The Alan Parsons Project: Titanen des Progressive Rock
Mit dem Debütalbum "Tales of Mystery and Imagination" wurden "The Alan Parsons Project" berühmt. Ihre Konzeptalben zählen zu den erfolgreichsten Progressive-Rock-Alben überhaupt."Tales of Mystery and Imagination"
Insgesamt zehn Alben spielten The Alan Parsons Project zwischen 1976 und 1987 ein, von denen bislang rund 45 Millionen Platten verkauft wurden. Bandgründer Alan Parsons hatte sich zuvor als Tontechniker der Beatles einen Namen gemacht und arbeitete nach dem Ende der Gruppe an den ersten Alben der McCartney-Band Wings mit.
Außerdem war er unter anderem am Pink-Floyd-Album "The Dark Side of the Moon" als Produzent tätig. Dass es sein eigener Name in die Annalen der Musikgeschichte schaffen würde, hätte er sich damals wohl kaum träumen lassen, schien ihm doch eine Karriere hinter den Kulissen beschieden.
Dies sollte sich durch die schicksalshafte Begegnung mit einem gewissen Eric Woolfson im Jahr 1974 ändern, der gleichsam als Produzent, aber auch als Songwriter tätig war. Nachdem Alan Parsons und Eric Woolfson festgestellt hatten, dass sie die morbiden Kurzgeschichten und Novellen eines Edgar Allen Poe liebten, war der Weg zum ersten gemeinsamen Album geebnet. "Tales of Mystery and Imagination" hießt das 1976 veröffentlichte Konzeptalbum, das einige der bekanntesten Kurzgeschichten Poes musikalisch interpretierte. Als Erzähler konnte kein Geringerer als Schauspieltitan Orson Welles gewonnen werden.
Eigentlich sollte der Gruppenname The Alan Parsons Project nur für dieses eine Album verwendet werden. Auf Grund des kommerziellen Erfolges von "Tales of Mystery and Imagination" blieben Parsons und Woolfson dem Namen aber treu und eine der erfolgreichsten Progressive-Rock-Formationen war geboren!
Alan Parsons Project entdecken Isaac Asimov - Zurück in die Zukunft!
I Robot
Anstatt das Erfolgskonzept von "Tales Of Mystery An Imagination" zu wiederholen, setzen Alan Parsons Project 1977 einen Kontrapunkt zu den klassischen Schauergeschichten Edgar Allen Poes. Mit ihrem zweiten Album "I Robot" wenden sie sich der Science Fiction zu. Der Albumtitel spielt auf den berühmten Erzählband des Science-Fiction-Autors Isaac Asimov an und etabliert insbesondere dank des Stückes "Genesis Ch" den Ruf der Band als Spezialisten für eingängige Instrumentalstücke. In Deutschland gelangt das Album bis auf Platz der Charts.
Überhaupt erfreuen sich The Alan Parsons Project gerade in Deutschland enormer Popularität, was angesichts von gleichfalls erfolgreichen Vertretern elektronischer Musik wie "Tangerine Dream" oder "Kraftwerk" nicht verwundert. Wie die meisten Alben von Alan Parsons Project, wurde auch dieses in den legendären Abbey Road Studios des britischen Plattenlabels EMI aufgenommen.
Pyramid
Bereits ein Jahr später erscheint "Pyramid", das thematisch - wenig verwunderlich - die ägyptischen Weltwunder aufgreift und mit "What Goes Up" einen der wohl besten Alan-Parsons-Titel aufweist. Gesungen von David Paton und Dean Ford, wirkt dieser Song wie eine manisch-depressive Achterbahnfahrt. Im Gegensatz hierzu wirkt das geradezu schnulzige "THe Eagle Will Rise Again" wie ein Fremdkörper.
Eve
1979 sollte das vielleicht umstrittenste Konzeptalbum von Alan Parsons Project folgen. "Eve" schildert gewissermaßen den Geschlechterkampf und spielt mit dem Titel auf die biblische Eva an. Ungewöhnlicherweise gibt es nur ein einziges Instrumentalstück auf dem Album, welches jedoch zum Markenzeichen der Band wurde: "Lucifer".
Ebenso ungewöhnlich für Alan Parsons Project sind Popsongs wie "Damned If I Do" oder "You Won't Be There". Von ihrem Status als Vertreter des Progressive Rock sollte sich die Band mit ihrem Album "Eve" zwar nicht verabschieden. Doch die Instrumental-Lastigkeit früherer Tage wird ad acta gelegt und die einstigen Kritikerlieblinge werden plötzlich dem Mainstream-Lager zugerechnet.
