Vorbildliche Steinzeit

Arme Mammuts!

10.000 B.C. - blu-ray-CoverVor ziemlich genau 14.000 Jahren war die Steinzeitwelt noch in Ordnung. Man schlief zusammen in kuscheligen Höhlen, teilte das Essen sozial gerecht auf und übte sich in Konsumverzicht.

 

Nur einmal im Jahr kam etwas Leben in die öde Bude. An diesem ganz besonderen Tag versammelten sich die männlichen Stammesmitglieder zur Jagd auf die Mammuts, die von ihrem Urlaub zurückkehren. Auch dieses Jahr wieder bietet sich die Gelegenheit, als mutiger Jäger verehrt und von den Mädels bewundert zu werden.

 

D'leh (Steven Strait) erhofft sich von der Jagd, die hübsche Evolet (Camilla Belle) beeindrucken zu können. Ausgerechnet den Leitbullen der Mammut-Herde sucht sich der Jungspund aus. Verständlicherweise hält das riesige Tier nicht viel von seiner Ausrottung und erwehrt sich seines Fells. Dank einer enormen Portion Glück gelingt es D'Leh dennoch, dem Mammut die Lebenslichter auszublasen. Über seinen Triumph kann sich der junge Mann nicht allzu sehr freuen, weiß er doch, auf welche Weise er zustande kam.

 

Aber schon bald erhält er Gelegenheit, sich als realer Held auszuzeichnen. Die "vierbeinigen Dämonen" überfallen das Dorf und entführen die meisten Steinzeitmenschen, darunter auch Evolet. Jetzt kann D'Leh beweisen, was in ihm steckt! Allerdings ist die Reise mit großen Gefahren verbunden: Säbelzahntiger und anderes ungemütliches Getier lauern den Menschen auf …

Trailer "10.000 B.C."

10.000 B.C.

Neandertaler Käse

Vier Jahre lang ließ sich Roland Emmerich nach dem Endzeitspektakel "The Day After Tomorrow" für sein Nachfolgewerk Zeit. Er sollte kürzere Pausen einlegen, denn "10.000 B.C." wurde sein wohl miesester Film überhaupt. Dabei enthält das Fantasy-Spektakel doch alle klassischen Elemente eines Emmerich-Elaborats: Edle Helden, fiese Schurken, Pyramiden und seltsame Mystik. Nur: Was hilft es, wenn sich die Story als lächerlicher Neandertaler Käse entpuppt?

 

Das Drehbuch als bizarr einzustufen, würde ihm schmeicheln. Selbst eingedenk künstlerischer Freiheiten mammutet der Blockbuster abstrus an. Denn wo genau sich die Schauplätze befinden, wird nie schlüssig erklärt. Da werden Steinzeitmenschen aus dem eiszeitlichen Europa über Berge verschleppt, die unmittelbar an einen Dschungel anschließen, hinter dem sich offenbar Ägypten befindet. Im Vergleich dazu erscheint die Fauna fast schon plausibel. Säbelzahntiger und Mammuts waren tatsächlich Zeitgenossen unserer Vorfahren, auch wenn sich die riesigen Elefanten in Ägypten nicht allzu wohl gefühlt hätten. Über die in Europa weder örtlich, noch zeitlich passenden Terrorvögel wollen wir erst gar nicht sprechen.

 

 

Mix aus "Stargate" und "Familie Feuerstein"

Einige Storyelemente kommen einem doch merkwürdig vertraut vor. Etwa die Pyramiden als Bauwerk böser Mächte. Im Fall von "10.000 B.C.": "Vierbeinigen Dämonen", die nichts anderes als in Fell gehüllte Sklaventreiber auf Pferden darstellen und die an ungleich größere Mammuts gewöhnten Zeitgenossen von Fred Feuerstein offenbar zu Tode erschrecken. Sogar für einen Schuss Äsop hat es gereicht, wenn der tapfere D'Leh einem Säbelzahntiger das Leben rettet. Und, ja: Diese Szene ist genauso absurd, wie sie sich liest.

 

Gleich in seinem ersten Blockbuster "Stargate" schildert Emmerich die Revolution einer nur scheinbar primitiven Zivilisation gegen eine technologisch hochstehende Kultur, die natürlich jegliche Menschlichkeit verloren hat. Denn: Technik gilt ausgerechnet in der Traumfabrik Hollywood als unanständig und verdorben. Vielleicht fielen deshalb die CGI-Animationen des Riesen-Stubentigers dermaßen schwach aus und reflektieren keinesfalls den Stand der aktuellen Technik.

 

 

"10.000 B.C.": Uninspirierte Routinearbeit

Im Grunde stellt "10.000 B.C." nicht mehr als eine Routinearbeit des oft als "deutscher Spielberg" bezeichneten Schwaben dar. Inszenatorisch ist das alles dermaßen rührend brav aufbereitet, dass man den Eindruck eines Debütwerks gewinnt. Dabei ist Emmerich seit rund zwei Jahrzehnten im Geschäft und produzierte immerhin gefällige Kracher wie "Independence Day" oder "2012". Mit "10.000 B.C." konnte er aber die Kritiker nicht für sich gewinnen und erntete verdientermaßen Hohn und Spott.

 

Steinzeitmenschen mit strahlend weißen Zähnen und hübschen Rastazöpfchen, die trotz des eisigen Winters sonnengebräunt sind und zwar kein Wort für "Schnee", aber für "Leitbulle" kennen. Nicht, dass dies ins Gewicht fiele und sich die Darsteller Mühe gegeben hätten, sich ihr Gehalt redlich zu verdienen. Aber wenn die Story dermaßen langweilig vor sich dahindümpelt, muss sich der bedauernswerte Zuschauer auf andere Weise ablenken, und sei es das Beobachten von offensichtlichen Absurditäten. Apropos: Als besonders einfallsreich kann man es nicht bezeichnen, das deutsche Wort "Held" einfach umzudrehen, um dem Protagonisten einen Namen zu verleihen. Zugegebenermaßen wäre H'ciremme ein zu komplexer Name gewesen.

 

Fazit: Im an cineastischen Gurken überreichen Jahr 2008 stacht "10.000 B.C." trotz harter Konkurrenz heraus. Was hat sich Emmerich wohl bei der Produktion dieses Streifens gedacht? Vielleicht lautet die Antwort ganz simpel: Nichts!

Originaltitel: 10,000 BC

Regie: Roland Emmerich

Produktionsland und –jahr: USA, 2008

Filmlänge: 109 Minuten

Kinostart in Deutschland: 26. Februar 2008

FSK: Freigegeben ab 12 Jahren

Verleih: Warner Home Video

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