Liegt er vielleicht da, wo der Pfeffer wächst?

Echter Pfeffer stammt ursprünglich aus Indien, genauer gesagt der Malabarküste im Südwesten des Landes. Vor etwa 1000 Jahren gelangte er durch die Ausbreitung der indischen Kultur in jene südostasiatische Gegend, in dem sich heute Malaysia und Indonesien befinden. Bis zum heutigen Tag liegen in diesen drei Ländern auch die Hauptanbaugebiete. Hinzu kam im hohen und späten Mittelalter Thailand, viel später Vietnam und Brasilien.

Bereits früh im Vergleich zu anderen Handelsgütern florierte der Handel mit Pfeffer. So kam er schon in der Antike mittels Karawanen über den mediterranen Raum nach Europa. Er wurde als wertvolles Gewürz geschätzt und hatte einen wesentlichen Vorteil: Er war lange haltbar. Selbst, wenn er über noch so lange Strecken transportiert wurde, verlor er nichts von seinem würzig scharfen Geschmack. Außerdem verwendete man ihn nun - wie man es beim Salz schon lange tat - auch zum Konservieren von Lebensmitteln. Bezahlt wurde für ihn in Gold. Kaufleute, die mit Pfeffer handelten, konnten sehr schnell damit reich werden. Deshalb nannte man diejenigen unter ihnen, die der Hanse angehörten, im Volksmund bald "Pfeffersäcke" - ein Ausdruck, mit dem man verächtlich geld- und machtgierige Leute benennt.

Weil der Pfeffer und andere orientalische Gewürze so kostbar waren, gab es im Mittelalter regelrechte Gewürzmonopole im Handel mit dem Herkunftsland Indien. Anfangs hatten die Türken und Araber dieses Monopol inne, später verteidigte Venedig es. Die Gewürze waren es, die den dortigen Händler Marco Polo auf seine Reise nach Asien lockten. Und auch die Seefahrer, unter ihnen der berühmte Christoph Kolumbus, machten sich unter anderem deswegen auf den Weg. Vasco de Gama wird es sicherlich gefreut haben, dass es Kolumbus nicht bis nach Indien geschafft hat, weil ihm der amerikanische Kontinent überraschend in die Quere kam. Auf diese Weise war nämlich er selbst der Erste, der auf dem Seeweg Pfeffer nach Hause brachte. Der Siegeszug des Pfeffers nahm seinen Lauf. Im 17. Jahrhundert führten insbesondere die Seemächte sogar Kriege um ihn.

Heute gehört Pfeffer wie selbstverständlich in jede Küche. Es ist kaum mehr vorstellbar, welchen Wert die kleinen Gewürzkörner einst hatten, bevor die Globalisierung in den Alltag einkehrte und er wie so vieles für jeden Haushalt verfügbar und erschwinglich wurde. 200.000 Tonnen werden davon pro Jahr auf der Welt verarbeitet. Das entspricht einem Wert von 300 bis 600 Millionen Dollar.

Und? Liegt der Hase nun dort im Pfeffer, wo dieser wächst? Schließlich gibt es sogar in Indien Hasen, vor allem die durch einen schwarzen Nacken charakterisierten. Ist dieser möglicherweise des Öfteren auf den Pfefferplantagen zu finden, weil es dort unten nichts anderes zu fressen gibt? Quatsch! Gräser und Staudengewächse gibt es in seinem Lebensraum genug, und von denen ernährt er sich auch. Somit muss ich die interessierten Leserinnen und Leser leider enttäuschen: Mit Indien hat das Sprichwort nichts zu tun.

Aber halt! Bitte gehen Sie jetzt nicht dahin, wo der Pfeffer wächst. Des Rätsels Lösung wird noch kommen. Ihre Geduld wird sich lohnen, das verspreche ich Ihnen!

Pfefferpflanzen und Pfefferbäume - verschiedene Gattungen

Bei dem so genannten Echten Pfeffer, der am meisten bekannt ist, handelt es sich um eine Kletterpflanze, die sich an sich in der freien Natur bis zu 10 Meter an Bäumen hochrankt. Im Anbau lässt man sie meist 3 bis 4 Meter hoch wachsen. Auf diese Pflanze gehen der grüne, weiße, rote und der klassische schwarze Pfeffer zurück. Die verschiedenen Farben nimmt er jeweils in unterschiedlichen Verarbeitungsstadien an. In dem Video weiter unten wird dies noch näher erklärt.

Die Pfefferkörner sind die reifen Früchte dieser Pflanzen. Sie hängen zu 50 bis 150 Stück in durchschnittlich 10 Zentimeter langen Ähren. 8 bis 9 Monate dauert die Reifung. Jede Pfefferpflanze kann insgesamt zwei Mal jährlich geerntet werden, und das 30 Jahre lang.

Pfeffer ist nicht nur ein tolles Gewürz, sondern auch gesund. Schon Hippokrates wusste die gesundheitliche Wirkung von Pfeffer zu schätzen. Als Heilpflanze wird schwarzer Pfeffer heute zwar nur noch selten genutzt. Dass er den Appetit anregt (zumindest, so lange man es mit ihm nicht übertreibt) und die Verdauung fördern kann, könnte der eine oder andere hingegen schon einmal bemerkt haben. Diese Wirkung rührt daher, dass durch seinen auf die enthaltenen Säureamine zurückzuführenden scharfen Geschmack die Wärme- und Schmerzrezeptoren angeregt werden. In der Folge produziert der Körper mehr Speichel, Magensaft und Verdauungsenzyme.

