Wie entsteht Inflation?
Wenn das Geld immer weniger wert wird und man trotz mehr Scheinen im Geldbeutel sich nicht mehr leisten kann, spricht man von einer Inflation. Wie sie entsteht, kann mehrere Ursachen haben.Wenn das Geld immer weniger wert ist
Der Begriff Inflation basiert auf dem lateinischen Begriff "inflatio" und bedeutet nichts anderes als "anschwellen". Weit gefehlt, wenn man von eines Anschwellen der Kaufkraft ausgeht, denn das Gegenteil ist der Fall. Das Geld, das man zur Verfügung hat, ist immer weniger wert. Über die Jahre hin ist das ein überschaubarer Prozess, der gewissen Schwankungen unterliegt. Man spricht deshalb auch von einer Inflationsrate, die bei der Berechnung des Warenkorbs und bei Lohnverhandlungen eine Rolle spielt. Liegt die Inflationsrate unter zwei Prozent, ist das ein akzeptabler Wert. Ist der Preisanstieg allerdings exorbitant wie in den vergangenen Jahren bei den Energiepreisen, ist das Geld deutlich weniger wert und die Verbraucher können trotz höherem Einkommen oder Vermögen nicht mehr einkaufen.
Die Inflationsrate wird durch die Änderung der Verbraucherpreise beeinflusst und nicht durch die Entwicklung der Vermögenspreise. Die Vermögen sind in den letzen Jahren zum Teil erheblich gestiegen. Deshalb spricht man auch von einer Vermögenspreisinflation. Sie ist durch den Anstieg bei Sachwerten wie Aktien oder Immobilien ausgelöst, die in der Liquiditätsflutung der Europäischen Zentralbank ihre Ursache hat. Das Gesicht einer Inflation ist vielschichtig. Viele Faktoren tragen zu ihrer Entwicklung bei.
Inflation 1923: Fünf Millionen Mark Banknote (Bild: 4050288)
Welche Faktoren die Geldentwertung beeinflussen
Der Preisanstieg kann durch eine Veränderung des Austauschverhältnisses von Güter- zu Geldmenge verursacht werden. Inflation entsteht, wenn sich die Geldmenge erhöht, ohne dass gleichzeitig die Produktion von Gütern im adäquaten Verhältnis zunimmt. Verantwortlich sind beispielsweise höhere Preise, weil die Nachfrage das Angebot übersteigt. Wenn sich Rohstoffe verteuern oder die Löhne steigen und über höhere Preise weitergegeben werden, kann sich eine Inflation entwickeln. Siehe die aktuelle Entwicklung durch den Ukraine-Krieg. Wer sein Geld angelegt hat, Unternehmen Investitionen vorhaben, aber auch Menschen mit einem überschaubares Einkommen, die planen müssen und sich Sorgen über eine schleichende Geldentwertung machen, sind keine Schwarzmaler, sondern Realisten.
Auch wenn die Bundesrepublik durch ein relativ hohes Wirtschaftswachstum in der Eurozone noch eine gute Figur macht, muss man bedenken, dass die Bundesländer insgesamt einen Schuldenberg von rund 1,7 Billionen Euro angehäuft haben. Dazu kommt, dass der Süden Europas, darunter auch Frankreich und Finnland, nur ein sehr geringes Wachstum vorweisen können, von Griechenland ganz zu schweigen. Weltweit sanken im Jahr 2015 die Preise für einige wichtige Rohstoffarten. Der sinkende Realwert trifft gerade die sozial Schwachen, die sowieso jeden Euro dreimal umdrehen müssen, bevor sie ihn ausgeben können.
Ist Deflation besser als Inflation?
Das Gegenteil einer Inflation ist die Deflation. Allerdings ist die keinen Deut besser, denn auch hier gerät die Konjunktur erheblich ins Wanken. Die Preise für Waren und Dienstleistungen gehen zwar dauerhaft zurück, das Preisniveau sinkt kontinuierlich. Das Geld gewinnt zwar bei einer Deflation an Wert, weil die Kaufkraft steigt, doch letztlich kann das zum Zusammenbruch eines Wirtschaftssystems führen. Schaut man sich die Deflation genauer an, muss man feststellen, dass sie extrem schädlich für die Konjunktur ist. Durch eine ständige Reduzierung des Preisniveaus sinkt die Nachfrage nach Waren und Dienstleistungen. Das Wirtschaftswachstum geht - salopp ausgedrückt - den Bach runter.
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Steuerungsmechanismen gegen Inflation und Deflation
Ist ein zu hoher Preisanstieg zu beobachten, steuert die EZB mit einer restriktiven Geldpolitik entgegen. Die Zinsen werden angehoben und das Geldangebot wird reduziert. Das freut die Sparer, nicht aber die Kreditnehmer. Gerade in den letzten Jahren hatten die Banken Guthaben mit Negativzinsen belegt, die Kreditzinsen lagen auf einem niedrigen Niveau. Durch eine Zinsanhebung der EZB werden Geldentwertung und Kaufkraftverlust ausgebremst, denn der relative Wert des Geldes nimmt zu. Allerdings profitiert der Staat bei den gestiegenen Preisen durch höhere Steuereinnahmen, gerade bei der Umsatzsteuer. Es wird derzeit an Entlastungspaketen gebastelt, wobei sich die Ampelkoalition nicht unbedingt in allen Punkten einig ist, insbesondere was die Idee einer Übergewinnsteuer betrifft. Hier ist die FDP strikt dagegen, während SPD und Grüne damit liebäugeln, um einen Teil der Entlastungspakete zu finanzieren.
Die Bekämpfung einer Deflation ist langwieriger und komplizierter, ist sie erst einmal richtig in Schwung gekommen. Eine expansive Geldpolitik mit sinkenden Zinsen und ein Aufstocken der Geldmenge alleine ist dann nicht mehr zielführend. Konjunkturprogramme müssen die Nachfrage nach Waren und Dienstleistungen ankurbeln. Allerdings kann niemand die Garantie geben, dass diese Instrumente auch einen nachhaltigen Erfolg bewirken. Preisstabilität zu bewirken ist also eine zentrale Aufgabe von Geldmarkt- und Wirtschaftspolitik.