Weshalb ich mich für einen Lehrgang via Fernschule entschieden habe

Nach meiner Umschulung zur Mediengestalterin und anschließender Erwerbslosigkeit erhielt ich die Chance, eine Weiterbildung mit Bildungsgutschein zu machen. Den Bildungsträger sowie die Thematik durfte ich selbst aussuchen. Bedingung war, dass es gemäß der Akkreditierungs- und Zulassungsverordnung – Arbeitsförderung, kurz AZAV, zertifiziert und möglichst günstig und in einem Bereich mit vielen Jobangeboten ist.

Zwar versuchte man mich in die Richtung Finanz- und Steuerbuchhaltung zu lenken, jedoch entschied ich mich für eine Weiterbildung zur Online-Redakteurin.
Einen Bildungsträger in erreichbarer Nähe mit entsprechendem Lehrgangsangebot gibt es allerdings nicht. Dafür fand ich zwei Fernschulen – SGD und ILS – deren Angebot sich in diesem Bereich nicht unterscheidet.

Ich informierte mich telefonisch und kostenlos bei dem Institut für Lernsysteme GmbH, kurz ILS. Ein freundlicher Mitarbeiter beantwortete mir bereitwillig sämtliche Fragen.

Mit diesen Informationen und meinem Entschluss dort einen Lehrgang zu belegen, stellte ich für meine Sachbearbeiterin beim Jobcenter anfänglich ein Problem dar. Denn ich war die Erste, die eine Weiterbildung per Fernschule machen wollte. Somit oblag dies zunächst einer gründlichen Prüfung. Einige Wochen später erhielt ich den Bildungsgutschein, den ich zusammen mit meiner Anmeldung dem ILS schicken musste.

Welche Voraussetzungen werden für den Lehrgang Online-Redakteur/in benötigt?

Als schulische Anforderung wird mindestens der Realschulabschluss empfohlen. Grundlegende PC-Kenntnisse sowie PC-Anwenderwissen sind ebenso von Vorteil, wie auch die Lust am Schreiben. Außerdem sollte man die deutsche Sprache sicher beherrschen. Von Nutzen sind zudem redaktionelle Vorkenntnisse, beispielsweise durch ein Praktikum bei einer Zeitung. Wichtig ist vor allem ein funktionierender Internetzugang.

Dauer und Kosten

Der Fernlehrgang hat insgesamt 1620,- Euro gekostet (Preise sind inzwischen gestiegen) und wurde in meinem Fall zu 100 % vom Jobcenter übernommen. Wer sich für eine Bildungsmaßnahme via Fernschule entscheidet und die Kosten selbst tragen muss, kann diese in monatlichen Raten zahlen.

Für die Lehrgangsdauer ist ein Jahr vorgesehen. Allerdings hat man die Möglichkeit kostenlos um sechs Monate zu verlängern, falls einem die Zeit nicht ausreicht. Wer wie ich die Fortbildung vom Amt finanziert bekommt, benötigt bei einer eventuellen Verlängerung das Einverständnis vom Jobcenter.

Welche Inhalte umfasst der Lehrgang Online-Redakteur/in?

Zunächst erhielt ich 8 der insgesamt 13 Lernhefte, ein Einleitungsheft und eine DVD, eine CD mit Phase 5 sowie das Buch "HTML & XHTML kurz & gut". Ebenfalls im Paket enthalten waren Vordrucke für eventuelle Fachfragen und für die Einsendeaufgaben ebenso wie Briefumschläge. Da ich mich allerdings für die Online-Versendung entschloss, habe ich diese nicht benötigt.

Die Themenbereiche:

  • Internetanwendungen in der Praxis
  • Erstellen von Webseiten mit HTML, CSS, Phase 5
  • Internet-Publishing
  • Grundlagen des Webdesigns
  • digitale Fotografie
  • Grundlagen des Online-Textens
  • Grundlagen des Redigierens
  • Grundlagen der Online-Recherche-Technik
  • Interaktivität im Netz
  • kommunikative Kompetenz
  • Rechtsfragen

Die einzelnen Hefte waren in mehrere Lektionen unterteilt. Das meiste bestand aus Theorie, es gab jedoch auch viel praktische Aufgaben, insbesondere im Bereich Webseitenerstellung.

