Klein-Venedig

Venedig heißt im Spanischen Venezia. Ein spanischer Entdecker oder ein Konquistador soll vor etwa 500 Jahren als erstes Einheimische in Pfahlbauten gesehen haben. Und so kam das Land möglicherweise zu dem Namen Venezuela, Klein-Venedig (*). Wer weiß, Geschichtenerzähler haben oft auch eine blühende Fantasie.

Venezuela ist flächenmäßig mehr als doppelt so groß wie Deutschland. Da staunt der gelegentliche Leser. Große Länder bieten oft große Möglichkeiten in der Wirtschaft. Und nebenan liegt gleich Brasilien, die größte Ökonomie Südamerikas. Da lässt sich doch etwas machen. Da müssten Wirtschaft und Handel eigentlich blühen.

Eine Szene aus Caracas (Bild: JorgeGuzman)

Scheinbar ist dem nicht so. Etwa 80 Prozent der Exporte stammen laut dieser Quelle aus der Erdölförderung (*). Keine bedeutenden landwirtschaftlichen Exporte, keine sprudelnden Tourismus-Einnahmen? Scheinbar spielen dieses Wirtschaftszweige nicht die erwartet große Rolle.
Dabei scheint das Land weite Anbauflächen zu bieten. Und es ist die Rede von mehr als 40 Naturschutzgebieten. Der Orinoco ist einer der größten Flüsse der Erde. Da müsste es zahlreiche touristische Angebote in Form der Nilkreuzfahrten geben. Auch vom Amazonas hört der Fernreisende von spannenden Angeboten in puncto Abenteuerurlaub. Tausende von Tierarten werden genannt. Fotosafaris mit Papageien und Kakadus bieten sich an. Tolle Badebuchten gibt es dort bestimmt auch. Wo bleiben die Besucher?
Die Hintergründe der Monopolwirtschaft Erdöl sind für einen Laien schwer nachvollziehbar. Zu sehr verwoben sind Wirtschaft und Politik für den fernen Beobachter.

Ist Venezuela ein Touristenmagnet?

Da stockt die Feder des Schreibers. Kürzlich war von sehr bedenklichen Nachrichten über die Sicherheitslage im Lande zu lesen. Zudem scheinen im Moment 80 Prozent oder mehr der Bevölkerung unter der Armutsgrenze zu liegen. Dies wäre untern normalen Umständen ein weiterer Grund, um ausländische Besucher mit ihren Devisen einzuladen. Die aktuellen (Februar 2019) Reise- und Sicherheitshinweise des Auswärtigen Amtes sprechen eine andere Sprache.

Entdecker und Eroberer

Die Republik Venezuela gibt es seit etwa 200 Jahren. Zurzeit ist dort ein Präsidialsystem als Regierungsform eingesetzt. Viele Jahre zuvor herrschte Spanien über Venezuela als Kolonialgebiet (*). Christoph Columbus soll hier zum ersten Mal seinen Fuß auf amerikanisches Festland gesetzt haben (*). Vorher war er anscheinend nur auf Inseln in der Karibik gelandet. Man lernt nie aus.
Und jetzt kommt ein Karton. Augsburger Kaufleute besaßen dort um das Jahr 1555 ein Gebiet, das Klein-Welserland genannt wurde (*). Wie kommt Augsburg nach Venezuela? Über den spanischen Kaiser Karl V, der sich bei den Kaufleuten Geld geliehen hatte. Das Gebiet in Südamerika wurde als Pfand übertragen. Städte wie Neu-Augsburg und Neu-Nürnberg wurden gegründet. Diese Städte heißen heute Coro und Maracaibo. Die deutschen Kolonisten benahmen sich laut dieser Quelle (*) nicht sehr edel, und das Lehen wurde einige Jahre später wieder weggenommen.
Allerdings haben sich die Spanier auch nicht gut benommen. Simon Bolivar hatte sie später aus dem Land vertrieben.

Bei so vielen schlechten Erfahrungen kann sich ein kritischer Mensch schon fragen, warum wir nicht aus der Geschichte lernen. Wenn wir daraus lernen könnten, dann würden die Nachrichten heute anders aussehen.

(*) Textquelle: Wikipedia/ Venezuela

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