6 Tipps, um das Sockenstricken zu perfektionieren

Auch wenn man schon eine geübte Strickerin ist, gibt es gerade beim Stricken von Socken ein paar "Fallstricke", die am Ende zu unbefriedigenden Ergebnissen führen können. 

Daher sollen im Folgenden ein paar Tipps und Hinweise gegeben werden, um die eine oder andere Schwachstelle zu umgehen. Ausdrücklich ist hier keine Anleitung für Anfänger vorgesehen, sondern der Beitrag richtet sich an alle, die sich schon einmal am Sockenstricken versucht haben.

Fangen wir am besten ganz vorne an und arbeiten uns bis zur Spitze vor.

1) Die richtige Sockengröße ermitteln

Socken, die nicht richtig passen und sitzen, werden nicht gern getragen. Strickt man für sich selber oder für Familienmitglieder, kennt man die Sockengröße und kann auch während des Strickens immer wieder anprobieren (lassen), um die richtigen Punkte für Ferse, Spitzenabnahme oder die Fußlänge festzulegen.

Schwieriger wird es, wenn nur die Schuhgröße bekannt ist, weil vielleicht für die beste Freundin als Geburtstagsüberraschung ein Paar schöne warme Wollsocken gestrickt werden soll.

Dazu gibt es eine recht einfache Formel, wie sich aus der Schuhgröße die Sockengröße ermitteln lässt, und zwar ist damit die Fußlänge von der Ferse bis zur Spitze gemeint.

Die Schuhgröße wird geteilt durch 3 und anschließend mit 2 multipliziert.

Beispiel Größe 37:

37:3 = 12,3

x 2 = 24,6, abgerundet 24,5 cm.

Das heißt, von der Ferse bis zur Spitze gemessen haben Socken, die jemandem mit Schuhgröße 37 passen sollen, eine Länge von 24,5 cm.

Hier noch ein Netzfundstück: Sockenlineal von Michamade mit einer genialen Anleitung für ein selbstgemachtes Sockenlineal, mit dem man außerdem alle Maße und Zahlen auf einen Blick parat hat.

 

2) Zu engen Rand vermeiden

Klar, wir stricken das Bündchen in 2re 2li oder 1re 1li, es soll ja elastisch sein und verhindern, dass die Socken rutschen. Aber wie ärgerlich, wenn man sich beim Maschenanschlag Mühe gibt und versucht, einen lockeren Anschlag zu arbeiten, aber am Ende feststellen muss, dass das Bündchen zwar schön dehnbar ist, der Rand jedoch wegen der zu festen Anschlagmaschen eng und unelastisch geworden ist.

Kein Problem, Abhilfe ist möglich! Es gibt Maschenanschlagtechniken, die einen unglaublich dehnbaren Rand erzeugen, durch den später auch kräftigere Beine und Füße noch hindurchpassen.

 

Hat man das ein-, zweimal ausprobiert, ist es genauso einfach und ruckzuck fertig wie der herkömmliche Kreuzanschlag. Ideal auch z.B. für Mützen oder Ärmelbündchen.

Am besten finde ich es in dieser Anleitung von Maschenmarie erklärt: elastischer Maschenanschlag 

Es ist persönlicher Geschmack, ob man das Bündchen in 1re 1li strickt oder 2 re 2 li (oder eine andere Variante). Es kommt mir aber so vor, als ob die schmale Version, also 1 re 1 li das am besten sitzende Bündchen ergibt. Es sieht auch etwas feiner und nicht so "grobstollig" aus, aber das ist, wie gesagt, Geschmackssache und muss auch zum Gesamtbild passen.

3) Problemfall Ferse? Gute Passform ist das A und O!

Was das Stricken der Ferse angeht, hat wahrscheinlich jede Strickerin ihr eigenes bewährtes System.

Beliebt ist die Käppchenferse, aber daneben gibt es noch einige andere Varianten, wie die Herzchenferse, die Fächerferse und so weiter.

 

die Bumerangferse mit Shadow-Wraps

Die wesentlich beste Passform hat nach Ansicht vieler Strickerinnen aber die Bumerang- oder Jojo-Ferse oder auch Rundferse genannt. Hier werden Maschen verdoppelt und Reihen verkürzt, und das Ganze dann wieder retour, daher der Name Bumerang oder auch Jojo. Die Bumerangferse ist schön rund und schmiegt sich wunderbar an den Fuß. Sie sitzt und passt eigentlich immer und sieht auch noch gut aus. Diese Fersenform kommt der von industriell hergestellten Socken am nächsten. Sie ist leicht und schnell zu arbeiten, wenn man das Prinzip einmal verstanden hat, was wirklich nicht schwierig ist.

 

Die Bumerangferse wird meist mit Doppelmaschen oder Wickelmaschen gearbeitet, wobei es aber leicht passieren kann, dass kleine Löcher entstehen, wenn man den Faden nicht fest genug anzieht. Besser sind daher die sogenannten Shadow-Wraps, ebenfalls eine Art Doppelmaschen, die aber aus der vorhergehenden Masche herausgestrickt werden. 

Klingt kompliziert? Ist es aber nicht! Eine gute Anleitung liefert dieses Video von Sonne: Bumerangferse

4) Nochmal die Ferse: jetzt ohne Löcher

Trotz aller Sorgfalt passiert es fast immer, dass an beiden Enden der Doppelmaschenreihen kleine Löcher entstehen, die man beim Stricken gar nicht mal so bemerkt, aber umso mehr, wenn die Socken fertig sind. Das sieht nicht schön aus und stört sehr.

Da gibt es ein paar Tricks, wie man das vermeiden kann.

