Kommunikation - und ihre "Nebenerscheinungen"

Noch vor dem Frühstück wurde ich mit der Nase auf dieses Thema gestossen. Da nämlich fand sich auf einem meiner Beiträge zu einem Thema hier bei Pagewizz der Kommentar eines gewissen "Erzdaemons" der da schlicht und einfach vermeldete, einen solchen Schwachsinn habe er noch nicht gelesen. Und ich sass vor dem Kommentar und dachte: "Ob er jetzt weiss, dass er mit diesem einen Satz eine Menge mehr über SICH preisgegeben hat, als er meint? Ob ihm überhaupt bewusst ist, dass er SICH damit viel mehr geschadet hat als mir? Ob er sich überhaupt jemals darüber Gedanken gemacht hat, was generell bei Kommunikation, egal ob jetzt direkt wörtlich und real oder geschrieben virtuell im Internet abläuft - neben der Kommunikation?"

Ich vermute: "Hat er nicht!" Denn hätte er - steht zu vermuten, er hätte lieber in die Tischkante gebissen und Holz gehackt, statt diesen einen Satz zu hinterlassen.

Fehlende Körpersprache macht Spontanäusserungen zu Zündstoff - Schriftliche Kommunikation und ihre "Nebenwirkungen"

"Nicht, was ich sage (schreibe) ist die Botschaft - sondern das, was du verstehst!"

Diese Aussage meines Autorenkollegen von vor einigen Jahren hat, nachdem ich sie dann endlich verstand -  meine Kommunikation nachhaltig geprägt. Ich musste mich mit der Tatsache auseinander setzen, dass bei jedem Menschen ein und das gleiche Wort eine komplett andere Bedeutung haben kann und dass etwas, dass ich positiv meine, im schlimmsten Fall sogar negativ aufgenommen werden kann, wenn der Mensch am anderen Ende eine anders gelagerte Prägung erfahren hat, als eben ich. Wir denken an das Beispiel mit dem simplen Wort "Kritik". Dieses eine kleine, wertfreie harmlose Wort bildet in den Köpfen vieler Menschen nämlich das Negativpendant zu "Lob" und ist  - da "Lob" 100% positiv besetzt ist - damit negativ. Und wenn ich schreibe, kann keine Stimmbetonung, kein Lächeln meinen Worten die Schärfe nehmen, sie stehen schwarz auf weissem Papier und springen das - wie auch immer gelaunte Gegenüber schutzlos an. Zig Faktoren prallen aufeinander. Vorgeschichte, Tageslaune, Bildung der Kommunikations"partner" eigener Hintergrund und der des anderen und und und - es würde jeden Rahmen sprengen darauf jetzt näher eingehen zu wollen, wenngleich ich es ja stückweise immer mal tue, sobald ich auf sprachliche und sprachpsychologische Themen mein Augenmerk lenke.

Ich "seziere" ....

Und dabei fange ich bei dem Nick des Verfassers an.

"Erzdaemon" Jedes Kind weiss, dass Dämonen nichts Gutes sind - Erzdämonen noch weniger. Was also könnte ich von einer solchen Kreatur erwarten, als eine Bösartigkeit? Schliesslich muss man seinem Namen doch die Ehre geben oder? Schon bei seiner Namenswahl macht der Schreiber seine grundlegend bösartige Gesinnung deutlich und nimmt jemanden, der wie ich eher auf der Seite der Engel angesiedelt ist, gegen sich ein

"Selten so einen Schwachsinn gelesen!"

Der gesamte Satz ist in etwa so positiv, wie es eine Sturmwarnung wäre, wenn ich einen Angelausflug plane. Dennoch verrät sie mehr über den "Angreifer" als sie in der Lage ist, mir zu schaden! Zerpflücke ich nämlich die Wortkombinationen und setze sie neu zusammen, enthält der Satz eine Menge mehr, als die fünf Worte, aus denen er besteht.

"Selten....gelesen"

Hat der Schreiber überhaupt in seinem Leben schon viel gelesen? Hat er meinen Beitrag überhaupt verstanden? Sein kurzes Statement zeigt MIR nur, dass ihm die Worte fehlen, sich ausführlich damit auseinander zu setzen. Nevertheless jedoch MUSS er seine Anwesenheit durch einen Kommentar "belegen"  - und ich glaube er hätte auch "ich war hier und finds scheisse" schreiben können, das hätte in etwa die gleiche sprachliche Qualität und die gleiche Aussage transportiert - nur eben nicht so "edel"

Dem Komment fehlt jegliches Argumentativniveau. Der Schreiber gibt keine Diskussionspunkte und keine Denkanregungen, er urteilt, verurteilt. "Ich kam, sah, verurteilte - und ging wieder"

"Schwachsinn"

Leitet man "Schwachsinnigkeit" von medizinischer Seite her ab, und geht den Schritt weiter, den der Kommentierende NICHT weiter gegangen ist, könnte man voraussetzen, dass er sich mit der Thematik auskennt. Nimmt man aber den Satz als solchen, ist ein Wissenshintergrund noch nicht mal annähernd gegeben. Aussagen wie "Schwachsinn!" treffe ich, wenn ich davon überzeugt bin, es mit kompletten Blödsinn zu tun zu haben. Davon kann aber bei dem betroffenen Beitrag nicht auch nur ansatzweise ausgegangen werden, denn die Argumente, aus denen heraus ich die Artikelansätze abgeleitet habe, sind inzwischen nicht mehr nur mir bekannt.

Fazit

Allem voran: Sachlich bleiben!

Auch ich kann mich von hochemotionalen Reaktionen auf manchen Beitrag nicht freisprechen. Aber ich habe inzwischen gelernt, dass ich mir selber und "der Sache an sich" der Kommunikation nämlich, weit weniger schade, wenn ich "Stilmittel" die ich in der direkten Kommunikation durchaus einsetze und meine generell immer etwas humorig-sarkastische Ader bei gewissen Dingen und gewissen Menschen aussen vor lasse und mich mit den reinen Fakten beschäftige. Zugegeben, es war ein Lernprozess. Aber es war ein Lernprozess, aus dem ich gelernt habe, dass "ab und zu mal den Mund halten" nicht gleichbedeutend ist damit "nichts zu sagen zu haben"  - denn nicht alles, was ich kann, muss ich auch immer tun!
Schon unsere Grosseltern lehrten uns "Wenn Du nichts Gutes zu sagen hast, sage gar nichts!"

Aber soviel Diplomatie kann man von Erzdämonen, glaube ich, nicht erwarten!

traumstundenfee, am 02.07.2011
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Bildquelle:
Ruth Weitz (Die 7 wichtigsten Dinge im Leben)

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