Presse: "Wie weit sind wir noch von einer Weltraumfahrt heute entfernt?"
von Braun: "Weit, wenn wir uns nicht zu einem wohldurchdachten Programm
entschließen"


Presse: Sie sagen, wir können es in 10 bis 15 Jahren schaffen. Sind Sie überzeugt,
dass wir es auch werden?"


von Braun: "Wir werden und können es nur tun, wenn die amerikanische

Öffentlichkeit es für wünschenswert hält und uns die nötigen Geldmittel

dafür gibt."

Die frühen Jahre

Von Brauns Begabung zeigte sich früh: spielend lernte er Fremdsprachen und befasste sich mit Problemen welche nicht auf dem Lehrplan standen. Aus den Teilen eines Baukastens baute er einen Wagen und versah diesen mit leichten Feuerwerksraketen, berechnete den zu erwartenden Rückstoß und lies das Gefährt, zum entsetzen der patrouillierenden Polizisten, rauchend fahren. Von Braun erinnert sich: "Mit 14 Jahren startete sich meine erste Rakete. Sie stieg natürlich nicht auf, aber sie machte ziemlichen Spektakel und erschreckte Passanten."

 

Nach dem Abitur beschloss er Technik zu studieren und ging als Praktikant nach Berlin. Im Frühjahr 1930 schloss er sich Hermann Oberth (1884-1989) an. 1932 arbeitete von Braun im Heereswaffenlager an der Entwicklung von Feststoffraketen, und betrieb die Forschungen während Adolf Hitlers (1889–1945) Einzug 1933 weiter. Neue Einspritzverfahren für Raketentriebwerke wurden erprobt, die Kühlung von Brennkammern verbessert und das Versuchsprogramm weiter ausgebaut. Die A 1 (Aggregat 1) entstand. Sie enthielt 40kg flüssigen Treibstoff. Ihr folgte die A 2: Max und Moritz stiegen 2 200 Meter hoch.

Die Flüssigkeitsrakete A4 (V2)

1933 promovierte er an der Universität Berlin mit einer Arbeit über "Theoretische und experimentelle Beiträge zum Problem der Flüssigkeitsrakete". Die ersten "richtigen" Raketenversuche folgen 1937 in Peenemünde. Als 1939 der Krieg ausbrach ordnete der Chef der Heeresleitung, Generaloberst von Walther von Brauchitsch (1881–1948), für das neue Projekt A 4 bzw. V2 die höchste Dringlichkeitsstufe an. Hitler war 1940 jedoch von diesem Projekt nicht überzeugt und so wurde es von der Dringlichkeitsliste gestrichen. Die große Rakete wäre im Vergleich mit der Leistung eines schweren Bombenflugzeuges zu kostspielig. Die Entwicklungsbereitschaft in Peenemünde hatte deswegen unter dem Mangel an Fachkräften und Material gelitten. Der Generaloberst jedoch zog privat 4000 Soldaten mit technischer Vorbildung zur Arbeit an der A 4 heran. Am 20. August 1941 genehmigte Hitler die Erprobung der A 4 bis zur Einsatzreife. Nach einem erfolgreichem Start wollte das Heereswaffenamt diese für den Kriegseinsatz ausliefern. Zumindest moralisch könnte die Wunderwaffe etwas bewirken. Der Film "Die Fernrakete" wurde Hitler vorgeführt und hatte seine Wirkung nicht verfehlt. Gezeigt wurde eine Abfolge gelungener wie gescheiterer Starts diverser Raketen. Im Juli 1943 erwartete Hitler von der Fernrakete entscheidende Erfolge, denn die Lage im Osten hatte sich gewandelt. Es galt höchste Dringlichkeitsstufe. Die letzten Tage des Krieges verbrachte von Braun im Allgäu, bevor er und seine Gruppe von US-Streitkräften aufgegriffen wurden.

„Operation Paperclip“

"Operation Paperclip" folgte in Garmisch-Partenkirchen und über Umwege ging es nach Texas. 1946 wurde die erste Rakete in "White Sands Proving Grounds" in New Mexiko gezündet. Der Name leitet sich vom angrenzenden "White Sands National Monument" ab, einer weißen Gipswüste mit rollenden Wanderdünen. Das neue V-2 Programm lief bis 1952 und fand erst 1959 sein Ende. Bei 47 Starts wurde 7 mal eine Höhe von 160km erreicht, u.a. sogar 231km. Dadurch wurde eine Fülle von Messwerten gewonnen: Zahlen über die Strahlung der Sonne, Angaben der Temperatur bei verschiedenen Schichten der Strato- und Ionosphäre. Daten über den Luftdruck in großen Höhe, über die Zusammensetzung der hohen Atmosphäre, Messung des Magnetfeldes, Werte über die kosmische Strahlung und so weiter.

 

„Auf was warten wir noch?“

In den 1950ern stellte sich die amerikanische Presse die Frage: "Auf was warten wir noch?". Von Braun reagierte sachlich und antwortete, dass es nur noch rund 15 Jahre dauernd könnte, bis die Erde einen weiteren Trabanten bekommen würde. Dies solle die erste Stütze im Weltall sein, welche von Menschen bewohnt wird und vom Boden aus, als ruhiger wandelnder Stern erkennbar sein mag. In 1720km Höhe, solle er mit einer Geschwindigkeit von 25 400km/h alle zwei Stunden die Erde umkreisen. Diese Aussage belegte er mit Zahlen und Fakten.


Nach und nach folgten Vorträge bei Kongressen, an Hochschulen und Tagungen, welche mit geteilten Gefühlen aufgenommen wurde. Während seine Töchter (von Braun heiratete 1947 in Deutschland) wenig Gefallen daran fanden und ihren Vater lieber in einem Drugstore sähen, waren die Säle überfüllt und die Hörer begeistert. Nach von Braun wären die ersten künstlichen Erdsatelliten ab 1965 in der Umlaufbahn, bemannte ab 1975, unbemannte Mondraketen mit geringer Nutzlast zwischen 1980 und 1990. Er gestand später Einsicht, dass seine Vorhersagen eher konservativ gewesen waren.

 

Zu Sputnik sagte er: "Im Jahre 2057 wird eine ganze Familie von Erdsatelliten die Erde umkreisen. Einige werden Funktionen von Briefträgern übernehmen, in dem sie Funkbotschaften von Stadt zu Stadt (…) übermitteln. Eine Reise zum Mond wird 2057 zu den alltäglichen Dingen gehören." Daraufhin empörte sich eine Frau, dass amerikanische Frauen es nicht zulassen werden, dass ihre Männer derart gefährliche Raumschiffe besteigen. Schlagfertig entgegnete er darauf: "Wie wäre die Weltgeschichte verlaufen, wenn Frau Columbus genau so gedacht und gehandelt hätte?". Columbus wurde als Nationalheld verehrt, keiner fragte sich in dieser Sekunde ob es wirklich eine Frau Columbus gegeben hatte oder nicht.

Nach den Erfolgen und Misserfolgen von den amerikanischen Sonden Explorer und Pionier befasste sich von Braun mit Studien zur Saturn-Reihe, um diese für die Mondlandung nutzbar zu machen. Das Endziel bestand darin, einen Mann mit einer Atlas-Rakete in die Umlaufbahn der Erde zu befördern. Es ist offensichtlich, dass Leiter großer Programme hervorragende Organisatoren und Manager sein müssten (Vgl. Oppenheimer und das Manhatten Projekt). Oberth meinte einst Wernher von Braun sei ein glänzender Manager und Organisator gewesen, im Gegensatz zu ihm selbst.

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