Entweder: Wenn die erste Doppelmaschenreihe fertig ist und einmal rechts abgestrickt wird, nimmt man nach der letzten abgestrickten Doppelmasche von Nadel 1 (das ist die Nadel, die links vom Anfangsfaden liegt) und vor der ersten Doppelmasche von Nadel 4 ( die Nadel rechts vom Anfangsfaden) jeweils 2 neue Maschen aus dem Querfaden auf. Diese zusätzlichen Maschen werden hinterher wieder abgenommen. Die jeweils erste aufgenommene Masche vor der Doppelmasche strickt man rechts verschränkt ab, die zweite wird normal abgestrickt.

Oder: Man hebt zu Beginn der Doppelmaschenreihe jeweils 2 Maschen von Nadel 2 und Nadel 3 auf Nadel 1 und 4. Diese Maschen bleiben bei den Shadow-Wraps ungestrickt, werden aber bei den beiden Zwischenrunden normal mit abgestrickt und werden erst später wieder zurück auf die ursprünglichen Nadel gehoben, am besten sogar erst ca. 3-4 Runden nach Beendigung der Ferse.

Die besten Ergebnisse habe ich mit einer Kombination aus beiden Vorschlägen erzielt, da entstehen dann wirklich keine Löcher mehr.

links die hier beschriebene Spitze, rechts die herkömmliche Spitze

5) Auch Spitzen müssen sitzen

Meistens fertigt man eine Bandspitze. In vielen Anleitungen wird dabei bis zu den letzten 2 oder 3 verbleibenden Maschen gestrickt und dann der Faden durchgezogen. Das ergibt aber wirklich eine "spitze Spitze", und solche spitzen Füße hat kein Mensch.

 

Viel echter sehen Socken mit einer abgerundeten Spitze aus. Diese passt sich dem Fuß auch viel besser an. Dazu strickt man die Bandspitze, bis auf jeder Nadel noch 5 Maschen übrig sind sowie noch eine halbe Reihe, so dass der Arbeitsfaden rechts oder links außen liegt.

Nun wird die Socke umgekrempelt. Dazu zieht man das Bündchen oben durch die 4 Nadeln. Ist ein bißchen frickelig, aber es geht.

Nun die Nadeln so ausrichten, dass die Sockenspitze so zu liegen kommt, wie sie sein soll, also die Ränder nach außen.

Dann von je 2 Nadeln die 5 Maschen auf die beiden anderen Nadeln heben. Aufpassen, dass sich nichts verdreht und die Ränder wieder außen liegen.

Nun locker abketten, dabei durch die beiden parallel liegenden Maschen einstechen, also von 2 Nadeln gleichzeitig abstricken. Hier muss man wirklich aufpassen, dass man immer beide Maschen erwischt. Fällt hier eine Masche, wird das Aufheben recht kniffelig. Macht man das zum ersten Mal, empfiehlt es sich sogar, dabei an einem Tisch zu sitzen und nicht "freihändig" im Sessel arbeitend. Am Ende den Faden abschneiden und fertig. 

 

Nun könnte man einwenden, dass dadurch ja eine Naht entstanden ist an der Spitze, aber die ist so weich, die spürt man nicht. Ich trage solche Socken sogar in engen Hausschuhen oder Stiefeln, und da drückt nichts.

Um die Naht zu vermeiden, könnte man die 2x10 Maschen alternativ auch im Maschenstich zusammennähen, aber das erscheint vielen Strickerinnen (so auch mir) viel zu kompliziert.

6) Zu guter Letzt: das Maschenbild

Manchmal ist man unzufrieden mit dem Ergebnis, weil das Maschenbild ungleichmäßig aussieht. Besonders häufig passiert dies bei Verwendung von aufgeribbelter Wolle, aber manche Garne sind auch einfach "tricky" und ergeben ein ungleichmäßiges Maschenbild. Abhilfe schafft da eine kleine Wäsche, am besten von Hand, lauwarm und mit einem milden Wollwaschmittel. Halt so, wie man auch seine guten Pullover waschen würde. Ich persönlich schleudere meine Wollsachen (auch Kaschmirpullover) sogar, und das schon seit Jahr und Tag und immer auf höchster Stufe, auch wenn das nicht empfohlen wird. Aber ich habe die Erfahrung gemacht, dass es mit der Handtuch-Methode Ewigkeiten dauert, bis das Teil durchgetrocknet ist und die ganze Wohnung nach nasser Wolle riecht. Gut durchschleudern, dann kurz und kräftig ausschlagen. Danach ist das meiste Wasser raus, und nichts verfilzt, und das Strickstück ist locker und fluffig.

Wem das zu rabiat ist, der kann alternativ das fertige Strickstück mit dem Bügeleisen leicht unter einem feuchten Tuch dämpfen. 

Meistens hat sich das ungleichmäßige Maschenbild dann glattgezogen, wenn man nicht beim Stricken eklatante Fehler gemacht hat.

Und ein klein bißchen Unregelmäßigkeit schadet einem handgestrickten Teil auch gar nicht. Denn wir sind ja keine Maschinen, oder?

Eine Anmerkung zum Schluss:

An dieser Stelle einmal ein ganz herzliches Dankeschön an die zahlreichen Strickerinnen, die mit ihren Blogs und Videos so hilfreiche und kreative Tipps und Anleitungen geben. Ohne euch wäre das Hobby nur halb so schön. Und nicht zu vergessen die Hunderttausenden und Millionen von liebenswerten Schafen weltweit, die uns so treu und zuverlässig die wunderbarste Wolle liefern. Ihr seid die Besten!

 

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