobauern bieten es im Herbst im Hofladen zum Verkauf an. Das Saatgut und die daraus wachsenden Pflanzen sind an das regionale Klima gewöhnt und passen sich den Wetterbedingungen besser an.

Ein Tipp: Biosaatgut mit einem Demeter-Siegel, Bioland-Siegel oder Naturland-Siegel sind kein CMS-Hybridsaatgut. Die drei Siegel verbieten CMS.

Was ist CMS-Hybridsaatgut?

Umstritten ist, ob CMS-Hybridsaatgut auch als Bio-Saatgut verkauft werden darf. Laut EU-Freiersetzungsrichtlinie handelt es sich dabei um Gentechnik, doch das EU-Biosiegel erlaubt CMS-Hybride. Eine Kennzeichnung gibt es nicht.

Warum wäre diese nötig? Bei diesem Verfahren der Saatgewinnung werden männliche Pflanzensamen im Labor sterilisiert, damit kontrollierte Kreuzungen möglich sind und die Samen sich nicht unkontrolliert selbst befruchten. Dazu wird die natürliche Sterilität einer Pflanze auf die einer anderen übertragen. Zum Beispiel vom Rettich auf den Blumenkohl.

Samenfestes Saatgut für den Selbstversorger-Balkon

Im Handel sind spezielle Sämereien von Gemüse erhältlich, welches an seinem Pflanzort nur wenig Platz benötigt. Es ist aus diesem Grund für kleine Gärten, Terrassen und Balkone oder Töpfe und Kübel geeignet. Wer mehr Informationen über die Anzucht haben will, kann diese direkt auf den Samentüten erhalten.

Hier Vorschläge für die Sortenwahl für diese speziellen Biosämereien von Tomaten, Gurken, Paprika, Chili und Schnittsalat.

  • Benarys Blaukönigin
  • Buschtomate Fuzzy Wuzzy
  • Buschtomate Tigerette Cherry
  • Stabtomate Vivaroma (mit Open-Source-Lizenz
  • Zitronengurke
  • Paprika Roter Augsburger
  • Chili Prairie Fire
  • Physalis Dulceria

Schnitt/Pflücksalat-Mischung aus SaladBowl und RedBone

Die Tomate der Sorte "Sunviva" ist eine ganz besondere Tomate: Sie steht unter einer Open-Source-Lizenz und darf nicht patentiert werden.

Erfolgreiche und beliebte konventionelle Gemüsesorten

  • Kartoffeln- Desiree
  • Knoblauch- Germidour
  • Spinat- Monoppa
  • Tomaten- True colours und orange Sukkerknald
  • Chili- Gorria
  • Paprika edelsüß
  • Bohnen- die kroatische Stange und Lindtorfer frühe und Reiserbohnen
  • Erbsen- Jumbo, polnische Markerbse, Salzmünder edelperle, graue buntblühende und die schwedische Riesenerbse Lokförare bergfälts

Eine ergänzende Lesermeinung

Jana Mina Mitglied mit Top-Beteiligung

"Monika Hermeling Falls das deine Seite ist:
Biosaatgut sagt nix darüber aus, ob samenfest oder nicht. Es gibt auch F1-Hybriden die als "Bio" verkauft werden und ebenso samenfeste Sorten welche nicht "bio" sind 😉
Ebenso sind CMS-Hybriden eine spezielle Version der normalen F1-Hybriden und sind für Privatnutzer sowieso nicht bekommbar. (wie steht, hier geht es wirklich um Inzuchtlinien und Sterilität, welche oft durch "Laborarbeit" erreicht werden muss...und da Gentechnik so erlaubt ist, sind solche Samen in der Regel auch nicht zum Verkauf an Endverbraucher erlaubt! Zudem würde eine Weiterzucht mit diesen CMS-Hybriden nicht oder extrem schlecht funktionieren, da sie eben Steril sind, heisst keine keimfähigen Samen produzieren würden in der Regel. )

Hier ein zwei Zitate dazu:
"Wenn man möchte, dass die Nachkommen der CMS-Sorten (F1-Hybriden) wieder fruchtbaren Pollen bilden können, muss die väterliche Linie ein sogenanntes Restorergen besitzen. Dieses hebt die CMS wieder auf, so dass die Nachkommen wieder befruchtungsfähigen Pollen produzieren können."
"Diese Pflanzen bilden keine Pollen aus (Pollen sind der männliche Beitrag zur Fortpflanzung), d. h. sie sind nicht vermehrungsfähig. Die Pflanzen bezeichnet man daher als männlich steril. Züchter machen sich diese Eigenschaft von Pflanzen zunutze, damit es nicht zu einer ungewollten Selbstbefruchtung kommt. Bei vielen Pflanzen befinden sich männliche und weibliche Blühorgane in einer Blüte und befruchten sich. Die natürliche Einkreuzung oder mit technischen Mitteln erfolgende Einbringung von CMS-Eigenschaften in die betreffende Pflanze verhindert die Selbstbefruchtung. "
" CMS-Hybridpflanzen sind, anders als gentechnisch veränderte Organismen (GVO), nicht vermehrungsfähig."
Da aber die Beitragserstellerin und viele andere aus F1-Hybrid Saatgut oft genug keimfähige Samen ziehen können, sieht man deutlich, dass normale F1-Hybriden und CMS-Hybriden eine unterschiedliche Sache sind 😉
Auch wenn Hybriden im Allgemeinen nicht sinnvoll sind anzubauen, wenn man eben Saatgut gewinnen möchte, da sie nicht stabil sind.
Und ja wenn man Gemüse kauft mit Bioland, Demeter und Naturland Siegel, dann kann man zumindest sicher sein, dass keine CMS Hybriden diese Früchte produziert haben, aber trotzdem es normale F1-Hybrid-Sorten gewesen sein könnten, denn die dürfen auch hier verwendet werden."

Informationen zum Biosaatgut

Was generell zur Lagerung von Saatgut gilt:

 Gutes Saatgut ist zu über 75 Prozent keimfähig. Diese Eigenschaft verringert sich mit der Lagerung. Aus diesem Grund ist es sinnvoll, nur so viel Saatgut zu bevorraten, wie voraussichtlich im selben Jahr verbraucht werden kann.

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