Zum Mountainbiken im Winter: Tipps vom Profi

 

Anne Terpstra ist Vize-Welt- und Europameisterin im Cross-Country-Mountainbike. Die gebürtige Niederländerin lebt in der Oberpfalz und trainiert dort selbst während der äußerst kalten Wintermonate. Damit das MTB-Training trotz Kälte, Schnee und Eis auch für Einsteiger:innen und Amateure funktioniert, gibt sie ein paar wertvolle Tipps.

Warme Schuhe anziehen

Als das "wichtigste Produkt" bezeichnet Terpstra warme Winterschuhe: "An Füßen und Händen werde ich am schnellsten kalt. Mit guten Winterschuhen würde ich deshalb immer anfangen." Zusätzlich empfiehlt sie an besonders kalten Tagen, beheizbare Innensohlen zu nutzen. "Das ist ein Tipp von einer meiner Teamkolleginnen. Wenn es richtig kalt wird, können die Sohlen helfen, den Komfort zu steigern." Fahren mit Klickpedalen, wo Kältebrücken an der Verbindung von Cleat und Schuh entstehen können, sieht die 30-Jährige nicht als Problem. "Beim Absteigen sammelt sich manchmal ein wenig Schnee am Schuh. Diesen kann man einfach abklopfen. Ich hatte deshalb noch keine Probleme, dass ich durch Klickpedalen kältere Füße bekam."

Bunte Socken für warme Füße

Der australische Handschuhspezialist Fist stellt für die Wintersaison bunte, warme Socken und Beinlinge vor. Diese helfen auch bei Minusgraden, die Füße warmzuhalten.

Dicke Handschuhe nutzen

Ein weiterer Tipp der Vizeweltmeisterin ist das Tragen von dickeren Handschuhen: "Zwar hat man etwas weniger Gefühl für das Rad, aber das ist besser als frieren." Für das Fahren auf längeren Touren hat sie noch einen Geheimtipp: "Immer ein zweites Paar Handschuhe mitnehmen. Wenn man nach einer Pause die Handschuhe wieder anzieht, sind sie nassgeschwitzt und die Hände kühlen schneller aus. Mit einem trockenen Paar wird das verlangsamt."

Spezielle Handschuhe für Rennlenker

Selbst wer als Fußgänger im strengsten Winter nie Handschuhe trägt, braucht er sie beim Radfahren dringend. Die Hände sind über einen Zeitraum in einer Position und sind Wind und Wetter ausgesetzt. Damit die Durchblutung einwandfrei funktioniert, brauchen sie einen wärmenden Schutz. Die passenden Handschuhe für Trainingsfahrten mit Rennrad oder Cyclocrosser hat der Winterausrüster 45Nrth im Angebot. Das Modell "Draugenklaw Dropbar" ist speziell für den Einsatz am Rennlenker konzipiert.

 

Kleidung im Zwiebelprinzip überstreifen

"Die richtigen Klamotten sind enorm wichtig, sonst macht das Fahren gar keinen Spaß. Zu wenig Kleidung lässt einen frieren, zu viel schwitzen", so die Profifahrerin. Eine Kombination aus mehreren Kleidungsschichten, das sogenannte Zwiebelprinzip, hilft dabei, Feuchtigkeit schnell nach außen zu transportieren und gleichzeitig zu wärmen. Dafür wird in der ersten Schicht Funktionswäsche aus Kunstfaser oder Merinowolle benötigt. Über ein weiteres Oberteil, zum Beispiel ein Radtrikot, folgt der eigentliche Wetterschutz in Form einer wind- und wasserdichten, wärmenden Jacke. "Die Kleidung sollte dabei auch auf den Trainingsplan abgestimmt sein oder man nimmt noch zusätzliche Klamotten im Rucksack mit, um sich der Temperatur anzupassen", so Terpstra.

