Oder so....??

Oder so....?? (Bild: Praesentverlag)

Fahndung nach und Totalverbot von geplanter Obsoleszenz heißt die Devise. Dazu hat es zuletzt europaweit eine Reihe von Diskussionsforen und Fachgesprächen gegeben. Denn der Tatbestand ist nur schwer nachzuweisen. Häufig indessen wächst der Verdacht, dass Produkte so konzipiert werden, dass sie zwei bis drei Jahre nach ihrem Kauf, kurz nach Ablauf der Garantie, plötzlich aufhören zu funktionieren. Für den Ersatz solcher Produkte werden dann zusätzlich Unkosten, auch Energie und Ressourcen verbraucht – und damit schließt sich der Kreis: mehr Abfälle und Umweltverschmutzung sind die Folge. Aus Sicht des Umweltschutzes hat der Verbrauch an natürlichen Ressourcen in Europa in den vergangenen 30 Jahren um etwa 50 Prozent zugenommen. Pro Kopf werden nach Brüsseler Untersuchungen täglich 43 Kilogramm Ressourcen verbraucht – in Afrika sind es pro Person nur zehn Kilogramm.

 Die Strategie des vorzeitigen Verfalls

Die "geplante Obsoleszenz", der Fachbegriff also für die Strategie des vorzeitigen Verfalls, klingt technisch-modern, ist es aber nicht. Der erste bekannte Fall geht zurück auf das Jahr 1924, als sich sämtliche Glühbirnenhersteller international (!) darauf verständigten, die Brenndauer ihrer Birnen von rund 2500 auf 1000 Stunden zu verkürzen. Ähnlich motiviert handelten Zahnpasta-Produzenten, als sie die Öffnungen ihrer Tuben vergrößerten. So kam schon bei leichtem Druck eine größere Menge Zahnpasta aus der Tube, als eigentlich benötigt wurde.

 

Berechnungen zufolge könnten jährlich zehn Millionen Tonnen Abfall vermieden und mehr als hundert Milliarden Euro in Deutschland freigesetzt werden, wenn es keine geplante Obsoleszenz gäbe. Daraus darf gefolgert werden, dass jeder zehnte Euro durch geplanten Verschleiß verschwendet wird.

 Eine Garantie der Gebrauchsdauer?

Der Europäische Wirtschafts- und Sozialausschuss plädiert für ein Etikettierungssystem, mit dem eine Mindestgebrauchsdauer garantiert wird. Die Unternehmen sollten mehr Forschung betreiben, um die Gebrauchsdauer eines Produkts garantieren zu können. Außerdem sollten sie die Kosten für ein mögliches Recycling tragen, wenn die Gebrauchsdauer ihrer Waren weniger als fünf Jahre beträgt. Hier aber liegt die Crux: Das alles kostet zusätzliches Geld. Und die Produzenten sind natürlich erpicht darauf, größtmöglichen Gewinn zu machen. Recycling kann teuer werden, Forschung natürlich auch. Und viele scheuen sich natürlich Garantien fürdie Gebrauchsdauer abzugeben. Das birgt etliche Unsicherheitsfaktoren...

 

Vor diesem Hintergrund dürfte es europaweit noch einiges Tauziehen geben, bis zwischen Produzenten- Verbrauchern und der Politik Einvernehmen über künftiges Verhalten erzielt werden kann. Und man darf ja nicht vergessen, dass diese ganze Problematik schon seit 90 Jahren "marktüblich" ist.

 

Autor seit 9 Jahren
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