Verband ist nicht gleich Verband...

Eine der häufigst durchgeführten Therapien im ärztlichen Alltag ist das Anlegen eines Verbandes. So vielfältig wie die Beschwerden sind auch die Verbandmittel und je nach Diagnose und Lebensumständen des Patienten kann selbst der selbe Verband von Patient zu Patient unterschiedlich aussehen. Die Anlage eines Verbandes ist eine sehr individuelle Sache, bei der es viele Aspekte zu beachten gilt. Vor allem ist es wichtig zu überlegen, welchem Zweck der Verband dienen soll, wie lange er am Patienten verbleibt und an welcher Stelle er sich befindet. Verbände an der Hand sind z.B. in viel größerem Maße einer Verschmutzung ausgesetzt als Verbände, die sich beispielsweise am Bauch befinden.

Im Folgenden möchte ich Ihnen einige häufig angewendete Verbände und die dazu benötigten Verbandmittel vorstellen.

Verbandmittel

Zinkleimbinden

Der Wundverband - Benötigte Verbandmittel: Mullkompressen/Salbenkompressen/Saugkompressen, Mullbinden/Fixierpflaster

Der wohl meist verwendete Verband ist der einfache Wundverband. Jeden Tag erleiden etliche Menschen Bagatellverletzungen vom kleinen Schnitt bis hin zur großen Schürfwunde und werden mit der Verletzung ärztlich vorstellig.

Diese Verletzungen bedürfen in der Regel keiner großen Versorgung - von der Spülung der Wunde und der Auffrischung der Tetanus-Impfung (wenn nötig) abgesehen. Aber trotzdem ist es bei großen Wunden oder Wunden, die sich an exponierter Stelle befinden mitunter notwendig, dass ein Wundverband angebracht wird. Dieser dient in erster Linie dem Schutz der Wunde und soll eine ungestörte Wundheilung ermöglichen.

Für den Wundverband werden, je nach Art der Wunde, verschiedene Verbandmittel verwendet. In der Regel wird die Wunde mit einer Kompresse abgedeckt. Dafür kann neben einer schlichten Mullkompresse z.B. auch eine Saugkompresse (bei starker Absonderung von Wundflüssigkeit) oder eine Salbenkompresse (bei großflächigen Wunden zur Pflege der Wundränder und zum Aufrechterhalten eines feuchten Wundmilieus) verwendet werden.

Um die Wundauflage zu fixieren kommen entweder Fixierpflaster oder Mullbinden zum Einsatz. Welches Verbandmittel eingesetzt wird, hängt von der Lokalisation der Wunde ab. Während sich am Arm z.B. die Binde zur Fixierung anbietet, da ein leichtes Umwickeln möglich ist, sollte am Rücken eher zu einem Fixierpflaster gegriffen werden.

Der Kompressionsverband

Der Kompressionsverband ist ein Verband, der in der Orthopädie und in der Angiologie zum Einsatz kommt. Er wird zur Durchführung der Kompressionstherapie verwendet. Häufig wird der Kompressionsverband als präventive Maßnahme eingesetzt, um das Auftreten einer Thrombose zu verhindern. Therapeutisch kommt er unter anderem bei verschiedenen Venenleiden und bei einer bestimmten Form des Ulcus zum Einsatz.

Für den Kompressionsverband werden spezielle Kompressionsbinden verwendet. Diese Verbandmittel bestehen meist aus einem Baumwoll-Mischgewebe und weisen eine hohe Elastizität auf. Kompressionsverbände werden unter Zug angebracht, denn die therapeutische Wirkung des Kompressionsverbandes beruht auf dem Druck, bzw. der Kompression, den der Kompressionsverband auf das Gewebe ausübt. Je nach Indikation werden verschiedene Kompressionsbinden verwendet.

Der Kompressionsverband wird in der Regel von einem Arzt, einer Arzthelferin oder einer Krankenschwester angebracht. Allerdings ist es auch möglich, den Patienten in die selbstständige Anlage des Kompressionsverbands einzuweisen.

Für den Kompressionsverband stehen spezielle Kompressionsbinden zur Verfügung. Je nach Beschwerdebild und Lebensumständen des Patienten kann es auch sinnvoll sein, den Kompressionsverband mit einem speziellen Unterzug anzulegen. Hierfür wird gerne Polsterwatte verwendet. Bei der Verwendung des Kompressionsverbandes bei einem Ulcus muss die Wunde in jedem Fall entsprechend abgedeckt werden.

Anlage eines Verbandes

Verbandanlage am Fuß

Der Zinkleimverband

Der Zinkleimverband ist ein halbstarrer Kompressionsverband, der in der Regel als Stützverband eingesetzt wird, aber auch im Sinne einer Kompressionstherapie zur Anwendung kommen kann. Für den Zinkleimverband existieren mehrere Anlegetechniken. Während die einen Praxen den Zinkleimverband nur mit Unterzug anlegen, gibt es auch viele Praxen, die den Zinkleimverband sofort auf die Haut aufbringen. Die Kühlwirkung ist beim Anlegen auf der nackten Haut am höchsten, allerdings kann es mitunter sehr schmerzhaft sein, den Verband zu entfernen, da er mit den Haaren verkleben kann. Deswegen ist es für den Patienten am angenehmsten den Zinkleimverband mit Unterzug anzulegen. Der Zinkleimverband besteht aus Mullbinden, die mit einer Paste aus Zinkoxid getränkt sind. Den Zinkleimverband gibt es einzeln gebrauchsfertig eingesiegelt, undzwar in verschiedenen Ausführungen. Die einzelnen Zinkleimverbände lassen sich insbesondere anhand ihrer Flexibilität unterscheiden.

Der Zinkleimverband wird z.B. zur Fraktur-Nachsorge, zur Behandlung von Verstauchungen, beim Tennisellenbogen oder zur Behandlung von Ödemen verwendet.

Weitere Verbandmittel, die beim Zinkleimverband verwendet werden, sind z.B. Wattebinden, die als Unterzug dienen, oder Mull- und Fixierbinden, die außen um den Zinkleimverband gewickelt werden, um zu verhindern, dass der feuchte Zinkleimverband die Kleidung des Patienten verschmutzt.

Der Gips- und der Castverband

Sowohl der Gips- als auch der Castverband werden zur konservativen Frakturbehandlung eingesetzt. Sie ermöglichen eine teilweise oder vollständige Immobilisation und stellen dadurch sicher, dass der Knochen in der richtigen Stellung zusammenwachsen kann. Gips- und Castverbände werden immer in Funktionsstellung angebracht. Da die beiden Verbände bis zu mehreren Wochen am Patienten verbleiben, sollte vor dem Anbringen des eigentlichen Verbandes zunächst ein Unterzug-Verband angebracht werden. Dieser schützt die Haut des Patienten und verhindert auch, dass der Gips- bzw. Castverband zu straff angelegt wird. Während der Castverband problemlos zum Duschen oder Baden getragen werden kann, darf der Gipsverband nicht nass werden und kann deswegen lange nicht so flexibel eingesetzt werden. Allerdings ist der Gipsverband ein günstiges Verbandmittel während der Castverband sehr teuer ist. Die Anlage von Gips- oder Castverband ist nicht so einfach und sollte erst nach ausführlicher Einweisung und bei den ersten Malen unter fachkundiger Anleitung erfolgen.

Für den Unterzugverband werden meist Schlauchverbände, Wattebinden und Krepppapierbinden verwendet. Die Verbandmittel für den eigentlichen Gips- oder Castverband sind einzeln verpackt und können in der Regel durch Wasser-Tauchbäder aktiviert werden.

Autor seit 12 Jahren
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