Nahrhaft sind diese Gewürzkügelchen ebenfalls. Schauen wir uns einmal die Nährwerte des Pfeffers an. Pfeffer ist reich an Kalium, Kalzium, Magnesium, Phosphor und enthält Linolensäure (eine ungesättigte Fettsäure). Sogar kleine Mengen einiger B-Vitamine sind enthalten. Die vollständigen Nährwerte entnehmen Sie bitte einer der zahlreichen Nährwerttabellen im Internet.

Zu unterscheiden ist Echter Pfeffer vom rosa Pfeffer. Dieser gehört nicht zur Familie der Pfeffergewächse, sondern zu den Sumachgewächsen in der Ordnung der Seifenbaumartigen. Analog zu seiner Herkunft wird er auch Brasilianischer Pfefferbaum genannt.

Auch der Szechuanpfeffer, mit dem vor allem asiatische Speisen verfeinert werden, hat nichts mit den erstgenannten Pfeffersorten zu tun. Der Strauch, auf dem er wächst, weist leicht rautenförmige Blätter auf. Daher nennt man diese Gattung auch Rautengewächse.

Weißer, grüner, roter, schwarzer Pfeffer - Dieses Video erklärt den Ursprung der Pfeffersorten.

Hase in Pfeffersoße - eine kulinarische Spezialität seit dem Mittelalter

Wenn der Hase also weder in Südostasien noch in Brasilien im Pfeffer liegt, wo dann? Die Antwort will ich Ihnen nicht schuldig bleiben: Auf dem Teller! Beziehungsweise vorher bei der Zubereitung im Topf oder der Pfanne auf dem Küchenherd!

Gut, damals dürfte das Essgeschirr noch aus Ton oder Stein gewesen sein. Und die Varianten der Rezepte für Hasenpfeffer sind im Laufe der Zeit mehr geworden. Das Grundprinzip, auf welches auch das Sprichwort zurückgeht, ist jedoch seit dem 13. Jahrhundert ähnlich geblieben: Man zerteile einen toten Hasen und koche sein Fleisch in einer eigens angerührten Brühe mit Pfeffer.

In der niederländischen Version der Redewendung wird sogar diese Soße explizit erwähnt: "Daar ligt de haas in het zout." Und auch im Sprachgebrauch der Franzosen ist dieses Bild gebräuchlich. Bei ihnen heißt es: "C'est là où gît le lièvre."

Laut dem Berliner Fremdenblatt, einer damaligen Zeitung, von 1866 könnte zumindest eine Bedeutung des Sprichwortes auch auf die Zubereitung von Hasenklein zurückzuführen sein. Bei Hasenklein wurde das Tier so klein zerteilt, das er kaum noch mit bloßem Auge unter den anderen Zutaten auszumachen war.

Zitat: "In einigen Gegenden Norddeutschlands wird das Hasenklein mit vielem Gewürz und Pfeffer bereitet, es kommen dazu allerlei Zuthaten, sodass das eigentliche Klein (sowie im Fricassée das Hühnerfleisch) mitunter schwer zu finden ist. Wir nehmen nun an, dass sich daraus die Redensart: Da liegt der Hase im Pfeffer, gebildet hat für gewisse Knotenpunkte, die schwer aufzufinden oder zu lösen sind." (Quelle: Gesellschaft für deutsche Sprache)

Der tatsächliche Hase ist in diesem Zustand nicht mehr zu retten. Sein Schicksal ist besiegelt. Daher rührt die negative Bedeutung in der ursprünglichen Verwendung dieser Phrase. Ruft man hingegen heutzutage aus: "Ach, DA liegt der Hase im Pfeffer / Hund begraben!", will man den Sachverhalt betonen, zu dem man die Feststellung gemacht hat. Es IST nun einmal so, wie es ist. Der Hase liegt im Pfeffer, an dieser Tatsache ist nichts zu rütteln.

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Pfeffer und Salz

Aber wieso liegt der Hase im Pfeffer und nicht das Kaninchen?

Zunächst einmal gibt es ein paar wesentliche Unterschiede zwischen Hasen und Kaninchen.

  1. Die Ohren (Löffel) sind bei Hasen deutlich länger als bei Kaninchen.
  2. Erstere haben kräftigere Hinterbeine, damit sie besser hüpfen können.
  3. Das kommt den Hasen auch zugute, da sie sich auf dem freien Feld aufhalten und daher oft schnell vor Feinden flüchten müssen. Kaninchen leben in ihren Erdbauten sicherer.
  4. Während Hasen mit Fell und geöffneten Augen das Licht der Welt erblicken und das Nest kurz nach der Geburt verlassen, werden Kaninchen nackt und blind geboren und sind daher Nesthocker.
  5. Manche Kaninchenarten leben in Gemeinschaften; Hasen sind immer Einzelgänger.

Warum aber ausgerechnet der Hase für die Redewendung herangezogen wurde, mag einen einfachen Grund haben: Die meisten Menschen finden Kaninchen niedlich. Nicht nur in der heutigen Zeit hält man sie sich gerne als Haustiere - Kaninchen wurden bereits vor 1500 Jahren erstmalig in Frankreich domestiziert. Sicher, es ist nicht auszuschließen, dass in Zeiten der Not früher der Hunger mächtiger war als der Knuffeligkeitsfaktor. So lange man allerdings noch die Wahl hat, was man isst, denke ich, sind die Hemmungen, die "süüüüüüßen" Kaninchen zu essen, ungleich größer als bei dem draußen lebenden, wilden Hasen. Schließlich würde man zumindest in unseren europäischen Breitengraden ja auch nicht seinen Hund oder seine Katze verspeisen. Das sind Familienmitglieder.

Oder was meinen Sie, warum es den Hasen in dem Sprichwort getroffen hat?

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