Wie bekommt man einen Hund stubenrein?
Man sollte meinen, es ist das natürlichste der Welt, dass ein Hund draußen sein Geschäft verrichtet. Leider ist dieser Lernprozess nicht selten für Mensch und Tier eine wahre Herausforderung.(Bild: © Dogs - Fotolia.com)
Sauberkeitstraining beim Welpen
Ein Welpe bedeutet Arbeit, viel Arbeit und wenig Schlaf. (Wenn Sie Kinder haben, kennen sie das ja schon, wenn nicht, wissen sie spätestens dann, was sie erwartet). Ein 3 Monate alter Hund würde in etwa einem 3 Jährigen Kind entsprechen. Und so muss der Welpe auch behandelt werden. Wie Kinder können auch junge Hunde nicht sich selbst überlassen werden und müssen ständig unter Aufsicht sein. Für den kleinen Hund ist es eine enorme Belastung, aus seiner bisherigen Familie herausgerissen zu werden, und sich in einer völlig neuen Umgebung zurechtfinden zu müssen. Nichtsdestotrotz sollte sofort mit dem Sauberkeitstraining begonnen werden. Am besten ist der Tagesablauf in den ersten Wochen immer ähnlich und auf den kleinen Welpen abgestimmt.
Hier noch einige Überlegungen vor dem Start:
1. Darf der Welpe in den Garten machen?
Wenn nicht, dann auch bitte nicht das Training im Garten beginnen, sondern gleich an der nächstgelegenen geeigneten Stelle. Es wird später schwieriger, ihm das wieder abzugewöhnen.
2. Gibt es in der Nähe überhaupt eine geeignete Stelle?
Wer mitten in der Stadt wohnt und mit dem Auto ins Grüne fahren muss, sollte auf einen Welpen vielleicht doch besser verzichten?
3. Habe ich genug Zeit, um einem Welpen gerecht zu werden?
Welpenerziehung ist ein Fulltime-Job und nicht in 3 Wochen erledigt. Die ersten Wochen bzw. Monate sollte immer jemand zur Betreuung zur Verfügung stehen.
4. Kann ich damit leben, dass ab und an ein Malheur passiert und ich Pipi und Kacka wegputzen muss?
Menschen mit Putzzwang könnten ein Problem bekommen.
Jetzt geht es aber los:
Das kleine Wesen ist zu Hause angekommen und fällt nach der ersten Erkundigung des neuen Reiches erst mal in einen erschöpften Schlaf. Jetzt heißt es, nicht verpassen, wenn der kleine Held wieder munter wird. Sofort nach dem Erwachen sollten sie nun den Welpen schnappen und ihn an den gewünschten Ort bringen. Welpen müssen im Normalfall grundsätzlich nach dem Aufwachen gleich mal Pipi machen. Funktioniert das auch, kann man die Handlung sofort mit einem Wort, z. B. "Mach Pipi" verbinden und mit einem "Fein" oder "Prima" belohnen. Es wird zwar noch einige Zeit dauern, bis der Welpe die Handlung mit dem Befehl verknüpft, es wird aber später eine große Erleichterung sein, wenn er sich auf Befehl lösen kann.
Das kleine Hundekind tut sich anfangs leichter, wenn immer die gleiche Stelle aufgesucht wird. Hier fühlt er sich schon etwas sicherer und ist vielleicht nicht ganz so abgelenkt. Ganz am Anfang trägt man den Welpen noch an den Ort, da er erstens noch nicht weit laufen kann und zweitens eventuell nicht schnell genug dort ankommt. Später sollte man nicht gleich nach dem Geschäft den Spaziergang abbrechen, da ein unternehmungslustiger Hund sonst lernt, dass er sein Bedürfnis unterdrücken muss, um länger draußen bleiben zu können.
Junge Hunde fressen am Tag 4 - 5 mal. Suchen Sie spätestens 15 Min. nach dem Fressen mit dem Welpen den Ort der Erleichterung auf. Die Chancen stehen gut, sowohl das Kleine als auch das große Geschäft erledigt zu bekommen. Das Lob dabei bitte niemals vergessen. Übertriebenes Lob halte ich für nicht nötig, da man aus einer natürlichen Sache keine Staatsaffäre machen sollte. (Wenn ich zu Hause nochmal mache, freuen die sich bestimmt genauso!)
