Säureschutzmantel der Haut hemmt Bakterien

Der größte Teil des Schweißes wird in den kleinen Knäueldrüsen (ekkrine Schweißdrüsen) produziert. Jeder Mensch besitzt etwa zwei Millionen davon. Sie sitzen in der Unterhaut kugelig auf geknäuelt. Von ihnen gehen Kanäle zur Oberfläche und enden dort als Poren. Die Drüsenschläuche liegen eingebettet in Muskelzellen, die bei plötzlichem Erschrecken Schweiß auspressen können (kalter Schweiß). Die ekkrinen Schweißdrüsen sind ungleichmäßig über den Körper verteilt. Im Handteller, Fußsohle und in den Achselhöhlen sitzen an die 400 Schweißdrüsen auf jedem Quadratzentimeter Haut. Am Gesäß sind über dieselbe Fläche nur 55 Schweißdrüsen verstreut. Sie fehlen in den Lippen.

Ekkriner Schweiß ist eine klare, dünne, saure Flüssigkeit. Auf der Haut bildet er den "Säureschutzmantel", denn Saures hemmt das Bakterienwachstum. Schweiß besteht zu 99 Prozent aus Wasser. Daneben werden unter anderem die Mineralstoffe Natrium, Chlorid, Kalium, Calcium, Magnesium, Eisen und das Vitamin C ausgeschwitzt. Die ekkrinen Schweißdrüsen werden durch das autonome, sympathische Nervensystem beeinflusst. Daher sind Schweißausbrüche genauso wenig durch einen festen Willen zu unterdrücken wie beispielsweise das Rotwerden oder das Herzklopfen bei Aufregung. So können auch Wut, Schmerz, Stress, Angst und Lampenfieber Schweißperlen auf die Stirn treten lassen. Nicht zu vergessen sind natürlich schweißtreibende Getränke, wie Kaffee, Tee, Alkohol oder auch scharfe Gewürze.

Kaninchen mit Schlappohren (Bild: pixabay.com, Spirit Bunny, Public Domain CCO)

Tierisch schwitzen

Hunde besitzen keine Schweißdrüsen. Sie geben Wärme durch Hecheln mit ihrer großen stark durchbluteten Zunge ab. Kaninchen werden ihren Wärmestau über ihre Ohren los.

Duftdrüsen - Frauen haben davon mehr als Männer

Neben den ekkrinen Schweißdrüsen kommen an bestimmten Körperstellen Duftdrüsen (apokrine Schweißdrüsen) vor. Sie entwickeln sich an der Basis von Haaren und sind an den Brustwarzen, Augenlidern, in den Achselhöhlen und im Genitalbereich zu finden. Die Milchdrüsen sind Verwandte von ihnen. Die apokrinen Drüsen funktionieren nicht vor der Pubertät. Zunächst werden wesentlich mehr apokrine Drüsen angelegt, als beim erwachsenen Menschen später funktionstüchtig sind. Offenbar bilden sich viele zurück. Am Ende der Keimdrüsentätigkeit gehen auch die Duftdrüsen langsam in Rente. Bei Frauen sind die Duftdrüsen wesentlich stärker entwickelt als bei Männern. Es zeigen sich auch zyklusabhängige Schwankungen bei der Tätigkeit der Duftdrüsen. Da sie an Haaren (z.B. Achsel- oder Schamhaare) gebunden sind, wird der produzierte "Duftstoff" besser an die umgebende Luft ab gedunstet. So entsteht der charakteristische Körpergeruch wie der Geschlechtsgeruch, für den die menschliche Nase aber kaum mehr empfänglich ist. Frischer Schweiß, egal ob von ekkrinen oder apokrinen Schweißdrüsen, ist völlig geruchsfrei. Erst bei der Zersetzung des Schweißes durch auf der Haut lebenden, völlig ungefährlichen Mikroorganismen entsteht der charakteristische Körpergeruch. Insbesondere in den feuchten warmen Achselhöhlen finden Bakterien ideale Lebensbedingungen, daher kommt der manchmal als unangenehm empfundene Geruch.

