Kein Tabu mehr: Lesen auf der Toilette - Wir sind viele und wir sind eben Multitaskingtalente!

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Bei der Buchmesse besipielsweise geht es natürlich vor allem darum, was man liest, also um die Inhalte, dann wie man liest, ob immer noch auf Papier oder schon auf E-Book. Aber ich vermisse die Diskussion, darüber, wo man liest. Das ist doch sehr enttäuschend. Ich trage das also hiermit nach. Zum Beispiel mit einem Plädoyer für das stille Örtchen.

Ich oute mich als zu den WC-Lesern zugehörig. Ich bin da beileibe nicht allein! Irgendwie kamen wir bei einem dieser sogenannten Social Networks im Internet auf das Thema und Sie glauben gar nicht, wie viele Leute sich dazu bekennen! Eine Kollegin verwies auf das herrliche Buch: "Von Donnerbalken und Innerer Einkehr - eine Klo-Kulturgeschichte". Die findet sich auch auf dem Gäste-WC meiner Journalistenfreundin Doris, das ich nie versäume, bei einem Besuch bei ihr aufzusuchen. Außerdem hat sie für die Benutzer passend bereit gestellt: "Der Furz- vom Urknall bis heute", das "Amtliche Unterrichtsbuch für Erste Hilfe" von 1938, ein Handlese-Poster, ein Band über Hexengifte und Liebestränke sowie für schwere Fälle die "Worte der Güte" von Papst Johannes XXIII.

Griffbereite Bibliothek für Kinder und Erwachsene

In meinen Regal im Gäste-WC mit den Handtüchern habe ich ein Fach freigeräumt und versucht, jeglichem Geschmack der Besucher gerecht zu werden: Garfield-Comicbücher ganz unten griffbereit auch für die Kinder, für Weiterbildungsbeflissene "Die wichtigsten 1000 spanischen Wörter", für die Literaten Balzacs hinreissendes Antiaging-Plädoyer "Die Frau über 30". Die Geschichtsbewussten finden ein Buch über die Bastarde der Königshäuser ("Kinder der Liebe") und auch die Esoteriker kommen nicht zu kurz mit "Geheimnisvolle Edelsteine" und "Geheimnisse des Universums". Natürlich gibt es auch die aktuelle Ausgabe der Wochenzeitung und für die Engländer diejenige in Englisch.

Der richtige Platz fürs Gästebuch

Wo ist eigentlich das Toilettenpapier mit aufgedruckten Sinnsprüchen geblieben? Wohl wegen der Farbe dem Umweltschutz zum Opfer gefallen? Übrigens hatten wir in unserem letzten Domizil großen Erfolg mit unserem an einem Haken aufgehängten Gästebuch im Gäste-WC. Wann, wenn nicht hier, hat man Zeit, etwas hineinzuschreiben? Manche reimten, andere zeichneten sogar und klar, ein bisschen beeinflusste der Ort schon die Gedanken. Den Vogel aber schießt ein Klassenkamerad ab: Der hat an der Wand im Klo alle seine Diplome und die Promotions-Urkunde gerahmt hängen! Mir fällt da auch ein gewisser deutscher Ex-Minister ein, zu dem letzteres passen würde, wenn er das Doktor-Papier nicht gleich lieber runtergespült haben sollte.

 

 

Arlequina, am 20.10.2011
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