Auch nach dem Spiel und dem Trinken wird es nicht lange dauern, bis das Baby das nächste Mal ein Bedürfnis verspürt. Ein guter Beobachter wird bald erkennen, wann das Tier unruhig wird, vermehrt zu schnüffeln und suchen anfängt, winselt oder sich im Kreis dreht. Je öfter der Welpe rechtzeitig rausgetragen wird und erfolgreich draußen pullert, desto schneller wird er kapieren, um was es geht.
Der Tag hat nicht nur 12, sondern 24 Stunden und auch nachts werden Sie anfangs nicht um eine oder mehrere Pinkelaktionen drum herumkommen. Am Besten schläft der Welpe in der Anfangszeit im Schlafzimmer neben dem Bett oder in einer Box. Sie bekommen so am ehesten mit, wenn der Vierbeiner aufwacht. Dann heißt es, raus aus dem warmen Bett und ab an die frische Luft. Sollte der Kleine sich nachts nicht melden oder sie werden schwer wach, könnte ein Wecker alle paar Stunden Abhilfe schaffen. Regelmäßiges Ausschlafen gehört die nächsten Wochen der Vergangenheit an, bis so ein Welpe auch nachts mehrere Stunden durchhält.
- Merke!
- Welpen müssen grundsätzlich nach dem Schlafen, Fressen, Trinken und Spielen nach draußen.
- Die Blase eines Welpen kann nicht längere Zeit den Urin halten. Als Richtwert gilt: Alter des Welpen in Monaten x 1 Std. Ein 2 Monate alter Hund muss also spätestens nach 2 Stunden das nächste Mal.
- Ein Lob zeigt dem Hund, dass er alles richtig macht!
- Niemals für ein Missgeschick bestrafen! (Sie haben nicht richtig aufgepasst und müssen zur Strafe eben putzen!)
Wenns nicht gleich klappt:
Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen, und so wird es vor allem anfangs immer wieder passieren, dass Sie Ihre Strafarbeit erledigen müssen. So genervt Sie auch sein mögen, Strafen Sie niemals den Hund für ein Missgeschick, vor allem nicht, wenn sie es erst hinterher bemerken, Sie ihn also nicht in flagranti erwischen. Putzen Sie einfach ohne Kommentar das Malheur weg und geben gut Essig drauf, damit keine Gerüche zurückbleiben, die dem Welpen sagen, dass hier sein Pinkelplatz ist. Eine Strafe, wie ein Schlag mit einer Zeitung oder noch schlimmer, ein Tunken in die Pfütze oder größere Hinterlassenschaft sind Ratschläge, die der Steinzeit entstammen, und die Sie auf jeden Fall NICHT befolgen sollen. Der Hund weiß nicht, dass er etwas falsch gemacht hat und bekommt unter Umständen Angst vor Ihnen oder traut sich in Ihrer Gegenwart überhaupt nicht mehr zu machen. Das tägliche Geschäft wird immer schwieriger. Dagegen zeigt ein strenges "Nein" in dem Moment, wenn der Hund gerade ansetzt oder das Bächlein schon fließt, dass seine Aktion auf dem Wohnzimmerteppich nicht gewünscht ist. In diesem Fall den Hund auch sofort hochnehmen und nach draußen an den gewohnten Ort bringen. Es könnte allerdings sein, dass der Weg dahin nun auch noch gereinigt werden muss. Nächstes Mal haben Sie sicher besser aufgepasst und sind bestimmt schneller!
Warum ist Frauchen denn so böse?? (Bild: © markcarper - Fotolia.com)
Mögliche Probleme beim Welpen
Sauber wird jeder Hund, soweit die Theorie. In der Praxis kapiert es der Eine schneller, der Andere langsamer. Möglicherweise ist der kleine Hund sehr verunsichert, und traut sich draußen nicht, sein Geschäft zu erledigen oder es ist ihm zu kalt oder zu nass. Er will schleunigst wieder ins Warme und Trockene, um dann kurz darauf gemütlich ins Zimmer zu machen. Umso öfter das passiert, umso schwieriger wird es, dies wieder zu unterbrechen. Hier heißt es, stur so lange draußen an der Pipistelle bleiben, bis alles erledigt ist (ich hoffe, sie haben Zeit) und den Hund drinnen auf keinen Fall unbeobachtet lassen. Am besten Grenzen Sie seine Bewegungsfreiheit ein, sodass er nicht unbemerkt verschwinden kann, um sich zu erleichtern. Hier leisten Türgitter oder Laufställe gute Dienste. Welpen lernen schnell, dass wenn sie es heimlich machen, sie um eine Maßregelung drum herumkommen. Wieder ist also Ihre Konsequenz und Ausdauer gefragt.
