Krimi meets Fiction

Peter Stubbe, der Täter, musste grausam sterben (1589), am Henker vor einem sensationslustigen Publikum. Öffentliche Prozesse waren zu jener Zeit keine Seltenheit. Auch die schrecklichen Taten sind - leider - keine Seltenheit, auch in unserem Jahrhundert nicht. Die ganze Geschichte wäre weniger spektakulär würde es sich bei Herrn Stubbe nicht um einen Werwolf handeln.Und ab dieser Behauptung fällt der Geschichte eine ganz andere Gewichtung bei. Morde und grausame Taten? Ja, die gibt es. Werwölfe in unserer Welt? Nein, das sind nur Märchengeschichten.

Auffassung von Werwölfen

Unsere mythologische Vorstellung von einem Werwolf ist die wortwörtliche zusammengesetzte Variante des germanischen "Wer" (bedeutet Mann) und Wolf. Im Althochdeutschen auch "Mannwolf". Wir kennen sie aus Filme und Bücher, aber die Geschichte reicht weit länger zurück als die bloße Filmgeschichte des Ungetiers: 32.000 Jahre alte Höhlenmalereien zeigen Mischwesen aus Mensch und Tier. Dann folgten die Sagen aus der Antike, dem alten Griechenland und natürlich die christliche Lehre des Wolfes, die ihm teuflische und dämonische Eigenschaften zuschrieben. Dabei ist der Wolf dem Mensch ähnlicher als gedacht: ein Familientier, welches im Rudel lebt und hinzu sind Mensch und Wolf Jäger. Dennoch setzte sich die Angstvorstellung vor dem Bösen durch, so wurde das Mischwesen eher als Teufelsbesessenheit angesehen. Die Gesellschaft des 16. Jahrhundert glaubte an Werwölfe, wie auch an Hexen, sodass wir in diesem Jahrhundert viele Hexenverfolgungen und Verbrennungen auffinden können. Der Werwolf war das männliche Gegenstück der Hexe. Es handelte sich um Ausgeschlossene, die keinen Platz in der Gesellschaft hatten und auch nie haben sollten. Öffentliche Enthauptungen und Verbrennungen stellten dies sicher. Rund 250 Werwolf-Prozesse soll es zwischen den Jahren 1423 und 1720 gegeben haben. Darunter die des Peter Stubbs.

Peter Stubb: Täter oder Opfer?

Doch wer war Peter Stubb und wie konnte ihm das "Werwolf Syndrom" angeheftet werden? Stubb war ein einfacher Hirte und Bauer, der eher als sonderbarer Außenseiter galt. Vermutlich, eine zuverlässige Quelle diesbezüglich gibt es nicht, wurde er Opfer eines inszeniertes Gerichtsverfahrens, ein politisch motivierter Schauprozess, der zur Abschreckung der Bevölkerung von Bedburg, die zum Protestantismus übergetreten war, diente; Politische Mächte, die sich Gerüchte um Peter Stubb zu Nutze machten. Es ging nämlich das Gerücht um, er habe eine unerklärliche Krankheit. Tatsächlich wurden Werwolf-Attacken mit der Zeit mit Tollwutkranken, individueller Psychose, Wahnvorstellungen und sonstigen Geisteskrankheiten in Verbindung gebracht, um der Bevölkerung eine plausible Erklärung für die schrecklichen Taten eines Mörders zu geben. So weit war das 16. Jahrhundert noch nicht und Gerüchte, man habe Stubb sich verwandeln sehen und dass man dem verwandelten Wesen eine Hand abschlug und seiner menschlichen Gestalt tatsächlich am nächsten Tag eine Hand fehlte, heizte den Wahrheitsgehalt dieser Werwolfexistenz erheblich an.

Aus unserer heutigen Perspektive können wir zu 99,99% sicher behaupten, dass es Werwölfe nicht gibt. Dass Stubbs Opfer angefressen waren, lässt sich damit erklären, dass es in deutschen Wäldern zu jener Zeit nur so von Wölfen, aber auch von diversen Räuberbanden und Soldaten, die das Rheinland unsicher machten, wimmelte. Ob wirkliche alle Opfer Peter Stubbe zuzurechnen sind, bleibt bis heute fragwürdig. Die Geschichte hat aber dessen ungeachtet seine Spuren im Volksglauben hinterlassen.

Das Erbe des Prozesses

Das Rheinland erlangte durch die Werwolf-Geschichte des Peter Stubb erhebliche Berühmtheit. Er zählt bis heute zu den berühmtesten nichtfiktiven "Werwölfen". Dazu kommt, dass kaum eine andere Gegend so viele Sagen über Werwölfe aufweisen kann wie in diesem Teil Rheinlands. Der Werwolf hat dort sogar seinen eigenen Namen erhalten: Stüpp. Dieser Werwolf zerfleischt seine Opfer nicht, sondern lauert ihnen auf und lässt sich von ihnen tragen bis sie vor Erschöpfung wortwörtlich zusammenfallen.

Ob Peter Stubb letztendlich nur ein Opfer seiner Zeit wurde, ist der Sagen- und Kulturgeschichte weniger wichtig. Auch wir ergötzen uns an dieser Geschichte, lassen gerne unsere Phantasie spielen und akzeptieren schon fast, dass es früher Werwölfe gegeben haben muss.

 

 

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