Symptome

Die Erkrankung kann individuell sehr unterschiedlich verlaufen, was für die manischen bzw. hypomanen, depressiven oder gemischten Phasen bedeutet, dass sie keinem psychiatrischen Ideal immer genau entsprechen. Die genannten Episoden können klar von den anderen Episoden abgegrenzt auftreten, direkt ineinander übergehen oder sich überschneiden. Dazwischen können auch monate- bis jahrelang symptomfreie Zeiträume vorkommen, in denen die Patienten psychisch stabil sind. Wie viele dieser Episoden ein Patient in seinem Leben durchläuft, kann nicht genau prognostiziert werden, da eine große Variabilität vorherrscht.

Symptome der Manie sind neben dem Stimmungshoch ebenfalls eine deutliche Leistungssteigerung, erhöhte Kreativität, ein vermindertes Schlafbedürfnis, Selbst-überschätzung, aggressives und impulsives Verhalten, Logorrhö (Rededrang) und Gedankensprünge, Ideenflucht bzw. das subjektiv wahrgenommene Rasen der Gedanken, sprunghaftes Handeln, Enthemmung in unterschiedlichen Bereichen (Alkoholmissbrauch, soziale Distanzlosigkeit, Kaufrausch,...) sowie visuelle und auditive Halluzinationen und andere psychotische Manifestationen. Bei den hypomanen Symptomen handelt es sich im Allgemeinen um dieselben; sie sind allerdings schwächer ausgeprägt und die psychotischen Aspekte fehlen grundsätzlich.

Die depressiven Episoden sind im Kontrast dazu von einem deutlichen Stimmungs-tief, Antriebslosigkeit, Interessenverlust, pessimistischem Denken, körperlichem Unwohlsein (Kopfschmerzen, Herzbeschwerden, Diarrhö,...) Störungen des Appetits, Konzentrationsstörungen, ein vermindertes Selbstwertgefühl, Schuldgefühlen und Ängsten sowie Suizidgedanken geprägt.

In manisch-depressiv gemischten Phasen kommen Symptome beider Episoden entweder im rapiden Wechsel aufeinander oder gleichzeitig vor, zum Beispiel können manische Energie und Impulsivität neben Suizidgedanken vorherrschen, womit ein sehr hohes Suizidrisiko verbunden ist.

Epidemiologie und Ursachen

Wenn man alle Formen auf einem Spektrum der bipolaren Krankheiten mit einbezieht, kann von einer Lebenszeitprävalenz (das ist das Verhältnis der Häufigkeit der Erkrankungen zu der Bevölkerungszahl in ihrer Lebenszeitspanne bis zu dem Untersuchungszeitpunkt) von ca. 5% ausgegangen werden. Je nachdem welche bipolaren Störungen man betrachtet, treten sie in der Adoleszenz oder im jungen Erwachsenenalter auf. Die ursprüngliche manisch-depressive Erkrankung, also die Bipolar-I-Störung, hat sich gewöhnlich zwischen dem zwanzigsten und dem dreißigsten Lebensjahr erst vollständig ausgeprägt und kommt bei ungefähr 1,5% der Bevölkerung vor. Erst zwischen dem fünften und zehnten Jahr nach der Manifestation werden Patienten adäquat diagnostiziert und behandelt. Dies bezieht sich in erster Linie auf Deutschland.

15 bis 20% der Patienten mit einer bipolaren Störung nehmen sich das Leben - das ist etwas weniger als die Hälfte der Patienten, die einen oder mehrere Suizid-versuche begehen.

Die multifaktorielle Genese der bipolaren Störungen ist nicht vollständig erforscht. Es ist allerdings durch verschiedene Studien hinterlegt, dass eine genetische Disposition (Anfälligkeit), wahrscheinlich durch Veränderungen mehrerer Gene und ihrem Zusammenspiel vorliegt, welche die biologische Suszeptibilität (Sensibilität), an einer bipolaren Störung zu erkranken, erhöht. Die Entstehung wird dabei ebenfalls durch Umweltfaktoren und Persönlichkeitsmerkmale beeinflusst. Auslösende Ereignisse (z.B. Trauerfälle, Traumata,...) für eine erste manische oder depressive Episode können oft bestimmt werden, im Verlauf entwickelt die Krankheit aber ihre Eigendynamik und einen bestimmten Rhythmus, der nicht mehr von äußeren Ereignissen beeinflusst wird.

Therapie

In den meisten Erkrankungsfällen ist eine medikamentöse Behandlung unum-gänglich, da der Botenstoffhaushalt mit anderen Methoden nicht wieder ins Gleich-gewicht gebracht werden kann. Akut werden momentane Krankheitsepisoden im Allgemeinen mit Interventionsmedikamenten der Substanzklassen Antidepressiva, Neuroleptika bzw. Antipsychotika, Hypnotika (Schlafmittel) und Sedativa (Be-ruhigungsmittel) behandelt. Sogenannte Mood Stabilizer (Stimmungsstabilisierer), wie vorwiegend Lithium, der wichtigste Wirkstoff, und unter anderem Carbamazepin, Valproate und Lamotrigin (Antiepileptika) sowie Quetiapin und Olanzapin (atypische Neuroleptika), begleiten einen Patienten meist sein Leben lang. Sie dienen der langfristigen Erhaltung des mit der Akutbehandlung verbesserten Zustands und werden ebenfalls als Rückfallprophylaxe eingesetzt.

Die medikamentöse Behandlung wird grundsätzlich durch verschiedene nicht-medikamentöse Therapieformen wie regelmäßige psychotherapeutische Gespräche effektiv unterstützt. Ebenso wichtig ist zum Beispiel die Elektrokrampftherapie (EKT), die im Gegensatz zu den verfügbaren Arzneimitteln, die meist erst nach zwei bis drei Wochen eine biologische Veränderung auslösen und auf die manche Patienten vielleicht gar nicht ansprechen, sofort Wirksamkeit zeigt. Dies ist besonders bei schweren affektiven Episoden vorteilhaft. In einzelnen Institutionen werden auch andere Therapieformen angeboten.

Autor seit 9 Jahren
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