Nebengelenktiere

Riesenfaultier Modell (Bild: brandnewday / Pixabay)

Zahnarme (Edentata) oder Nebengelenktiere (Xenarthra ) - ein alter und ein neuer Name-

Die sogenannten "Zahnarmen", die in Süd- und Mittelamerika beheimatet sind, tragen trotz ihrer Bezeichnung "Zahnarme" fast alle, bis auf den Ameisenbären, Zähne. Sogar viele, nämlich bis an 100 schmelz- und wurzellose Zähne. In Brasilien gab es Zahnarme von Nashorngröße, heute gibt es nur mehr Exemplare von der Größe eines Wolfes. Heute weiß man, dass das Merkmal der Zahnarmut, bis hin zur völligen Zahnlosigkeit, kein Zeichen einer Verwandtschaft darstellt.

Dieses Merkmal hat sich vielmehr in mehreren Gruppen aufgrund ähnlicher Ernährungsweise unabhängig voneinander entwickelt; man spricht dabei in der Biologie von *Konvergenz

Was hat es mit dem Nebengelenk auf sich?

Man redet heute nicht mehr von der Ordnung der Zahnarmen, sondern von dem eindeutigen Verwandtschaftsmerkmal, dem Nebengelenk. Als Nebengelenke bezeichnet man anatomische Strukturen, deren Funktion es ist, die Beweglichkeit eines Hauptgelenks zu vergrößern. In diesem Falle sieht das so aus:

  • Alle Arten der Xenarthra besitzen sog. Nebengelenke (Xenarthrales), das sind zusätzliche Wirbel-Gelenke an den letzten Brustwirbeln und den Lendenwirbeln.
  • Weitere charakteristische Kennzeichen sind die vollkommene Verknöcherung der Brust-Rippen und ihre gelenkige Verankerung am Brustbein.
  • Beim Beckengürtel sind alle Knochen miteinander und mit den vorderen Schwanzwirbeln, sowie dem Kreuzbein verwachsen.
  • Das gemeinsame Vorhandensein des Nebengelenks führte dazu, dass man sich heute für den Namen "Nebengelenktiere" entschieden hat.

A, Seitenansicht des zwölften und dreizehnten Brustwirbels. B, Rückseite des zweiten Lendenwirbels. C, Vorderansicht des dritten Lendenwirbels, Abb. Wikipedia 

*Die Entwicklung von analogen Merkmalen bei nicht näher verwandten Arten wird in der Biologie als konvergente Evolution, auch konvergente Entwicklung oder Parallelevolution oder kurz als Konvergenz bezeichnet.

 

Wo genau gehören die Nebengelenktiere dazu?

Die *Systematik der Nebengelenktiere (Xenarthra)

untersteht derzeit verschiedenen Interpretationen. Fest steht, dass sie zu den Säugetieren gehören und zwar zu den Eutheria.

Deshalb sind hier der Einfachheit halber nur die zwei Unterteilungen (Ordnungen/Unterordnungen?) mit den drei vertetenen Familien angeführt.

Ungepanzerte Nebengelenker oder Zahnarme (Pilosa)

Gepanzerte Nebengelenker (Cingulata)

*Falls sich die Einteilung nicht bereits wieder geändert hat. Da kann man kaum Schritt halten damit.

Wo gibt es diese Nebengelenktiere?

Die heutige Verbreitung erstreckt sich von Nordamerika (Kansas, Missouri) über Mittelamerika nach Südamerika (bis Patagonien) aus, wobei die Gürteltiere am weitesten nach Norden vorstoßen.

  • Man nimmt derzeit an, dass sich die Nebengelenktiere entweder in Afrika oder im Bereich der Bruchlinien des späteren Südamerika und Antarktika bildeten. Fossile Funde, sowie neue Erkenntnisse durch Genanalysen geben derzeit noch mehreren Theorien Platz.
Ameisenbär
Ameisenbär

Ameisenbär (Bild: Hans / Pixabay)

Familie Ameisenbären (Myrmecophagidae)

In den tropischen Grasländern wimmelt es nur so von Ameisen. Kein Wunder, dass sich etliche Tiere ausschließlich von ihnen ernähren. Die bekannteste Art ist der Ameisenbär. In dieser Familie selbst gibt es vier Arten: den großen Ameisenbär, den Zwergameisenbär und zwei Arten Tamanduas, die auch manchmal "kleiner Ameisenbär" genannt werden. Die vier Ameisenbärenarten leben alle in Süd- und Mittelamerika.

Der große Ameisenbär bewohnt die Ebenen, die anderen sind bevorzugt Waldbewohner. Ihre Lebensart reicht von tag- bis nachtaktiv. Alle Ameisenbären sind wirklich vollkommen zahnlos. Ihre Nahrung nehmen sie durch das Röhrenmaul mittels der klebrigen Zunge auf. Mit den Krallen der Vorderfüße können sie Termiten- oder Ameisenbauten aufreißen. Sie zerstören aber niemals einen ganzen Bau, sondern begnügen sich mit kleinen Teilstücken. Ihr dichtes Fell schützt sie vor den Ameisenbissen. Ihr Junges tragen sie unmittelbar nach der Geburt monatelang mit sich. Sie sind, wie alle anderen Nebengelenktiere auch, Einzelgänger.

