Für professionelle Vortragsredner, Trainer und Seminarleiter hat die Stimme eine eminent wichtige, ja existentielle Bedeutung. Für sie ist - neben einigen anderen Faktoren - eine angenehme, präsente Stimme gewissermaßen der Schlüssel zum Erfolg.

Aber auch alle anderen Menschen sollten an ihrer Stimme arbeiten. Selbst dann, wenn sie beruflich nicht viel reden müssen. Jeder Mensch muss sich immer wieder im Gespräch behaupten. Sei es in Besprechungen, auf Partys, im Freundes- und Bekanntenkreis oder im Rahmen einer kleineren Ansprache wie zum Beispiel auf einer Geburtstagsfeier. Manchmal tun sich da sogar extrovertierte Persönlichkeitstypen schwer. Um wie viel schwerer ist es dann erst für Introvertierte.

Vor allem für diese, die Introvertierten, die Leisen, sind die nachfolgenden Tipps gedacht. Es gibt einige Stellschrauben, wie man aus seiner Stimme mehr machen kann. Nicht jeder muss gleich an allen Stellschrauben drehen. Vielleicht wirst du, der du diesen Beitrag liest, kein großer Rednerin/kein großer Redner. Das ist auch nicht das Ziel. Falls dir der eine oder andere Tipp hilft, besser zu reden oder selbstbewusster auf andere zuzugehen, dann ist dieser Artikel nicht umsonst.

 

Stimmhöhe

Hast du gewusst, dass jeder Mensch seine optimale Stimmhöhe hat? Wenn du zu leise sprichst, wirst du überhört. Wenn du zu laut sprichst, wirkt das irgendwie aufdringlich, aggressiv. Wenn du dagegen in der optimalen Stimmhöhe sprichst, wirkt das auf andere angenehm. Man hört dir gerne zu. Es gibt eine einfache Möglichkeit, deine optimale Stimmhöhe herauszufinden:

Stelle dich mit einem Abstand von etwa 30 cm mit dem Gesicht zur Wand vor eine Zimmerecke. Dann summst du in die Zimmerecke hinein. Ich weiß, das sieht ziemlich blöd aus. Deshalb solltest du diese Übung möglichst alleine machen. Während du summst, sollte die Lautstärke immer gleich bleiben, die Tonhöhe aber variieren. Von ganz hoch zu ganz tief. Du fängst also mit einer hohen Tonlage an und wirst dann immer tiefer. Du wirst dabei merken, dass der Schall bei einer ganz bestimmten Tonhöhe intensiver, lauter widerhallt als bei den anderen Tonlagen. Du hast deine optimale Stimmhöhe gefunden! Versuche nun, beim Sprechen möglichst genau diese Stimmhöhe beizubehalten.

Körperhaltung

Es gibt einen direkten Zusammenhang zwischen deiner Stimme und deiner Körperhaltung. Stehst oder sitzt du aufrecht (Rücken gerade, Bauch rein, Schultern nach hinten, Kopf nach oben mit Blickkontakt zu deinem Gesprächspartner), während du sprichst, strahlst du automatisch mehr Präsenz aus und auch deine Stimme ist klarer und ausdrucksvoller. Stehe nicht da wie ein buckliges Männchen (oder Frauchen), flacke dich nicht in den Sessel wie ein nasser Sack. Du kannst auch Lockerungsübungen machen, in dem du die Muskeln deines Oberkörpers abwechselnd anspannst und lockerst.

Atmung

Fühle deine Atmung ganz bewusst, in dem du die Hände auf deine Bauchdecke legst und die Bewegung deiner Bauchdecke während des Ein- und Ausatmens wahrnimmst. Atme dann tief in den Bauch ein (Bauchatmung). Richtige Atmung ist immens wichtig für eine starke Stimme. Durch die sogenannte Zwerchfellatmung erhält deine Stimme mehr Substanz, mehr Fülle. Es gibt einen ganz einfachen Trick, mit der du die optimale Zwerchfellatmung üben kannst. Halte eine brennende Kerze etwas 20 cm vor deinen Mund und blase sie an. Die Kerze sollte dabei nicht ausgehen, sondern nur flackern. Das wird dir sicherlich mühelos und ohne Anstrengung gelingen. Strecke jetzt den Arm mit der Hand, die die Kerze hält, so weit wie möglich von dir weg. Versuche nun erneut, die Kerze zum Flackern zu bringen. Damit das auch dieses Mal gelingt, setzt du zwangsläufig die Zwerchfellatmung ein. Ansonsten wird der Luftstrom nicht ausreichen, um die Kerze zum Flackern zu bringen. Das wirst du auch in der Bauchgegend spüren, in dem du unbewusst ganz bestimmte Muskeln anspannst, die du vorhin gar nicht gebraucht hast, als du die Kerze aus 20 cm Entfernung ausgeblasen hast. Versuche möglichst oft so zu sprechen, als ob du eine Kerze aus größerer Entfernung zum Flackern bringen möchtest.

