Washington De Long (Bild: Bernd Teuber)

Mit Dynamit versuchte die Besatzung, eine Fahrspur ins offene Wasser zu sprengen

Zunächst ließ De Long den Rumpf des Schiffes verstärken. Er rechnete mit der Möglichkeit, dass die "Jeanette" mit einem Eisberg zusammenstieß, und wollte das Risiko deshalb gering halten. Dann wurde der Hilfsmotor des Seglers - eine Dampfmaschine - überholt und Vorräte, die für mehr als ein Jahr reichen sollten, an Bord gebracht. Anfangs schien die Expedition auch erfolgsversprechend. Ohne größere Behinderungen durchquerte die "Jeanette" die Behringstraße - die Meerenge zwischen dem amerikanischen und asiatischen Kontinent. Doch dann begann der Frühherbst - und mit ihm die Katastrophe.

Je mehr sich die "Jeanette" dem Norden näherte, um so mehr Eisschollen trieben um das Schiff. Im September 1879 war der Dampf-Segler schließlich im Packeis gefangen. Die Besatzungsmitglieder versuchten zwar mit Dynamit eine Fahrspur ins offene Wasser zu sprengen, jedoch vergeblich. Immer neu antreibende Schollen versperrten den Weg. De Long ließ die Sprengversuche schließlich verbieten, weil dabei zu viele Besatzungsmitglieder verletzt worden waren.

22 Monate lang war die "Jeanette" vom Packeis gefangen. Schneestürme und Temperaturen von bis unter 40 Grad Celsius machten der Besatzung das Leben zur Hölle. Aber am schlimmsten war das Geräusch des Packeises. Es drückte die Bordwände zusammen. Tag und Nacht hörte man die Planken knirschen und knarren. Jeder an Bord wusste, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis das Schiff vom Eis zerdrückt wurde. Am 12. Juni 1881 hielt die "Jeanette" dem Druck nicht mehr stand und versackte langsam im Eis. Aber die Besatzung war darauf vorbereitet. Ohne Hektik wurden die restlichen Vorräte in die drei Rettungsboote geladen.

De Long landete östlich der Mündung des ostsibirischen Stromes Lena

Nun begann die schwerste Etappe des Abenteuers. Die beladenen Boote mussten viele Kilometer weit über das zerklüftete Packeis geschoben und manchmal sogar getragen werden. Für die ausgehungerten und erschöpften Männer bedeutete das eine ungeheure Strapaze. Als die Boote endlich zu Wasser gelassen werden konnten, kam ein Sturm auf. Eines der drei Rettungsboote wurde abgetrieben. Bis heute gibt es weder von ihm, noch von der Besatzung eine Spur. Nach einer über 1000 Kilometer (Luftlinie) langen Fahrt sah De Long schließlich die nordsibirische Küste.

Aber dann verloren sich die beiden Rettungsboote im dichten Nebel aus den Augen. Das Boot mit De Long landete östlich der Mündung des ostsibirischen Stromes Lena. Das andere Boot unter dem Kommando des ersten Ingeneurs Melville westlich des Strom-Deltas. Melville und seine Leute wurden von eingeborenen Nomaden gerettet. De Long und die Mannschaft des anderen Bootes starben im Laufe des Oktobers 1881 an Erschöpfung und Hunger in der eisigen Tundra. Erst ein Jahr später fand eine Rettungs-Expedition De Longs Tagebuch. Der amerikanische Offizier hatte bis kurz vor seinem Tod gewissenhaft über sein Abenteuer Buch geführt

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