40 Jahre Galerie Max Hetzler: Remember Everything. Rezension
Die internationale Kunstgalerie, 1974 in Stuttgart gegründet, präsentiert eine Gruppenschau mit jenen Künstlern, die bis heute von Max Hetzler vertreten werden.Jeff Koons, Albert Oehlen (Hintergrund) (Bild: © Courtesy Galerie Max Hetzler)
Baum und Blumen
Direkt dahinter hängt ein Werk von Albert Oehlen (ohne Titel), das im Vergleich zu seinen früheren dynamischen, expressiven Arbeiten geradezu minimalistisch wirkt. Es ist ein Baum mit bizarrem Wurzelgeflecht, mit kahlen Ästen und Verästelungen vor einem roten Hintergrund. Zwei Leuchtpunkte konterkarieren die wilden Vergabelungen. Die soliden Konturen der Wirklichkeit werden teilweise aufgelöst, die Einbildungskraft bricht sich Bahn. Wer eine aufgekratzte Vorstellungskraft besitzt, mag an ein dunkles Fabelwesen denken, das an den letzten Albtraum erinnert. Der öffentlichkeitsscheue Glenn Brown hingegen zeigt einen verfremdeten Blumenstrauß, der wie ein erigiertes Glied aussieht, das auf einen Sockel gestülpt wurde, und von den Farben lebt. Und sein Bild Abstract Composition No.1 hat einen verwirrenden Titel, denn wir sehen einen verzerrten Realismus, fast ganz in Grün gehalten.
Ernesto Neto, Beatriz Milhazes (Hintergrund) (Bild: © Courtesy Galerie Max Hetzler)
Kleine Geschichten werden erzählt
Es ist dies eine Bestandsaufnahme der aktuellen Gegenwartskunst mit allen möglichen Stilrichtungen. Dass dabei nicht jeder Geschmack angesprochen wird, versteht sich von selbst. Es sind die Schwingungen des kreativen Geistes, auf den man sich einlassen muss. Namensgeber der Jubiläumsfeier ist übrigens Darron Almond, der zwei Metallschilder mit der Aufschrift Remember und Eyerything geschaffen hat (Told and Untold). Erzählt wird aber eine ganze Menge, Geschichten werden entspinnt, und das Unerzählte muss man sich hinzudenken. Besonders blumig wird es bei Ernesto Netos hand play mind: Ineinandergreifende Blumen aus 30 Millimeter Kortenstahl, aussehend wie gewaltige Zahnräder, die vom Raum Besitz ergreifen. Marepe indes liefert ein Fahrrad mit Wurmfortsatz, bestehend aus Zusatzrädern, gleich falsch angebrachten Stützrädern. Schuhfetischisten werden bei Marepe auch noch bedient, er zeigt Schuhe in unterschiedlichen Größen, von klein bis mindestens Frauengröße. Dahinter eine Art Klumpfuß-Skulptur von Toby Ziegler, ein extrem fleischiger Fuß mit groben Extremitäten.
Zelebrieren im Innern
Eine Leinwand-Arbeit von Richard Philipps – eine liegende Frau im Bikini am Strand – sieht aus wie eine Fotographie. Ganz anders Christopher Wool, der wohl dem abstrakten Expressionismus verpflichtet ist und mit seinem unbetitelten Werk an Emil Schumacher erinnert. Schumacher weitergedacht und weiterentwickelt, mit einem magisch aufglühenden Rot. Heftig geht es auch zu bei Thomas Struth, der einerseits eine Operation simuliert und andererseits den Mächten der Finsternis Einzug gewährt (Ride, Anaheim, California). Elemente des Orphismus präferiert anscheinend Beatriz Milhazes (Bye Bye Love) und bei Ives Oppenheim wird es äußerst farbenfroh, wild und poppig. Es sind noch einige bekannte Künstler dabei, etwa Günter Förg, Darron Almond und André Butzer. Wenn man auch nicht mitfeiern kann, so kann man die Jubiläumsausstellung wenigstens im Innern zelebrieren.
Remember Everything
Oudenarder Straße 16-20, 13347 Berlin
10.11.- 21.12. 2013
Installation (Bild: © Courtesy Galerie Max Hetzler)
Bildquelle:
Florian Busch
(Der Bikini feiert 75. Geburtstag)
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(Am lila Faden - Quadriennale 2014 in Düsseldorf)