Artikulation

Wenn du dir richtige Stimmhöhe, die richtige Körperhaltung und die richtige Atemtechnik beherrscht, wird deine Stimme automatisch deutlicher. Es gibt auch eine Übung, die Artikulation zu verbessern:

Sprich einen beliebigen Text ganz normal aus. Nimm jetzt einen Bleistift quer in den Mund und halte ihn mit den Eckzähnen fest (ganz leicht, nicht draufbeißen). Sprich nun "miii", "Niii" und "Giii". Lass dabei deine Stimme abwechselnd an- und wieder abschwellen, so dass es sich fast wie eine Sirene anhört. Sprich die gleichen Laute erneut, aber so, als würdest du gähnen müssen. Das Gähnen erweitert den Nasen- und Rachenraum und sorgt für ausreichende Klangfülle. Sprich nun – immer noch mit dem Bleistift im Mund – den vorhin gesprochenen Text so deutlich wie möglich aus. Nimm dann den Bleistift aus dem Mund und sprich den gleichen Text nochmal. Merkst du den Unterschied? Der gesprochene Satz wirkt gleich viel klangvoller, präsenter, deutlicher als vor der Übung mit dem Bleistift.

Schone deine Stimmbänder

Warum räuspert man sich? Zum Einen, um sich eine kleine Auszeit zum Nachdenken zu gewinnen und zum Anderen, um den Schleim von den Stimmbändern zu lösen. Räuspern schadet aber den Stimmbändern, da durch das Räuspern oft die Stimmlippen ganz leicht verletzt werden. Dadurch wird noch mehr Schleim gebildet und du wirst dich noch mehr räuspern. Ein Teufelskreis. Um sich "Nachdenkzeit" zu verschaffen hilft vielleicht Husten (besser als Räuspern) und zur Schleimlösung hilft viel Trinken. Überhaupt: Trinke viel, um Stimmbänder und Kehlkopf anzufeuchten. Am besten eignen sich Kräutertees und Wasser. Sänger schütten oft literweise Tees und Wasser in sich hinein.

Hast du gewusst, dass die Stimmbänder beim Flüstern stärker belastet werden als beim leisen Reden? Das liegt daran, dass beim Flüstern nur ein Teil der Stimmbänder beansprucht wird, der aber besonders stark. Besser ist es daher, leise zu reden als zu flüstern.

Der "Warm-Up" für deine Rede

Es gibt eine Möglichkeit, deine Stimmbänder zu lockern und auf das Sprechen vorzubereiten, damit deine Stimme dann wirklich optimal zum Einsatz kommt. Das geht natürlich nicht beim spontanen Sprechen im Alltag. Wenn du aber vorher schon weißt, dass du länger sprechen musst, helfen folgende Übungen:

Spreche einen Zungenbrechersatz möglichst schnell mehrmals hintereinander wie zum Beispiel "Fischers Fritze fischt frische Fünf-Finger-Fische" oder "Brautkleid bleibt Brautkleid und Blaukraut bleibt Blaukraut" oder auch "In Ulm und um Ulm und um Ulm herum". Tue so, als würdest du einen Kaugummi kauen (oder kaue tatsächlich einen). Noch besser. Summe ein langgezogenes "Hmmmmmm", während du kaust (oder so tust, als ob).

 

Das waren einige Tipps für Introvertierte, um die Qualität ihrer Stimme zu verbessern. Diese und noch viel mehr Strategien für Introvertierte findest du in meinem E-Book "Sag doch auch mal was" - Strategien für Introvertierte.

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