Alan Parsons Project erobern die Charts
Mit ihrem nächsten Album "The Turn of a Friendly Card" (1980) erforschen Alan Parsons Project die Höhen und Tiefen eines Glücksspielers. Mit "Games People Play" gelingt sogar ein Charterfolg, wobei sich aber das Titelstück "The Turn of a Friendly Card" als einer der bekanntesten Songs der Band etablieren sollte. Erstmals griff Eric Woolfson auch selbst zum Mikrophon: Das schwülstige Stück "Time" belegt aber hinreichend, dass er kein allzu begnadeter Sänger ist.
Chartstürmer "Eye in the Sky"
Den kommerziellen Höhepunkt erleben Alan Parsons Project mit ihrem 1982er-Album "Eye in the Sky". Das Album erobert die Spitze der deutschen Albumcharts und gelangt in den USA bis auf Platz 7. Herausragend ist der Erfolg des Titelstücks "Eye in the Sky", das sogar Platz 3 der US-Singlecharts erreicht, wobei es wiederum von Eric Woolfson selbst gesungen wird. Zentrales Thema des Albums ist das "Oculus Dei", das Auge Gottes, das buchstäblich alles sieht. Obwohl es nahe liegt, spielt der Titel nicht auf den gleichnamigen Roman von Philip K. Dick an, sondern ist eine Metapher für religiösen Wahn.
Insbesondere bei Sportveranstaltungen wird nach wie vor das Instrumentalstück "Sirius" gespielt.
Ähnlich erfolgreich wie "Eye in the Sky", eroberte "Ammonia Avenue" im George-Orwell-Jahr 1984 nicht nur die Spitze der deutschen Albumcharts, sondern wies mit "Don't Answer Me" einen weiteren Singlehit auf. Die Kritiker vermochte der nunmehr fast durchgängig poppige Grundton nicht mehr zu überzeugen.
Das Ende des Alan Parsons Project
Deutlich uninspirierter erscheint das Album "Vulture Culture" (1985), das zwar wiederum Platz 1 der deutschen Albumcharts erobert, dem jedoch der Biss und die Experimentierfreudigkeit der früheren Jahre von Alan Parsons Project fehlen.
Für viele Fans stellt das anschließende Album "Stereotomy" das schwächste Werk der Progressive-Rock-Titanen dar. Hatten Alan Parsons Project ihr kreatives Pulver bereits völlig verschossen?
Nicht ganz, wie das 1987 veröffentlichte Album "Gaudi" beweist. Dieses befasst sich mit dem berühmten Architekten Antoni Gaudi und sein Magnum Opus, die Sagrada Família in Barcelona. Hier laufen Alan Parsons Project noch einmal zur Höchstform auf. Insbesondere das wuchtige Einstiegsstück "La Sagrada Familia", gesungen von John Miles (bekannt für seinen Superhit "Music"), sorgt für Gänsehaut und ein weiteres Meisterstück aus der Feder von Parson/Woolfson.
Bedauerlicherweise sollte "Gaudi" das letzte Album von Alan Parson und Eric Woolfson bleiben. Nach dem Album "Freud", das zwar von Alan Parsons produziert wurde, aber nicht unter dem Bandnahmen von Alan Parsons Project erschien, sowie dem darauf basierenden Musical "Freudiana" trennten sich die Wege der beiden.
Alan Parson veröffentlichte unter seinem eigenen Namen noch die Studioalben "Try Anything Once", "On Air", "The Time Machine" (basierend auf dem Roman "Die Zeitmaschine" von H. G. Wells) sowie "A Valid Path", konnte damit aber weder kommerziell, noch kreativ an die Erfolge der 70er und 80er Jahre anknüpfen. Sein ehemaliger Partner Eric Woolfson starb am 2. Dezember 2009 im Alter von gerade einmal 64 Jahren, nachdem noch im selben Jahr das Album "The Alan Parsons Project That Never Was" mit einer Reihe bislang unveröffentlichter Songs aus seiner Feder erschienen war.
Bereits 2003 hatte er das Studioalbum "POE – More Tales Of Mystery And Imagination" veröffentlicht, das als Fortsetzung des ersten Alan-Parsons-Project-Albums "Tales Of Mystery And Imagination" verstanden werden wollte, dem Meisterwerk von 1976 aber erwartungsgemäß in keiner Weise das Wasser reichen konnte.
Das Vermächtnis des Alan Parsons Project stellen eine ganze Reihe von Juwelen der Progressive-Rock-Ära dar, die in ihren besten Momenten bis heute nichts von ihrer Frische eingebüßt haben und deshalb zu Recht von heranwachsenden Generationen neu entdeckt werden.
Bildquelle:
Albin Olsson
(Das Streben nach einer guten deutschen Platzierung – Der Eurovision...)