Wiederholungsaufgaben helfen, das Erlernte zu verinnerlichen. Abschließend enthält jedes Lernheft unterschiedliche Einsendeaufgaben. So musste ich nicht nur Fragen beantworten, sondern auch die richtigen Lösungen bei Multiple-Choice-Fragen finden, meine Meinung zu bestimmten Themen abgeben, Texte verfassen und Webseiteninhalte erstellen.

Der Ablauf

Zunächst habe ich ein Heft bearbeitet, die Lösungen zu den Einsendeaufgaben eingereicht und auf die Bewertung gewartet, bevor ich mich mit dem nächsten beschäftigt habe. Dies lag sicherlich an meiner anfänglichen Unsicherheit, die sich jedoch bald legen sollte.

Input (Bild: geralt / Pixabay)

Auf der Webseite des ILS wird ein Zeitaufwand von acht Stunden pro Woche empfohlen. Der wahrhaftige zeitliche Aufwand richtet sich viel eher nach dem Thema, dem Interesse daran, die eigene Motivation, Konzentration, familiäre Situation …

So kann ein Heft an einem Tag komplett durchgearbeitet werden, während man für das Nächste drei Wochen lang täglich fünf Stunden aufbringen muss.

Noch vor Ablauf des Lehrgangs bekam ich ein weiteres Heft »Bewerbungstraining«. Es enthält die üblichen Tipps bezüglich der Stellensuche, des Bewerbungsschreibens und dem Lebenslauf. Außerdem informiert diese Lektüre darüber, wie man sich auf ein Vorstellungsgespräch vorbereiten kann und auf welche Fragen man sich einstellen sollte und welche man selbst stellen kann. Zudem erhält man einen kleinen Einblick in den sogenannten Zeugniscode.

ein kleiner Einblick ins Lernmaterial

ein kleiner Einblick ins Lernmaterial (Bild: Donnaya)

Wie funktioniert das mit den Einsendeaufgaben?

Die Aufgabenlösungen habe ich über das Online-Studienzentrum eingereicht und dazu den Vordruck verwendet, der auf den Webseiten bereitgestellt wurde. Neben meinem Namen musste ich meine Studiennummer eintragen sowie die Nummer des Studienheftes und natürlich die jeweiligen Antworten. Da die Aufgaben den Fernlehrern vorliegen, müssen diese nicht extra abgetippt werden. Zwischen einem Tag und drei Wochen habe ich auf die Korrekturen gewartet. Diese erhält man gleicherweise über das Portal. Die einzelnen Benotungen erscheinen im Notenmanager. Sie bieten einen Überblick über den eigenen Lernfortschritt und bilden zudem die Grundlage für die abschließende Gesamtbenotung im Abschlusszeugnis. Zusammenfassend erreichte ich elfmal die Note 1,0, eine 1,3 und eine 1,7. Obwohl es insgesamt 13 Lernhefte waren, wurden im Zeugnis letztendlich nur die elf oben genannten Bereiche benotet. Ich erhielt die Gesamtnote »Sehr Gut«.

Die Kommunikation mit den Fernlehrern und anderen Teilnehmern

Auch Fachfragen können über das Online-Studienzentrum gestellt werden. Der Ablauf ist identisch, wie bei den Einsendeaufgaben. Der Nachteil hier ist zweifelsohne die Wartezeit. Während man bei einer Weiterbildung bspw. bei der VHS direkt eine Beantwortung auf seine Fragen bekommt, muss man sich bei einer Fernschule in Geduld üben.

Es kann eine gute Woche dauern, bevor man die gewünschte Information erhält. Wobei die Antwort nicht immer weiterhelfend ist. Ich selbst habe nur eine einzige Fachfrage gestellt. Dabei ging es um die Umstellung des bereitgestellten Webspace. Da sich dadurch auch die Bezeichnungen der Ordner im FTP geändert hatten, wusste ich zunächst nicht, wo ich was hochladen sollte. Die Rückäußerung bezog sich allerdings auf dem alten Webspace, was mir zeigte, dass meine Frage nicht korrekt gelesen wurde. Danach habe ich auf weitere Fachfragen verzichtet.

Zudem kann sich jeder Teilnehmer in verschiedenen Fach- und Interessengruppen mit anderen Fernstudenten austauschen. Einzelne dieser Gruppen sind von Fernlehrern erstellt, die sich dort auch an der Kommunikation beteiligen. Diese Möglichkeit habe ich nur gelegentlich genutzt, da die Konversation generell nur recht sporadisch war.

