Wie entsteht ein Dethleffs Reisemobil
Ein Blick hinter die Kulissen beim großen Allgäuer Wohnwagen- und Wohnmobilehersteller Dethleffs in Isny.Geschichte der Firma Dethleffs - Mit Peitschen und Skistöcken fing es an.
Schon 1832 wird die Dethleffs KG gegründet als Betrieb zur Herstellung und Vertrieb von Peitschen.
1923 kam eine Skistockfabrik hinzu.
1931, im 99. Jahr der Firma Dethleffs, wollte der Chef Arist Dethleffs nicht mehr ohne seine Frau, die Künstlerin Fridel Dethleffs-Edelmann auf Geschäftsreisen gehen und er baute das "Wohnauto", den ersten Wohnwagen. Im Erwin-Hymer-Museum kann man heute einen Nachbau davon sehen.
Bereits 1932 wurden Wohnwagen auf Bestellung gebaut und 1936 waren sechs feste Mitarbeiter mit deren Bau beschäftigt.
Im Zweiten Weltkrieg wurden Sanitätsschlitten und Wohnwagen für das Afrikakorps hergestellt.
1948 nahm man die Fertigung auf Bestellung wieder auf. Acht Jahre später wurden die Wohnwagen "Tourist" und Camper" in Serie hergestellt.
In den sechziger Jahren kamen die Modellreihen "Comfort" und "Globetrotter" dazu.
1971 wurde die Firma Dethleffs an die Unternehmer Wolfgang Thrun und Jakob Eicker (Firma T.E.C.) verkauft.
1973 zog die Firma um in ein neues Gebäude am Stadtrand von Isny im Allgäu.
1977 erschien der erste Dethleffs-Motorcaravan auf Mercedes-Benz Fahrgestell. Das fast 70.000 DM teure Fahrzeug konnte sich allerdings am Markt nicht durchsetzen.
1980 gründeten die Dethleffs-Eigentümer Thrun und Eicker zusammen mit Erwin Hymer die Firma CMC
1983 unternahm Dethleffs einen weiteren Anlauf, um im Markt der Reisemobile Fuß zu fassen. Den Modellen "Pirat" und "Globetrotter" war dabei mehr Erfolg beschieden, auch bedingt durch preisgünstigere Basisfahrzeuge von Fiat und Ford.
Ebenfalls 1983 erwarb Erwin Hymer die CMC von den Miteigentümern. Dethleffs ist seit dem Teil des Hymer-Konzerns.
1989 ist das Wohnmobil-Programm der Marke Dethleffs komplett, es gibt nun Alkoven, teilintegrierte und integrierte Fahrzeuge.
1993 war ein Dethleffs Alkovenmobil erstes "Opfer" eines Crashtests das ADAC mit Wohnmobilen. Daraus ergaben sich viele Erkenntnisse für die Verbesserung der Sicherheit in Wohnmobilen.
Am 14. Februar 1996 starb der Wohnwagen-Pionier Arist Dethleffs mit 88 Jahren in Isny.
2001 wurde das Werk in Isny weiter ausgebaut.
2003 entwickelten sich die Geschäfte so gut, dass das Werk nochmals ausgebaut werden konnte.
2005 begann Dethleffs Kastenwagen für Pössl zu produzieren. Auch startete man Kundenentwicklungsprogramme, erstes Projekt war das "Frauenmobil".
2007 feierte man nicht nur 75 Jahre Dethleffs, auch das zweite Kundenentwicklungsprojekt wurde vorgestellt: Der BestAger, das Reisemobil für die Generation 50plus.
2011 lief das 80.000. Dethleffs Reisemobil vom Band. Im selben Jahr wurde mit dem "Reisemobil für allein reisende Paare (AlPa)" das nächste Kundenentwicklungsprojekt vorgestellt.
Das Dethleffs-Werk in Isny (Bild: Dethleffs GmbH & Co. KG)
Das Werk.
Die Firma engagiert sich für die Umwelt ebenso, wie in der Gesellschaft. So wird seit 2009 das Werk mit den eigenen Holzabfällen beheizt, wodurch bis zu 100.000 Liter Heizöl im Jahr eingespart werden.
Es gibt einen Betriebsrat und ein Kaizen-Vorschlagswesen, um Anregungen aus der Belegschaft aufzunehmen.
Die Lehrwerkstatt bildet vorwiegend Holzmechaniker aus. Die bieten ihr Können auch ehrenamtlich in lokalen Projekten an. So haben die Dethleffs-Lehrlinge die Inneneinrichtung eines lokalen Kindergartens gebaut.
Dethleffs-Geschäftsführer Dr. Dominik Suter in der Produktion (Bild: Dethleffs GmbH & Co. KG)
Wohnmobilbau bei Dethleffs.
Vom Möbelbau angefangen macht man hier fast alles selbst. Auch Wände, Boden und Dächer entstehen in eigenen Pressen.
Die Wände bestehen aus Aluminium ganz außen, dann Styropor, verstärkt mit Holzfachwerk und Fichtenholzrahmen für Fenster und Türen. Nach innen schließt Sperrholz die Wand ab. Premium Liner sind statt des offenporigen Styropor mit dem geschlossenporigen Material Styrodur isoliert. Wände, Dach und Boden sind 40mm dick.
Die Möbel werden vormontiert als Module für Küche oder Bad und gehen so zur Fertigungsstraße, wo sie auf die Grundplatte gestellt und verschraubt werden. Danach kommen Wände und Dach dazu.
Die Durchlaufzeit für Premium Liner beträgt so 40 bis 50 Stunden, für kleinere und weniger aufwändige Fahrzeuge sind es etwa zehn Stunden. Die Fertigung erfolgt in Serien von 40 bis 50 Stück eines Typs. Dann wird die Fertigung auf einen anderen Typ umgestellt, von dem auch wieder 40 bis 50 Stück vom Band laufen.
Ein Blick in die Montagehalle (Bild: Dethleffs GmbH & Co. KG)
Die Produkte.
Kastenwagen werden für die Firma Pössl gebaut. Unter dem Namen Dethleffs kommen Alkovenmobile, Teilintegrierte und Integrierte aus Isny. Viele der Dethleffs-Mobile, vor allem die Alkovenfahrzeuge, gehen an Wohnmobilvermietungen. Die übrigen werden europaweit vertrieben.
Die Basisfahrzeuge kommen ausschließlich aus Italien: Der Iveco Daily für die Premium Liner und der Fiat Ducato für alle anderen Fahrzeuge.
Die Grundpreise für Dethleffs-Reisemobile liegen im Modelljahr 2013 zwischen 41.500 Euro für einen teilintegrierten Globe S und 171.000 Euro für einen integrierten Premium Liner.