Manche haben das Problem, dass sie auf eine bestimmte Beschaffenheit des Bodens geprägt wurden oder z.B. nur auf Zeitungspapier machen, weil sie es von der Welpenstube so gewöhnt sind. Eventuell hilft es hier, einfach ein Stück Zeitungspapier nach draußen zu nehmen, um ihm anfangs zu zeigen, was von ihm an diesem Ort erwartet wird. Fein Loben wenns klappt, und das nächste Mal ohne Zeitung probieren, sonst kann es passieren, dass der kleine Klokönig auch woanders niemals ohne seine Zeitung aus dem Haus kann.
Wird der Welpe nicht sanft ans Alleinsein gewöhnt, kann es passieren, dass ein schon stubenreiner Welpe wieder zurückfällt und sie bei der Heimkehr als erstes durch Pfützen oder Tretminen vor der Haustüre waten müssen. In vielen Fällen passiert es aus Angst und Unsicherheit. Hier muss von Grund auf das Alleinsein Schritt für Schritt geübt werden, dann klappt es auch wieder mit der Stubenreinheit.
- Merke!
- Klappt es draußen - loben!
- Passiert es drinnen - kommentarlos beseitigen oder dabei erwischen und raustragen!
- Seien sie sturer, beharrlicher und konsequenter als ihr Welpe
Stubenreinheit bei Zwinger- und Straßenhunden
Eine besondere Herausforderung bei der Sauberkeitserziehung können, müssen aber nicht, Tierschutztiere aus dem Tierheim oder Straßenhunde werden. Aufgrund der aktuellen Gesetzgebung z. B. in Bulgarien oder Rumänien, wollen möglichst viele tierliebe Menschen helfen und adoptieren einen herrenlosen oder ausgesetzten Hund z. B. aus Tötungsstationen. Auch diese Hunde können stubenrein werden. Im Prinzip muss man ihn behandeln wie einen Welpen und nach dem gleichen Schema vorgehen. Vor allem bei diesen Tieren sind viel Geduld und Einfühlungsvermögen erforderlich. Manche haben zuvor noch niemals ein Haus betreten.
Die älteren Tiere aus dem Tierheim hatten meist schon eine Sauberkeitserziehung und wissen oft noch genau, wie es funktioniert. Ansonsten gilt auch hier: gleiches Training wie beim Welpen!
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Mögliche Probleme bei älteren Tieren oder Tierschutzhunden
- Manche Tiere sind sehr verängstigt und scheu und trauen sich nur an einem sicheren Ort. Die Sauberkeitserziehung kann so schon etwas länger dauern. Hier ist sicher der eingezäunte Garten anfangs doch die bessere Alternative.
- Dann gibt es die, die nicht beobachtet werden wollen oder niemals an der Leine machen. In diesem Fall könnte eine lange Schleppleine helfen, wenn man den Hund anfangs nicht von der Leine lassen kann, weil er noch zu unsicher ist. Vielleicht hilft es auch, wenn der Mensch sich diskret abwendet. Tiere, die ihr Geschäft z. B. heimlich im Keller oder einem abgelegenen Raum machen, müssen unter ständiger Beobachtung stehen und der Weg zum selbst gewählten Klo versperrt werden.
- Werden ältere oder kastrierte Tiere nicht stubenrein, könnten auch organische Ursachen zugrunde liegen. Ein Besuch beim Tierarzt kann hier Klarheit schaffen.
- Ausgesetzte oder im Tierheim abgegebene Tiere können eine starke Verlustangst entwickeln, wenn sie endlich wieder eine neue Familie gefunden haben. Auch hier muss das Alleinsein von Grund auf trainiert werden. In manchen Fällen sind die Tiere so traumatisiert, dass man um professionelle Hilfe nicht drum herumkommt.
Fazit
Einen Hund stubenrein zu bekommen ist eine längerfristige Aufgabe, die viel Geduld und Konsequenz vom Halter erfordern. Das Lerntempo der einzelnen Tiere ist völlig unterschiedlich. Zwischen 2 Wochen und ca. 6 Monaten ist alles völlig normal. Darüber hinaus sollten sie mit dem Hund beim Tierarzt vorstellig werden, um körperliche Probleme ausschließen zu können.
Bildquelle:
a.sansone
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