Familie Ameisenbär stellt sich vor:

  • Großer Ameisenbär (Myrmecophaga tridactyla)
  • Zwergameisenbär (Cyclopes didactylus)
  • Tamanduas: Nördlicher Tamandua (Tamandua mexicana)
  • Südlicher Tamandua (Tamandua tetradactyla).

Hier können Sie weiterlesen über Ameisenbären.

Faultier

Familie Faultiere (Bradypodidae)

Faultiere, Folivora, auch Tardigrada oder Phyllophaga, deren deutscher Name wirklich daher rührt, dass sie sich nur äußerst sparsam bewegen, sind Baumbewohner. Folivora gebildet aus lat. folium =Blatt und vorare =verschlingen.

Der Begriff "Abhängen" muss auf sie zurück zu führen sein. Sie hängen den Großteil des Tages mit dem Rücken nach unten, die vier Gliedmaßen eng beieinander, den Kopf gegen die Brust gedrückt, stundenlang von den Bäumen.

Familie Faultier stellt sich vor:

Es gibt Zweizehen- und Dreizehenfaultiere. Die unterschiedliche Anzahl an Zehen betrifft die Vorderfüße, die Hinterfüße haben alle drei Zehen. Die Annahme jedoch, dass Faultiere einen Nackenwirbel mehr als andere Säuger hätten, stellte sich als falsch heraus.

Das dichte Fell verläuft entgegen der normalen Strichrichtung, vom Bauch zum Rücken hin, damit die Feuchtigkeit gut ab rinnt. In der Dämmerung beginnt das Faultier gemütlich am Baume hängend zu fressen. Durch die überlangen Unterarme holen sie sich ihr Futter in Maul-Reichweite ohne sich vom Platz zu bewegen. Es hangelt sich im Schneckentempo von Ast zu Ast, isst Früchte und junge Triebe. Seine Verdauung ist wegen des hohen Zellulose-Anteils extrem langsam, bis zu einem Monat kann es dauern, bis die Nahrung zersetzt ist. Wie die Wiederkäuer haben sie einen mehrfach unterteilten Magen. Faultiere werfen nur ein Junges, das sich sofort an der Bauchseite um den Hals der Mutter hängt und von ihr überall mit geschleppt wird. Die Lebenserwartung liegt bei 20 bis 30 Jahren.

  • Das "Unau" (Zweizehenfaultier) Choloepus didactylus aus dem nördlichen Südamerika wird etwa 65 cm lang.
  • Das "Ai" (Dreizehenfaultier) Bradypus tridactylus aus Brasilien wird circa 60 cm lang. Sein Fell ist rötlich, das des Unau olivgrau und dunkler.

Hier geht es weiter zu umfassenden Fakten zu den Faultieren.

 

Gürteltier

Familie Gürteltiere (Dasypodidae)

Gürteltiere wirken relativ plump, sie haben einen lang gestreckten Kopf und große Ohren. Der Schwanz ist lang und kräftig. Ihre Beine sind kurz und mit kräftigen Klauen bewehrt. Typisch ist für das Gürteltier der hornartige Panzer an Kopf und Rücken. Er ist aus gürtelähnlichen Streifen (Namensherkunft) zusammen gesetzt und über Hautfalten gelenkig verbunden. Die einzelnen Reihen bestehen aus vier- oder sechseckigen Platten.

Insgesamt gibt es 20 Gürteltierarten, die in verschiedenen Lebensräumen von Nord- und Südamerika vorkommen.

Gürteltiere sind Einzelgänger. Sie graben sich Erdgänge, die weit verzweigt sind. Diese Bauten befinden sich praktischerweise meist in Nähe eines Ameisen- oder Termitenbaus. Sie fressen aber neben Ameisen noch Spinnentiere, kleine Wirbeltiere und Früchte. Sie können sich bei drohender Gefahr blitzschnell in den Boden vergraben oder zu einer nicht zu knackenden Kugel eng zusammen rollen.

Gürteltiere bringen zwei bis vier Junge zur Welt. Die Größe der Gürteltiere variiert, das Riesengürteltier wird bis zu einem Meter lang, der Schwanz von 60 cm kommt noch hinzu. Das Kleinste, die unterirdisch lebende Gürtelmulle, ist höchstens hamstergroß, das Kugelgürteltier etwa 40 cm lang.

Hier gibt es noch mehr Informationen zu der Familie der Gürteltiere.

Das Schuppentier (Manida), das in Afrika und Südostasien lebt, hat zwar äußere Ähnlichkeit mit dem Gürteltier, ist ebenfalls zahnlos, gehört aber zur Ordnung Pholidota.

 

Quellen

  • e.enyclopedia animal, Dorling Kindersley, London 2005
  • Unbekannte Tierwelt, Weltbild, 1997 Augsburg
  • Mein Bildlexikon Tiere, Weldon Owen; Xenos Verlag, 2013 Hamburg
  • Das A und O im Zoo, Sheridan; Schüling Verlag, 2011 Münster
Adele_Sansone, am 23.08.2015
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Bildquelle:
jens kuu / Flickr (Eierlegende Säugetiere - gibt es die wirklich?)

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