Ohrenschmalz

Die kleinen Verwandten der Duftdrüsen sind die sogenannten Ohrenschmalzdrüsen im Ohr. Ohrenschmalz ist eine Mixtur aus Talg der Talgdrüsen und dem Sekret der Duftdrüsen. Es schützt den Gehörgang.

Wenn unnormales Schwitzen zum Problem wird

Außer hohe Außentemperaturen, zu warme Kleidung, Sport, Gartenarbeit, Stress, Angst oder Nervosität kommen eine ganze Reihe anderer Ursachen für übermäßiges Schwitzen in Betracht. Unter unliebsamem Schweiß leiden auch Übergewichtige, Diabetiker, Herzkranke und Menschen mit einer Überfunktion der Schilddrüse. Zudem können Hormonumstellungen, wie in der Pubertät oder in den Wechseljahren, und Medikamente wie etwa Kortison belastende Schweißausbrüche bewirken. In diesen Fällen muss der Arzt die Ursache erforschen und behandeln. Häufig verliert sich im Laufe der Zeit auch das starke Schwitzen

Hyperhidrose - bei Kälte ein Schweißausbruch

oder die sogenannte "fokale Hyperhidrose". Die Erkrankungshäufigkeit schätzen Mediziner auf 0,6 – 1 Prozent. Wer stark schwitzt, gilt oft als ungepflegt. Zwar beugen Betroffene mit besonderer Körperhygiene vor, doch damit allein sind die Probleme von "Schwitzern" nicht behoben. Manche von ihnen stehen mit feuchten bis tropfnassen Händen vor schier unlösbaren Schwierigkeiten. Das Herumdrücken vor dem üblichen Händeschütteln, das Wegglitschen von Schreibstiften, Flecken auf dem Schreibpapier oder das heikle Bedienen der Computertastatur verursachen tagtäglich seelische Belastungen. Über die Gründe der Hyperhidrose sind sich Ärzte noch nicht ganz im Klaren. Es gibt dazu verschiedene Theorien: Vielfach wurde eine erhöhte Schweißdrüsenanzahl festgestellt. Andere Modelle sprechen von einer normalen Schweißdrüsenanzahl aber erhöhter Schweißproduktionsbereitschaft. Eine zentrale Fehlsteuerung des Nervensystems liegt möglicherweise vor, wenn bereits bei noch kalten Außentemperaturen das Signal zur Abkühlung durch Schweiß gegeben wird.

Was tun bei Hyperhidrose?

Mediziner raten Schwitzern: Zunächst sollte alles vermieden werden, von dem der Betroffene weiß, dass es das Schwitzen verstärkt. Das können Kaffee, Alkohol, Zigaretten oder scharfe Gewürze sein. Stress und Anspannung können mit verbesserter Zeitplanung, Sport, Entspannungstechniken, Wechselduschen und dergleichen angegangen werden. Bei der Kleidung empfehlen sich saugfähige Naturfasern, sich nicht wärmer als notwendig anziehen und öfter Wäsche wechseln.

Bei Selbsthilfe-Gruppen gibt es Listen und Meinungen zu Antitranspirantien, geeigneten Achsel-Pads, spezieller, atmungsaktiver Wäsche und Nachtwäsche,  Medikamente, Schweißdrüsenbehandlung und viele weitere Tipps für Betroffene.

Blumenwiese (Bild: HelgaHenschel)

Selbsthilfe-Gruppen und nützliche Adressen

Deutschsprachige Websites:

www.hyperhidrosehilfe.de

www.hyperhidrose-mannheim.de

www.stadtkrankenhaus-schwabach.de/medizin/chirurgie/hyperhidrose-erytrophobie/hyperhidrose/

www.schwitzfleck.at/links.php - enthält viele Links zur Hyperhidrose

www.hh-forum.de

www.schwitzen-hyperhidrose.de/

Englische Websites:

www.hyperhidrosis.com/

www.hyperhidrosis.org/

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