Der Nässe- und Kälteschutz

"Wichtig ist zusätzlich der Schutz der Beine. Ich nutze gerne eine lange Regenhose, die mich auch vor Matsch und Nässe vom Boden schützt", erklärt die Profifahrerin. Von einem Tuch oder einer Maske als Mundschutz hält sie hingegen wenig: "Ein Schlauchtuch zum Warmhalten von Ohren und Hals ist sicherlich sinnvoll, ich ziehe es nicht über Mund und Nase, weil es mich beim Atmen hindert. Das ist aber mein persönliches Empfinden."

Recycelte MTB-Hose für Frauen

Mit der "All Year Moab 3-in-1 Fahrradhose" präsentiert Vaude eine warme Überhose für Mountainbikerinnen. Sie besteht aus recyceltem Material und kann bei Bedarf auch als Shorts getragen werden.

 

Die Auswahl der Strecke

Bei der Streckenwahl ist je nach Temperatur und Witterung Flexibilität gefragt. "Wenn es nur kalt ist, der Boden gefroren und nur ein wenig Schnee liegt, fahre ich liebend gerne im Wald. Die Temperaturen sind dort angenehmer als auf der Straße", so Terpstra. Wenn es hingegen viel geschneit hat, muss man abwägen, was besser ist und inwieweit die Waldwege noch befahrbar sind.

Kein starrer Trainingseffekt

Bei Kälte sollte die Trainingsausfahrt entsprechend flexibel gestaltet werden. "Ich verzichte auf längere Anstiege mit langen Abfahrten, um starkes Schwitzen und anschließendes Abkühlen zu vermeiden. Lieber fahre ich dann Runden, bei denen es kurz stark hoch und runter geht. So bleibt man bergauf wie bergab warm", so Terpstra.

Die Reifenwahl

"Ich fahre mein Rad mit den gleichen Reifen wie im Sommer. Dabei liebe ich die technische Herausforderung, auch wenn ich etwas langsamer unterwegs bin", so die Profifahrerin. Für Einsteiger:innen rät sie jedoch, einen Reifen mit mehr Profil zu nutzen. "Das gibt mehr Sicherheit." Spike-Reifen für Mountainbikes hat sie hingegen noch nicht genommen. "Wenn man die wirklich brauchen würde, fahre ich,sicherheitshalber auf der Rolle."(im Trainingsraum)

 

Die Federung

Ein wesentlicher Unterschied beim Material ist jedoch die Federung, die bei Kälte härter ist und somit das Rad anders reagieren lässt. "Das muss man wissen, weil sich das Rad anders anfühlt als im Sommer. Ich dachte am Anfang, es sei etwas falsch eingestellt. Da kann man wenig dagegen machen. Am Ende wird sich ein Bike im Winter immer ein wenig anders fahren", so Terpstra.

Was bei der Verpflegung zu beachten ist

Viel Trinken ist auch im Winter wichtig, weil der Körper durch die Belastung schwitzt. Dabei ist es wichtig, dass die Getränke nicht einfrieren. Terpstra rät deshalb zu einem Rucksack mit Trinksystem: "Im Rucksack bleibt das System wärmer, als wenn man die Flaschen am Rad hat. Außerdem trinkt man mehr." Wichtig sei allerdings, auch den freiliegenden Schlauch und das Mundstück zu isolieren, wenn es friert. Sie werde in Zukunft aber auch einmal Thermoflaschen ausprobieren.

Das "Einfach mal genießen" nicht vergessen

Als letzter Tipp steht ganz einfach der Genuss: "Im Winter kann man die Natur ganz anders genießen als im Sommer. Es lohnt sich wirklich, ein Auge dafür zu haben und bewusst wahrzunehmen, wie schön es draußen ist", so Terpstra.

Tipps für den Radfahrer im Winter

Für das Training zu Hause

Mit einem Rollentrainer wie dem neuen "Smart Trainer" von Thinkrider lässt sich das Training zu Hause digital gestalten. Der Rollentrainer ist kompatibel mit diversen virtuellen Plattformen.

Alle Fotos: Pressedienst-Fahrrad.

Laden ...
Fehler!