Kommunikation (Bild: geralt / Pixabay)

Da das Jobcenter meine Weiterbildung finanziert hat, wurde das Amt turnusmäßig über meinen Lehrgangsstand unterrichtet. Zusätzlich musste ich meine Sachbearbeiterin monatlich aufsuchen und habe sie auf diesem Wege ebenfalls über den aktuellsten Stand informieren können. Auch als Lehrgangsteilnehmer erhält man in regelmäßigen Abständen ein Schreiben, das über den entsprechenden Lernfortschritt informiert.

Wie sind die Fernlehrer?

Die Fernlehrer sind beim ILS (zumindest zum Teil) nur nebenberuflich tätig. Ihre Brotjobs üben sie in den Fachgebieten aus, für die sie beim Fernstudium zuständig sind. In meinem Bereich waren es vier unterschiedliche Lehrer, u. a. ein Journalist und eine Fotografin. Einzelne Lernhefte gehören in verschiedenen Studiengängen zum Lernmaterial. Somit haben manche Fernlehrer mehr zu korrigieren als andere.

Natürlich unterscheiden sich die Lehrer auch. Dies wird insbesondere in der Art und Weise der Bewertungen deutlich. Beispielsweise hatte ich eine Fernlehrerin, die für etwa die Hälfte aller Lernhefte zuständig war, die mir einzig mit der erreichten Punktzahl, der Note und einem Notenspiegel geantwortet hat. Wenn etwas falsch war, wurde dies in einem kurzen (zumeist unvollständigen) Satz angemerkt.

Zwei ihrer Kollegen hingegen haben sich viel Arbeit und Mühe gemacht. Sie haben zu meinen Lösungen noch Ergänzungen aufgeführt, mich auf evtl. Änderungen seit Erstellung des Lernheftes hingewiesen, meine Schwachstellen und Unsicherheiten bemerkt und mir zahlreiche Tipps gegeben, die über das Lernmaterial hinausgingen. Zudem fanden sie lobende Worte für richtige Antworten und meine Gesamtleistung.

Die Vierte im Bunde war eine Mischung aus den anderen. Auch sie war in der Lage gute Leistung zu loben, benötigte dafür allerdings nur wenige kurze Sätze. An dieser Stelle muss ich hinzufügen, dass ich bei ihr keine Erfahrungswerte bezüglich falscher Antworten oder Ähnliches habe und somit auch nicht beurteilen kann, wie sie auf diese reagiert.

Vorteile:

  • freie Zeiteinteilung
  • Lerntempo selbst bestimmen
  • dort lernen, wo man sich am wohlsten fühlt
  • keine langen Anfahrtswege

Nachteile:

  • lange Wartezeit auf Antworten bei Fachfragen
  • keine direkte Kommunikation möglich
  • man muss sich stets selbst motivieren
  • hohe Kosten

Mein Fazit

Fortab darf ich mich offiziell Online-Redakteurin nennen und kann zudem mit einem guten Zeugnis angeben. Jedoch reicht dieser Fernlehrgang keineswegs aus, um sich als Profi zu bezeichnen oder sich als ein solcher zu fühlen. Es wurden hauptsächlich Grundkenntnisse vermittelt, die einem den Einstieg erleichtern. In meinem Fall diente das Fernstudium zur Erweiterung meines bereits vorhandenen Wissens. Das Abschlusszeugnis macht sich in einer Bewerbung sicherlich gut und verdeutlicht einem potenziellen Arbeitgeber, dass Einer entsprechende Kenntnisse vorzuweisen hat. Doch das wirkliche Können kommt erst mit der Zeit, denn ein Fernlehrgang ersetzt niemals die Erfahrung. Allerdings zeigt man mit einer erfolgreichen Weiterbildung via Fernschule, dass man die Fähigkeit besitzt, eigenständig zu arbeiten.

Ich selbst habe noch während meines Fernstudiums den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt. Zunächst noch als freiberufliche Nebenbeschäftigung, die ich jedoch hoffentlich nach und nach in eine Vollbeschäftigung wandeln kann. Somit kann ich nicht beurteilen, ob und wie eine Weiterbildung via Fernschule von Arbeitgebern angesehen und akzeptiert wird.

Wie sind eure Erfahrungen mit Fernschulen?
Würdest du einen Fernkurs machen?
Donnaya, am 25.01.2014
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Bildquelle:
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